Richtig nachrüsten: Was gegen Einbrecher hilft

Bei der Bau-Messe in Riem kann man sich informieren, wie Haus und Wohnung besser geschützt werden. Die AZ erklärt die Trends.
von  az
Video-Überwachung boomt - nicht nur im öffentlichen Raum.
Video-Überwachung boomt - nicht nur im öffentlichen Raum.

München - Zutrittskontrollen für Besucher kennen die meisten Bürger bislang nur aus dem Büro oder aus dem Fernsehen. Doch wegen der stark gestiegenen Einbruchzahlen rüsten inzwischen viele Bürger ihre Häuser mit professioneller Sicherheitstechnik aus. Das Angebot geht inzwischen weit über Alarmanlage und Bewegungsmelder hinaus – vom einbruchhemmenden Fensterglas bis zum Fingerabdrucksensor für die Haustür ist alles zu haben. Der alte Spruch "My home is my castle" ist inzwischen in vielen Fällen wörtlich zu nehmen. Bei der Messe "Bau 2017" am Messegelände in Riem ist der Einbruchschutz in dieser Woche das ganz große Thema.

Die Angst vor Einbrechern ist in Einfamilienhaussiedlungen bundesweit seit einigen Jahren eines der Top-Gesprächsthemen. Knapp 168.000 Einbrüche zählte die Polizei bundesweit im Jahr 2015, wobei die Fallzahlen je nach Bundesland weit auseinander liegen. Vergleichsweise sicher können sich die Einwohner Thüringens und Mecklenburg-Vorpommerns fühlen, wo auf 100.000 Einwohner jeweils weniger als 100 Einbrüche gezählt werden. Das Gleiche gilt generell auch für Bayern.

In München stiegen die Zahlen seit 2010 allerdings kontinuierlich an – bis sie 2015 wieder leicht zurückgingen. Zwar waren Anfang der neunziger Jahre bundesweit die Fallzahlen sogar noch höher als heute, aber viele Bürger sind verunsichert.

Video-Überwachung boomt - nicht nur im öffentlichen Raum.
Video-Überwachung boomt - nicht nur im öffentlichen Raum.

Video-Überwachung boomt - nicht nur im öffentlichen Raum. Foto: dpa

Videoüberwachung wird auch bei Privaten immer beliebter

Der Trend geht klar zur Videoüberwachung. "Die Leute wollen die Leute an der Haustür nicht nur sprechen, sondern auch sehen", sagt Clemens Jesenitschnig, Sprecher des auf Gebäudekommunikation spezialisierten Furtwanger Unternehmens Siedle. Moderne Videokameras speichern die Filmaufnahmen – so können die Bewohner nachträglich jeden betrachten, der vor ihrer Haustür stand. 2015 wurden in Deutschland demnach 65.000 Türstationen verkauft – davon bereits 15 Prozent mit Videoüberwachung. 2014 waren es nach Siedle-Angaben erst 12 Prozent.

Verbreitung für den privaten Hausgebrauch finden somit auch Technologien, die bis vor einigen Jahren ausschließlich in Hochsicherheitsbereichen von Firmen, Behörden und Forschungsinstituten zu finden waren. Der Ditzinger Hersteller Gretsch-Unitas etwa verkauft ein Haustür-Sicherheitskonzept mit Fingerscanner. "Das läuft sehr gut", sagt eine Sprecherin.

Der Einbruchschutz ist oft mit "smart home"-Produkten vernetzt. Wer gerne per Handy seine Heizung oder die Wohnzimmerlampe an- oder ausschaltet, entscheidet sich häufig auch für ferngesteuerte Türkontrolle und Videoüberwachung. Ein Eigenheimbesitzer hat damit ähnliche Kontrollmöglichkeiten wie Sicherheitsleute in einem Bürohaus.

Dank Schutzmaßnahmen: Fast jeder zweite Einbruchsversuch scheitert

Polizei und Versicherungen allerdings legen weniger Wert auf High Tech als auf schlichte mechanische Sicherung – etwa einbruchhemmendes Fensterglas und Türbeschläge oder zusätzliche Schlösser für die Fenster. Denn die polizeiliche Erfahrung lehrt, dass es Einbrecher eilig haben. Gelingt es ihnen nicht, innerhalb kurzer Zeit in ein Haus oder eine Wohnung einzudringen, ziehen viele wieder ab.

