Kaufhof-Rettung! Filiale am Stachus bleibt bestehen

München - Es war die sprichwörtliche Rettung in allerletzter Sekunde. Der Generalbevollmächtigte des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) Arndt Geiwitz und die Münchner Unternehmerfamilie Zechbauer einigten sich am Freitag auf einen neuen Mietvertrag.
Hauptmieter verzichten auf 90 Prozent der Mieteinnahmen
Darin verzichtet die Familie Zechbauer, der das Warenhausgebäude gehört, für zwei Jahre auf 90 Prozent der Mieteinnahmen. Damit bleiben bis zu 300 Jobs bei Kaufhof am Stachus bis Herbst 2022 erhalten.
Die Mitarbeiter der Filiale hatten bereits ihre Kündigung zu Hause auf dem Tisch liegen. Ende Oktober sollte das traditionsreiche Warenhaus nach 70 Jahren schließen. Die monatelangen Rettungsversuche schienen endgültig gescheitert.
"Vor Beginn der Videokonferenz dachte ich, das kriegen wir zu 99 Prozent nicht hin", sagte Michael Zechbauer zur AZ. Doch dann passierte doch das Wunder. Ein neuer Mietvertrag kam zustande. "Es gab ein weiteres Entgegenkommen unsererseits und auch ein Entgegenkommen von GKK, so war die Einigung möglich", sagte Zechbauer. "Das freut mich besonders für die Kaufhof-Mitarbeiter."
Kaufhof-Einigung: Den Tränen nahe
"Die Einigung wurde möglich, da die Familie Zechbauer als Hauptvermieter erheblichen Verzicht bei der Miete leistet und andererseits durch starkes Entgegenkommen durch den Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz bei Galeria Karstadt Kaufhof", heißt es dazu in einer Erklärung, die die Gewerkschaft Verdi verschickte.
"Für unsere Beschäftigten ist es eine große Erleichterung, für mehr als zwei Jahre hier weiter arbeiten zu können und im Anschluss Beschäftigungsperspektiven eröffnet zu bekommen", erklärte der Betriebsratsvorsitzende Markus Niklas. Er und seine Kollegin hatten in der Videokonferenz beinahe Tränen in den Augen, als klar wurde, dass es eine Einigung geben wird.
"Die Familie Zechbauer hat ein unglaublich hohes Maß an sozialer Verantwortung gezeigt, das ist der Wahnsinn", sagte Dominik Datz, Fachsekretär für Handel bei Verdi in München.
Kaufhof-Rettung: Die Stadt hält sich zurück
Wenig Schmeichelhaftes hört man aus Verhandlungskreisen dagegen zum Engagement der Politik. Die Fraktionen im Rathaus hielten sich auffallend zurück, heißt es. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte unter Berufung auf städtische Juristen und die Regierung von Oberbayern zuletzt erklärt, die SWM dürften aus Gründen der Wettbewerbsneutralität keinen Mietnachlass gewähren.
Die Gewerkschaft schrieb Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) diese Woche einen Brief und bat darin um finanzielle Unterstützung des Freistaats. "Wir haben keine Antwort erhalten", sagt Datz. Umso mehr freut den Gewerkschafter, "dass nun auch ganz ohne Beteiligung der Stadt oder des Freistaats eine Lösung gefunden wurde".