Revoluzzer in den bayerischen Bergen

Am Sonntag hat der Film "Brandner Kaspar" Volkspremiere – 500 AZ-Leser sind dabei
von  Abendzeitung
Zwei bayerische Charakterköpfe mit Humor: Franz Xaver Kroetz als gewitzter Brandner Kaspar und Bully Herbig als morbid-witziger Boandlkramer beim aus-Schnapseln weiterer Lebensjahre.
Zwei bayerische Charakterköpfe mit Humor: Franz Xaver Kroetz als gewitzter Brandner Kaspar und Bully Herbig als morbid-witziger Boandlkramer beim aus-Schnapseln weiterer Lebensjahre. © az

Am Sonntag hat der Film "Brandner Kaspar" Volkspremiere – 500 AZ-Leser sind dabei

Vilsmaier, der in der Jachenau drehte, mit Jägern der Gegend zusammenarbeitete, Berghütten umschreinern ließ, damit sie wieder historisch aussahen, gewann für seinen "Brandner Kaspar“-Film Bully Herbig als Boandlkramer und Franz Xaver Kroetz als Brandner sowie Jörg Hube, Jürgen Tonkel, Herbert Knaup oder Detlev Buck.

AZ: Herr Vilsmaier, über 1000 Mal ist der "Brandner" im Residenztheater aufgeführt worden, im Volkstheater läuft er noch, es gibt zig Fernsehverfilmungen und -Aufzeichnungen, außerdem den Kinoklassiker mit Hörbiger und Wery von 1949. Warum noch eins draufsetzen?

JOSEPH VILSMAIER: Diese Frage habe ich mir nicht gestellt. Ich habe mir stattdessen einen Kindertraum erfüllt. Denn ich war als 9-Jähriger bei den Dreharbeiten des alten Films dabei!

So früh kamen Sie zum Film?

Ja, mein Vater war Fahrer in der Bavaria Filmkunst. Vor unserem Haus in Bogenhausen, wo wir im zweiten Stock wohnten, stand ein Horch-Holzvergaser-Auto, das knappe Benzin hat’s ja fast nur für die Amerikaner gegeben – ein riesen Trumm mit ein paar Zentnern Holz oben drauf. Und eines Morgens 1948 sagt er, dass ich mitfahren kann nach Berchtesgaden, wo er Paul Hörbiger, Carl Wery und einige andere hinfuhr.

Wie haben Sie das Set erlebt?

Ich habe die Scheinwerfer gesehen, den Boandl rumlaufen sehen und stand mit offenem Mund zwischen den Hunderten von Leuten.

Seitdem sind 60 Jahre vergangen.

Aber ich hab so alle zehn Jahre wieder an den Wunsch gedacht, den Stoff vom "Brandner" zu verfilmen. Vor allem als ich 1961 wieder zur Bavaria kam und alles schon moderner war.

Und wann ging’s für den neuen "Brandner" los?

Vor zwei Jahren bin ich dann mit dem Herbert Kloiber von Tele 5 und Concorde Film ins Volkstheater: zugegeben mit dem Hintergedanken, ihn für meine Sache zu gewinnen – aber ohne Vorhang und Kulisse, sondern mit unserer bayerischen Landschaft.

Und war er überzeugt?

Nach der Vorstellung waren wir im Volksgarten auf ein Bier. Ich hab gesagt: "Du, das wär doch was für uns.“ Und da hat er mir die Hand gegeben und gesagt: "Da hast recht." Am nächsten Tag um elf kam der Eilbriefträger mit der Nachricht: „Lieber Joseph, ich stehe zu meinem Wort.“ So schnell war noch nie eine Finanzierung klar.

Und die Besetzung?

Ich hab den Kroetz im Auge gehabt, ohne ihn zu kennen, weil ich mir den Brandner immer so vorgestellt habe: Dass auf den Bergen die Leute eben ein bisslerl anders sind, nicht aufgebrezelt, sondern eher revoluzzermäßig unterwegs sind. Und das passt auf den Kroetz. Ich habe ihn einfach angerufen, ohne das Projekt preiszugeben. Wir haben uns an einem Samstag im Restaurant Eisbach am Marstallplatz gesetzt. Er war gleich schroff, so nach dem Motto: "Herr Vilsmaier, was gibt’s?!“ Aber nach einer halben Stunde sagt er: "Sepp, ich bin der Franz Xaver, ich glaub, du bist a bisserl stur, ich bin a bisserl stur, das könnt passen.“

Und der Bully Herbig?

Der war schon weit vor den letzten Jahren bei der Sache. Der hatte als Kind schon seiner Mutter erzählt, dass er den Boandl oder den Brandner spielen wollte. Und in Grünwald im Garten hab ich ihn gefragt: " Bully, wie willst du denn den Boandl spielen?“ Anstatt zu erklären, ist er aufgestanden und mit verdruckster Stimme gesagt: "Mach du mal den Brandner, Sepp!“ - und hat angefangen zu spielen, dass ich mit Tränen vor Lachen auf die Knie gefallen: "Bully, göttlich: So mach mer’s!“

Wie sind denn die zwei Egomanen miteinander ausgekommen?

Bully ist keiner und Kroetz ist professionell und dann haben sie sich gleich gut verstanden und hatten jeder Hochachtung vor dem anderen gehabt.

Adrian Prechtel

Am Wochenende hat "Brandner Kaspar“ Premiere. Und weil es sich um ein Volksstück handelt, wollte Vilsmaier eine Volkspremiere für 500 Münchner mit Film und Brotzeit. Im Anschluss kommen die Schauspieler in den Saal, und es gibt eine kleine Brotzeit mit Bier. Dafür hat er als Partner den Wirt Peter Pongratz vom Nockherberg, die Paulaner Brauerei, das Bayerische Fernsehen mit der Abendschau und die Münchner Abendzeitung gewonnen.

Wo: Paulaner am Nockherberg

Wann: Sonntag, 12. Oktober, Einlass: 14.30 Uhr, Filmbeginn: 15 Uhr.

AZ-Karten: 25 x 2 Karten für dieses Ereignis liegen am heutigen Freitag ab 8.30 Uhr in der neuen AZ-Schalterhalle, Rundfunkplatz 4, zur freien Abholung bereit.

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