In Bayern zählte die Polizei 2015 insgesamt 7.480 Einbruchsdelikte – davon blieben 46 Prozent unvollendet. "Fast jeder zweite Einbruch blieb also im Versuchsstadium stecken, weil die Täter gestört oder von einer wirkungsvollen Sicherungstechnik abgehalten wurden", sagt ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums in München.

Hilfreich für die Branche ist die staatliche Hilfe. Die öffentliche Kfw-Bank fördert den Absatz der Anti-Einbruchs-Technik abhängig von der Investitionssumme mit bis zu 1500 Euro Zuschuss. Doch eine gesetzliche Norm für den Einbruchschutz gibt es nicht, stattdessen zertifizieren mehrere Institute die Produkte der Hersteller. Doch eine neue Fenstersicherung allein garantiert keineswegs den Schutz.

"Planungs- und Montagefehler können schnell dazu führen, dass die Einbruchhemmung von Fenstern und Türen nicht mehr wirkt", sagt Jürgen Benitz-Wildenburg, Sprecher des Instituts für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim.

Eine Hausratversicherung sollte jeder haben - sie greift nach einem Einbruch.
Eine Hausratversicherung sollte jeder haben - sie greift nach einem Einbruch.

Eine Hausratversicherung sollte jeder haben - sie greift nach einem Einbruch. Foto: dpa

Diese Tipps geben Experten

Rund 160.000 Hausbesitzer und Mieter sind im vergangenen Jahr laut offizieller Statistik zu Einbruchs-Opfern geworden – und haben den verursachten Schaden ihrer Versicherung gemeldet. Doch was hilft wirklich gegen Einbrecher?

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beantwortet hier die wichtigsten Fragen.

Können auch Mieter ihre Wohnung mit Sicherungstechnik ausrüsten? Ja, auch Mieter können ihre Wohnung zum Beispiel mit besseren Schließzylindern oder Querriegelschlössern nachrüsten. Voraussetzung dafür ist allerdings das Einverständnis des Vermieters.

Wie sind Wohnungseinbrüche versichert? Die Schäden nach einem Einbruch übernimmt die Hausratversicherung. GDV-Versicherungsexperte Mathias Zunk: „Die Hausratversicherung ersetzt den Wiederbeschaffungspreis für gestohlenes oder irreparables Inventar, die Reparaturkosten für beschädigtes Inventar und eine Wertminderung bei beschädigten aber noch uneingeschränkt nutzbaren Gegenständen.“ Was jedoch nicht versichert werden kann, sind mögliche, oft schwerwiegende psychische Folgen eines Einbruchs – den Verlust der Privatsphäre inbegriffen.

Kann die Versicherung Leistungen kürzen, wenn in einem Mehrfamilienhaus häufig die Haustüre offen steht? „Entscheidend für den Versicherungsschutz ist die Wohnungstüre“, sagt Mathias Zunk. Wer diese richtig verschlossen hat, muss keine Leistungskürzungen befürchten.

Meine Nachbarn haben Tag und Nacht die Fenster gekippt – sogar im Urlaub. Werden dadurch Einbrecher nicht geradezu eingeladen? Steigt damit nicht auch das Risiko, dass bei mir im Erdgeschoss eingebrochen wird? Gekippte Fenster sind eine willkommene Einladung für Einbrecher. In Einfamilienhäusern sind Fenster und Fenstertüren die mit Abstand häufigste Einstiegsstelle.
Nachbarn sollten deshalb in diesem Fall das Gespräch suchen und auf die erhöhte Gefahr eines Einbruchs durch die gekippten Fenster aufmerksam machen.

Wie kann ich meinen Wintergarten, der hauptsächlich aus Glas besteht, vor Einbrechern schützen? Hochwertiges Sicherheitsglas ist für Wintergärten ein guter Schutz gegen Einbrecher. Ein Glasbruchmelder kann für weitere Sicherheit sorgen. Der laute Alarm schreckt häufig Einbrecher ab. Eine weitere Möglichkeit bieten Bewegungsmelder, die den gefährdeten Bereich hell ausleuchten.

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