Restaurant-Tipps: Edel speisen unter 40 Euro
München - Wer gut essen gehen möchte, muss nicht den Goldschmuck der Urgroßmutter verpfänden, um die Rechnung bezahlen zu können. Denn auch in einer teuren Stadt wie München gibt es Restaurants, die sehr gutes Essen zu einem günstigen Preis anbieten.
Der Restaurantführer Guide Michelin stellt in seinem "Bib Gourmand Deutschland" 472 Lokale mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis vor, empfohlen und getestet von den Guide-Michelin-Inspektoren. Sechs Lokale davon sind in München. Sie bieten Abendmenüs ohne Weinbegleitung für maximal 37 Euro an.
Wir stellen wir Ihnen diese Restaurants, ihre Menüs und die Menschen dahinter vor. Außerdem geben AZ-Redakteure, die selbst leidenschaftlich gerne essen gehen, Tipps, wo Sie noch sehr gut und günstig essen. Aber: In jedem Fall sollten Sie vorher reservieren.
Colette Tim Raue: Das französische Wohnzimmer

Das Ess-Klasse-Menü in der Brasserie Colette von Tim Raue. Foto: Petra Schramek
Zwar steht Sternekoch Tim Raue hinter der Colette im Glockenbachviertel, doch steif wie im Sternerestaurant geht es hier keineswegs zu. Das gemütliche Restaurant erinnert mehr an ein Wohnzimmer, die Atmosphäre ist angenehm ungezwungen.
In der Mitte des Raumes stehen hölzerne Sitzbänke aus einem alten französischen Zug. Das Besteck ist in Konservendosen, die Theke geschwungen und von der Decke hängen alte Lampen.
Die Küche lässt sich am besten als gehobene französische Brasserieküche mit asiatischen Anklängen beschreiben. Eben ein typischer Tim Raue.
Der steht hier zwar nicht selbst am Herd, aber das schmeckt der Gast so gar nicht. Weil es eben einfach sehr gut schmeckt.
Die Küche verantwortet Maurizio Demuro. Der Schwabe mit italienischen Wurzeln arbeitete im Restaurant "5" in Stuttgart und im Restaurant "Gasthof Krone Waldenbuch" in Nürtingen. Beide sind mit einem Michelinstern versehen.
Derzeit findet in der Brasserie Colette Tim Raue die Ess-Klasse, unsere AZ-Gourmet-Aktion in Kooperation mit Rindchen's Weinkontor statt.
Menü für 36 Euro: Zwiebelsuppe, gratinierte Brioche und Schnittlauchöl / Kalbspaillard, Pilze und grüner Pfeffer / Apfeltarte, Karamell und Vanilleeis
Infos: Colette Tim Raue, Klenzestraße 72, Mi. bis So. 12 bis 15 Uhr, Mi bis So 18 bis 23 Uhr. Tel: 23 00 25 55
M Belleville: Französische Lebensart im Bistro genießen

Manina Panzer-Leipert mit der Vorspeise Bachsaibling und dem Hauptgericht Rinderbacke in Rotwein geschmort. Foto: Daniel von Loeper
Bistro mit einem "T" am Ende ist ein ursprüngliches, französisches Lokal, in dem der Franzose Wein, Bier, Kaffee, Café au Lait trinkt und lokale Speisen isst.
Als ein solches Bistro will das M-Belleville verstanden werden, das sich in einem verschachtelten Haus in Schwabing versteckt. Wobei das M für Metro steht und Belleville eine Metrostation in Paris ist. Laufkundschaft kommt hier kaum vorbei. Von außen schaut das M-Belleville aus wie ein einfacher Italiener. Doch das Lokal ist ein Geheimtipp unter Freunden der französischen Küche.
Das M-Belleville strahlt eine einfache Gemütlichkeit aus, während das gehobene Essen aus erstklassigen Zutaten zubereitet ist. Die Karte mit saisonalen Gerichten wechselt täglich, doch manche Gerichte sind so beliebt bei den Gästen, dass sie immer angeboten werden, etwa das Hachis Parmentier, ein Auflauf aus Blutwurst und Apfel unter einer krustigen Kartoffel-Sellerie-Mousseline und Rindfleisch oder die Rinderbacke.
Chefköchin des Familienbetriebs ist die Halbfranzösin Manina Panzer-Leipert, die in Rom aufgewachsen ist und in Paris gelebt hat.
Ihr Vater ist der Regisseur Wolfgang Panzer, bekannt von dem Film "Broken Silence". Er stellt sein eigenes Olivenöl her und ist ein Experte, wenn's um Naturweine geht. Weshalb dem Gast auch die Auswahl an seltenen Naturweinen ans Herz gelegt sei. Regelmäßig gibt es in dem Lokal Livemusik.
Menü für 35 Euro, frei zusammenstellbar aus der Karte: beispielsweise Bachsaibling mit Ingwervinaigrette / Rinderbacke in Rotwein geschmort / Clafoutis mit Birnen und Mandeln
Infos: M-Belleville, Fallmeraystraße 16, Di. bis Fr. 11.30 bis 14.30 Mittag sowie Di. bis Sa. ab 18h mit Menü à la Carte. Tel: 30 74 76 11
Le Cézanne: Landküche mit und ohne Frosch

