Richard-Strauss-Straße: Die Stadt holt die Tische rein

MÜNCHEN - Seit fast 50 Jahren servieren die Lokale hier im Freien. Jetzt, nach der Neugestaltung, soll damit Schluss sein. Die Lokalbaukommission schickt eine „Beseitigungsverfügung“. Die Wirte wehren sich.
Ulrich Klauser ist empört. Er sagt’s drastisch: „Wir wollen keine Stalinallee in Bogenhausen!“ Was ihn so erzürnt: Die Lokalbaukommission (LBK) hat allen Gaststätten mit Freischankfläche an der Richard-Strauss-Straße eine „Beseitigungsverfügung“ geschickt. Im Klartext: Die Tische draußen müssen weg!
Auch Konrad Huber versteht die Welt nicht mehr: „Neun Jahre hatten wir Dreck und Lärm vom Tunnelbau. Jetzt, wo alles grün und ruhig ist, sollen die Wirtsgärten weg? Das ist der Lebensraum, wo wir Anwohner uns treffen!“ Kampflos gibt Huber nicht auf und mobilisiert gegen die Schließung der Wirtsgärten: In wenigen Tagen kamen über 500 Unterschriften zusammen. Betroffen sind fünf Betriebe mit 20 Tischen.
Der kleine Biergarten von „Naumanns Hüttenwirt“, Ecke Richard-Strauss-/Lisztstraße ist mit einer exakt geschnittenen Buchshecke eingefasst. „Die Stadt hat uns vor eineinhalb Jahren gefragt, wie wir das haben wollen, und dann die Hecke gepflanzt“, sagt Wirt Christian Naumann. Seit 49 Jahren gibt es für die Gaststätte eine Betriebskonzession samt Freischankfläche von 6 bis 23 Uhr.
Die Tische und Bänke lässt Naumann vorerst stehen, obwohl die Hausverwaltung dem Pächter die Terrasse „aufgrund des Schreibens der LBK“ zum 31. Oktober gekündigt hat. Schwer trifft die Beseitigungsverfügung auch die anderen Gastronomen. Sandra Rottegger beispielsweise hat vor wenigen Monaten ihr „Café am Böhmerwaldplatz“ eröffnet und viel Geld in den Umbau der ehemaligen Videothek investiert.
Konzessionen für ihren Wirtsbetrieb haben zwar alle Betroffenen, baurechtlich allerdings sind die Tische im Freien – laut Planungsreferat – nicht zulässig. Vorgartenbereiche dürften gewerblich nicht genutzt werden, eine Befreiung vom Bebauungsplan könne aus städtebaulichen Gründen nicht erteilt werden, schrieb die Lokalbaukommission den Wirten im vergangenen August.
49 Jahre lang hat die Behörde offenbar nichts bemerkt, jetzt jedoch „einen Hinweis“ erhalten und prompt gehandelt.
Inzwischen lenkt Thorsten Vogel, Sprecher des Planungsreferats, ein: „Wir sind an einer einvernehmlichen Lösung interessiert. Es muss eine Befreiung vom Bebauungsplan geben.“ Darauf allein wollen sich die Anwohner aber nicht verlassen – und sammeln erstmal weiter Unterschriften. G. Mühlthaler