Rettung in 33 Metern Höhe

Nach einem Motor-Defekt stoppte das automatische Sicherheitssystem: Bahnbetreiber und Feuerwehr evakuieren die Wagen des Olympia Looping - zehntausende schauen dabei zu
von  Abendzeitung
Höhenretter im Einsatz beim Olympia Looping.
Höhenretter im Einsatz beim Olympia Looping. © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Nach einem Motor-Defekt stoppte das automatische Sicherheitssystem: Bahnbetreiber und Feuerwehr evakuieren die Wagen des Olympia Looping - zehntausende schauen dabei zu

Sie ist die größte transportable Looping-Bahn der Welt: 1989 hatte sie Wiesn-Premiere, und wenn die Wagen unter dem Gekreische der Passagiere durch die fünf Loopings jagen, haben sie rund 100 Sachen drauf. Normalerweise. Denn im 20. Jahr auf der Wiesn trat beim Olympia Looping am Samstagnachmittag etwas ein, das es noch nie gegeben hatte: Als die Bahn mit 28 Passagieren an Bord gerade ganz oben, am Looping-Scheitelpunkt in 33 Metern Höhe war, stoppte das Sicherheitssystem die Wagen. Ein Motor der 900-Tonnen-Anlage war durchgeschmort, nichts ging mehr.

Um Punkt 14.44 Uhr wurde der 20 Jahre alte Looping das meist beachtete Fahrgeschäft der ganzen Wiesn: Zehntausende Köpfe reckten sich nach oben, als sieben Angestellte des Achterbahnbetreibers anfingen, die Passagiere über Nottreppen aus den Gondeln zu holen. „Alle sind ganz ruhig geblieben. Es gab keine Panik – und auch keinen Anlass dafür: Die Fahrgäste waren zu keinem Zeitpunkt in Gefahr“, sagt Rudolf Barth, der Senior-Chef des Olympia Loopings. Einer nach dem anderen machten sich die Passagiere – darunter auch Jugendliche – an den Abstieg.

Vier Fahrgäste mussten länger ausharren

Nur die vier Adrenalin-Junkies im ersten Wagen mussten länger in luftiger Höhe ausharren: „Sie hatten den Scheitelpunkt der Bahn schon überschritten und kamen nicht an die Rettungstreppen heran“, sagt Polizeisprecher Christoph Reichenbach. Ein Fall für die Feuerwehr, bei der der Einsatz unter „Alarmstufe 2“ anlief: „Wir waren mit 36 Fahrzeugen und etwa 80 Kräften vor Ort“, sagt Feuerwehr-Sprecher Harald Justl. Weil die „normalen“ Hubrettungsgeräte zu klein waren, um die vier Italiener (drei Männer und eine Frau, alle zwischen 20 und 25 Jahren) zu bergen, organisierten die Feuerwehrler die Hubrettungsbühne mit einer maximalen Rettungshöhe von 53 Metern.

Nachdem Einsatzkräfte der Wiesn-Wache die Fahrgäste gesichert hatten, ließ die Höhenrettungsgruppe der Berufsfeuerwehr die Italiener in den Rettungskorb steigen. Letztere nahmen die Aktion in 33 Metern Höhe mit südländisch guter Laune: Noch aus den Gondeln grüßten sie huldvoll die Menge am Boden. 30 Minuten später, im Rettungskorb, rissen sie jauchzend die Hände in die Luft. Die missglückte Achterbahnfahrt – ein riesiges Abenteuer.

Einige der Geretteten saßen zwei stunden später erneut in der Achterbahn

„Wir haben den Fahrgästen natürlich den Fahrpreis erstattet und denjenigen, die welche wollten, Ehrenkarten geschenkt“, sagt Looping-Betreiber Barth. Und tatsächlich: Einige der geretteten Fahrgäste saßen zwei Stunden später, als der Motor der Bahn ausgetauscht war, schon wieder in den Wagen. Der defekte Motor war bereits gestern in der Werkstatt. „Wir lassen jetzt analysieren, was da genau geschehen ist“, sagt Barth. Er betont: „Unser Sicherungssystem verhindert übrigens, dass Passagiere kopfüber irgendwo stecken bleiben.“

Und wenn schon – den wagemutigen Italienern hätte es wahrscheinlich noch nicht mal was ausgemacht.

Daniela Transiskus

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