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Kaufhof-Rettung! Filiale am Stachus bleibt bestehen

Die Kaufhof-Filiale am Stachus ist gerettet – die Beteiligten haben sich geeinigt. Die neue Mietregelung gilt bis September 2022.
Ralph Hub
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Die Kaufhof-Filiale am Stachus ist gerettet – vorerst.
Die Kaufhof-Filiale am Stachus ist gerettet – vorerst. © imago/Michael Westermann

 

München - Es war die sprichwörtliche Rettung in allerletzter Sekunde. Der Generalbevollmächtigte des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) Arndt Geiwitz und die Münchner Unternehmerfamilie Zechbauer einigten sich am Freitag auf einen neuen Mietvertrag.

Hauptmieter verzichten auf 90 Prozent der Mieteinnahmen

Darin verzichtet die Familie Zechbauer, der das Warenhausgebäude gehört, für zwei Jahre auf 90 Prozent der Mieteinnahmen. Damit bleiben bis zu 300 Jobs bei Kaufhof am Stachus bis Herbst 2022 erhalten.
Die Mitarbeiter der Filiale hatten bereits ihre Kündigung zu Hause auf dem Tisch liegen. Ende Oktober sollte das traditionsreiche Warenhaus nach 70 Jahren schließen. Die monatelangen Rettungsversuche schienen endgültig gescheitert.

"Vor Beginn der Videokonferenz dachte ich, das kriegen wir zu 99 Prozent nicht hin", sagte Michael Zechbauer zur AZ. Doch dann passierte doch das Wunder. Ein neuer Mietvertrag kam zustande. "Es gab ein weiteres Entgegenkommen unsererseits und auch ein Entgegenkommen von GKK, so war die Einigung möglich", sagte Zechbauer. "Das freut mich besonders für die Kaufhof-Mitarbeiter."

Kaufhof-Einigung: Den Tränen nahe

"Die Einigung wurde möglich, da die Familie Zechbauer als Hauptvermieter erheblichen Verzicht bei der Miete leistet und andererseits durch starkes Entgegenkommen durch den Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz bei Galeria Karstadt Kaufhof", heißt es dazu in einer Erklärung, die die Gewerkschaft Verdi verschickte.

"Für unsere Beschäftigten ist es eine große Erleichterung, für mehr als zwei Jahre hier weiter arbeiten zu können und im Anschluss Beschäftigungsperspektiven eröffnet zu bekommen", erklärte der Betriebsratsvorsitzende Markus Niklas. Er und seine Kollegin hatten in der Videokonferenz beinahe Tränen in den Augen, als klar wurde, dass es eine Einigung geben wird.

"Die Familie Zechbauer hat ein unglaublich hohes Maß an sozialer Verantwortung gezeigt, das ist der Wahnsinn", sagte Dominik Datz, Fachsekretär für Handel bei Verdi in München.

Kaufhof-Rettung: Die Stadt hält sich zurück

Wenig Schmeichelhaftes hört man aus Verhandlungskreisen dagegen zum Engagement der Politik. Die Fraktionen im Rathaus hielten sich auffallend zurück, heißt es. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte unter Berufung auf städtische Juristen und die Regierung von Oberbayern zuletzt erklärt, die SWM dürften aus Gründen der Wettbewerbsneutralität keinen Mietnachlass gewähren.

Die Gewerkschaft schrieb Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) diese Woche einen Brief und bat darin um finanzielle Unterstützung des Freistaats. "Wir haben keine Antwort erhalten", sagt Datz. Umso mehr freut den Gewerkschafter, "dass nun auch ganz ohne Beteiligung der Stadt oder des Freistaats eine Lösung gefunden wurde".

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22 Kommentare
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  • Lackl am 11.09.2020 23:21 Uhr / Bewertung:

    Na ja, jetzt haben die Mitarbeiter dort eine Menge Zeit sich umzuorientiern und keiner braucht später wuisln, wenn er keinen Ersatzarbeitsplatz hat.

  • Giesinger Britt am 11.09.2020 19:46 Uhr / Bewertung:

    Erstens: Tränen in den Augen werden die GKK-Mitarbeiter bekommen, wenn sie ihre neuen Arbeitsverträge sehen, dort insbesondere die Vergütung.
    Zweitens: Zechbauers zeigten eben kein "unglaublich hohes Maß an sozialer Verantwortung". Was hätte andernfalls denn mit dieser Immobilie geschehen sollen? Eine grosse Immobilie in exponierter Lage: bedeutet nicht nur Profit in guten Zeiten, sondern auch erhebliches Risiko in Zeiten wie diesen.
    Drittens: Durch die Einigung ist das GKK-Ende nur wenig (ca. 10 Monate?) verzögert, keinesfalls abgewendet. Vieles und viele mögen daran mitgewirkt haben, bespielsweise gewisse Herren (Middelhoff, Berggruen, Benko). Der Grossteil des Fiaskos ist wohl deutschen Gewerkschaften zuzuschreiben. Deren Schnapsideen (z.B. 2002: 25-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich im Einzelhandel) haben eine Betriebssform unterminiert, die nach wie vor Rechtfertigung erfahren könnte, vor allem im mittleren und gehobenen Preissegment (siehe London, Zürich, Paris, Dubai).

  • am 11.09.2020 16:33 Uhr / Bewertung:

    Es ist eine Folge der Abkehr von der Sozialen Marktwirtschaft. Da riß sich ein Wucherer den Oberpollinger, den Kaufhof, das Gebäude von ehemals Neckermann unter den Nagel, verarmte die Firmen - und meldet nun nach einem großen Abkassieren auch noch Insolvenz an - die langjährigen Beschäftigten sind die Dummen. Ach ja, aus dem OEZ zieht dann die KARSTADT und der KAUFHOF auch noch aus. "Nach mir die Sündflut!" - oder wie es ein "Ehrenpräsident" des Triple-Siegers sagte: "Mir alles - und den Rest den anderen!"

    Frau Merkel erkennt in solcher "Wirtschaft" die Soziale Marktwirtschaft!

    Beste Grüße

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