Interview

Auffangstation für Reptilien in München: Retter mit großem Herz

Exotische Tiere, die in Not geraten, werden in der Auffangstation für Reptilien München e. V. aufgenommen und in gute Hände weiter vermittelt.
von  Diemuth Schmidt
AZ-Interview mit Jennifer Vogl, Pressesprecherin Auffangstation für Reptilien München e.V.
AZ-Interview mit Jennifer Vogl, Pressesprecherin Auffangstation für Reptilien München e.V. © AZ/Auffangstation für Reptilien München e.V.

Wenn Jennifer Vogl an ihrem Schreibtisch im Büro in der Kaulbachstraße 37 sitzt, lugt Königspython Drusilla aus ihrem Terrarium mit auf den Bildschirm. Vogl arbeitet als Pressesprecherin in der Münchner Auffangstation für Reptilien, eine der größten in Europa. Der Verein hat sich die Aufnahme, Versorgung, Pflege und Weitervermittlung exotischer (Haus)-Tiere zur Aufgabe gemacht und betreibt damit einen nachhaltigen und sinnhaften Tierschutz. Jennifer Vogl gehört mit zur Fach-Jury, die bei der diesjährigen Fotoaktion der AZ unter dem Motto "Wie Hund & Katz?" über die Sieger entscheidet. Warum Reptilien so faszinierend sind und wie man sich ihnen am besten annähert, erklärt sie unter anderem hier im Interview.

Jennifer Vogl mit ihrer Büroschlange Drusilla, einem Königspython.
Jennifer Vogl mit ihrer Büroschlange Drusilla, einem Königspython. © Auffangstation für Reptilien München e.V.

Frau Vogl, woher kommen die Reptilien, Amphibien, Wirbellosen oder auch exotischen Säugetiere, die bei ihnen aufgenommen werden?
JENNIFER VOGL: Manche stammen von Privatleuten, die die Tiere loswerden wollen oder mit der Versorgung überfordert sind. Bei uns landen auch größere Tiere wie Affen, letztes Jahr hatten wir sogar einen Puma. Es gibt aber auch Fundtiere und schließlich die Beschlagnahmten aus illegalen Transporten oder Kontrollen. Es kann sein, dass auf einmal bis zu 300 Tiere untergebracht werden müssen. Da muss schnell unser sehr flexibles Team morgens um fünf Uhr mobilisiert werden und die Tiere einsammeln, während in der Station die Unterbringung und die Quarantäne vorbereitet wird. Für die Mitarbeitenden stehen bei diesen Aktionen schon mal 20-Stunden-Tage an.

Jede Anfrage wird überprüft

Lassen sich diese großen Mengen an Lebewesen denn alle wieder weitervermitteln?
Ja, wir vermitteln fast genauso viele, wie wir aufnehmen. Es gibt ein großes Interesse an den Tieren. Jede Anfrage wird von uns überprüft, denn wir setzen einige Dinge für die Vermittlung voraus. Wir beraten die zukünftigen Halter gerne im Vorfeld zu allen Fragen rund um die richtigen Bedingungen für ein lebenswürdiges Leben für Schlange, Schildkröte, Echse und alle anderen.

Im Norden Münchens liegt die einmalige Anlage Chelonia, Europas größtes Schildkrötenrefugium. Hier ist ein Becken für Wasserschildkröten zu sehen.
Im Norden Münchens liegt die einmalige Anlage Chelonia, Europas größtes Schildkrötenrefugium. Hier ist ein Becken für Wasserschildkröten zu sehen. © Auffangstation für Reptilien München e.V.

Viele Schlangen benötigen nur alle zehn bis 14 Tage etwas zu fressen

Für wen eignen sich denn Reptilien als Haustiere?
Wenn man akzeptiert, dass es mehr ums Schauen als das Anfassen geht, wird man viel Freude bei der Haltung haben. Sehr schön ist auch, dass man einen exotischen Lebensraum nachbildet, der dann Teil der Wohnung ist. Der halbe Dschungel im Zimmer ist allerdings auch mit viel Technik und hohen Stromkosten verbunden. Einfach hat man es mit vielen Schlangen, wenn man in den Urlaub fährt, denn die meisten unter ihnen benötigen ohnehin nur alle zehn bis 14 Tage etwas zu fressen.

Woher kommt Ihre Begeisterung für Reptilien?
Ich war schon lange fasziniert von den Dinosauriern und habe dann festgestellt, dass es Tiere gibt, die ähnlich urtümlich aussehen. Schon mit zehn Jahren hatte ich eine Bartagame, heute wohnen bei mir zu Hause drei Schlangen und ein Gecko. Ich kann mich wie alle, die im Tierschutz arbeiten, auch für viele andere Arten begeistern, aber die faszinierenden Reptilien liegen mir besonders am Herzen. Was die Aufmerksamkeit angeht, besetzen sie im Tierschutz eine Nische. Es ist sehr schade, dass sie oft als bedrohlich empfunden werden.

Ein Raum für größere exotische Tiere in Riem.
Ein Raum für größere exotische Tiere in Riem. © Auffangstation für Reptilien München e.V.

Auffangstation bietet Gifttier- und Schlangentour an

Um Vorurteile abzubauen, hilft ein Kennenlernen. Wie kann man sich denn bei Interesse den Reptilien annähern?
Wir bieten verschiedene Führungen an unseren drei Standorten an. Bei einer Gifttier- oder Schlangentour lernt man die Tiere kennen und darf Ungefährliche auch mal anfassen. Infos finden Sie hier

Das Thema unseres Fotowettbewerbs sind Tierfreundschaften. Können Sie sich diese bei Reptilien vorstellen?
Reptilien tolerieren andere Tiere manchmal gut, eine Annäherung ist denkbar, eine Freundschaft schwierig. Die meisten Reptilien sind eher Einzelgänger. Aber ich bin sehr gespannt auf die Fotos, die bei der AZ eingereicht werden.

Sie sind der Meinung, dass auch Ihre Tiere die Chance auf den Titel haben? Dann nehmen Sie teil und sichern sich gleichzeitig die Chance auf einen der vielen tollen Preise von Fressnapf.

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