Patrick Geay macht seinen Thunfischtartar mit Avocado. Foto: Daniel von Loeper
Wenn die Sonne scheint und es auch draußen warm ist, macht Chefkoch und Betreiber Patrick Geay die Fensterfron in seinem Le Cézanne auf und der Duft von Kalbsniere in Rotweinsoße oder gratinierten Muscheln mit Knoblauch-Mandelbutter zieht nach draußen in die Schwabinger Konradstraße. Die kleine Terrasse des Restaurants ist im Sommer immer voll mit zufriedenen Gästen.
Martina und Patrick Geay kochen hier keine abgehobenen Mousse oder Schäumchen, sondern bodenständige Landküche. Und, oh là là, das bedeutet, dass es hier sogar noch angeröstete Froschschenkel gibt. Für all jene, die für derlei Landküchen-Experimente nicht zu haben sind, gibt's freilich auch Quiche Lorraine.
Das Le Cézanne hat eine kleine Klassikerkarte und wechselnde Gerichte auf der Tafel. Bei der kenntnisreich zusammengestellten französischen Weinkarte fällt besonder Bordeaux wegen seines sensationellen Preis-Leistungsverhältnisses auf.
Vier-Gänge Überraschungsmenü für 45 Euro mit Fischgang und Fleischgang.
Info: Le Cézanne, Konradstraße 1, Dienstag bis Sonntag ab 18.30 Uhr. Tel: 39 18 05
Johannas: Wildspezialitäten im bayerischen Wirtshaus

Andi Neumayr mit Spargel, gebackenem Ziegenkäse und Culatello Schinken. Foto: Petra Schramek
Manche der Zutaten im Johannas kommen aus dem eigenen Garten und manches Wild aus der eigenen Jagd. Deshalb ist auch die Wildkarte saisonal an die Schusszeiten angepasst. Allesamt sind die verwendeten Produkte frisch und hochwertig.
Bereits in dritter Generation führt die Familie Neumayr ihr gleichnamiges Hotel in Großhadern. Das Restaurant Johannas haben sie nach dem jüngsten Familienmitglied benannt. Erst 2011 eröffnet, wurde das Lokal bereits zum vierten Mal mit dem Bib Gourmand für ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet.
Holzdecke, Kreuz an den Wänden, viel Grünzeug: Die Atmosphäre im Johannas ist gemütlich-rustikal, das Essen ein Gedicht und kunstvoll von Chefkoch Andi Neumayr angerichtet. Im Keller lagern mehr als 400 Weine aus besten Lagen. Die Preise für eine Flasche gehen von knapp 30 Euro bis zu fast tausend Euro.
Sobald es wärmer wird, können die Gäste im großzügig angelegten Garten mit Grill auf der Terrasse sitzen.
Menü für 37 Euro: Bärlauchcremesuppe, Rauchforelle, Schüttelbrot / Schrobenhausner Spargel gebacken, Ziegenkäse, Culatello Schinken, Sauce Hollandaise / Fallobstkompott,
Weinbeeren, Mandeln, Bergamottensorbet.
Infos: Johannas, Heiglhofstraße 18 in Großhadern. Mo. bis So. 11.30 bis 14 Uhr, 18 bis 22 Uhr. Donnerstags Ruhetag, an Feiertagen jedoch geöffnet. Tel: 741 14 40
Freisinger Hof: Rindfleischeslust

Tafelspitz im Kupfertopf mit typischen Beilagen. Foto: Daniel von Loeper
Der Freisinger Hof ist ein Ort der Fleischeslust, besonders der Rindfleischeslust – und ganz besonders der Lust an gekochtem Rindfleisch. Auf dem Herd steht immer Siedefleisch und köchelt vor sich hin.
Das passt wunderbar zu diesem ursprünglichen Ort, denn die ockergelbe Gaststätte mit Hotel in Oberföhring ist aus dem Jahr 1875. Entsprechend gemütlich und zünftig ist die Atmosphäre. Dafür sorgen auch die Wirtsleute, die klassische österreichische Küche mit bayerischen Einschlägen in der Karte servieren. Dabei schaffen sie es, die Klassiker der österreichischen Küche so vertraut schmecken zu lassen, als sei man selbst damit aufgewachsen. Als hätte Muttern, mit der sich ja jeder Koch messen muss, das steirische Backhendl mit Kartoffel-Rucola-Salat auch immer genau so gemacht.
Alle Hauptspeisen mit Rind wie die Ochsenbrust oder der Tafelspitz werden im Kupfertopf serviert, dazu werden Röstkartoffeln, Gemüse Wiener Art, Apfelkren und Schnittlauchsauce gereicht.
Kein Menü mehr, aber viele Möglichkeiten, drei Gänge unter 37 Euro zu essen. Beispielsweise die Schaumsuppe von Frühlingskräutern und gebeiztem Bachsaibling / Ochsenbrust / Geeister Marillenknödel auf Vanillesoße.
Infos: Hotel Freisinger Hof, Oberföhringer Straße 189, Montag bis Sonntag 11 bis 24 Uhr. Tel: 95 23 02
Le Barestovino: Feiner Fisch français

Die Vorspeise: pochiertes Ei mit grünem Spargel und Parmesancrème. Foto: Daniel von Loeper
Wenn der Franzose Joel Bousquet spricht, möchte man am liebsten ein "Wullewukuschéawekmoi" hauchen oder was der Münchner sonst so auf Französisch sagt, wenn er ein bisschen verliebt ist.
Und wenn der gebürtige Pariser Bousquet seine traditionell-französischen Gerichte serviert, dann möchte man ihn gleich noch mal wegen dieser Coucher-Sache fragen.
In dem modernen Restaurant stellen regelmäßig befreundete Künstler aus. Auch das unaufdringlich und reduziert. Auf dem Teller gibt's wenig Schnickschnack, dafür klassisch zubereitete Meeresfrüchte und Fisch. Die Meerestiere kommen aus Frankreich, andere Produkte aus Oberbayern.
Der Name "Barestovino" ist der Raumaufteilung des Lokals geschuldet: Im Eingangsbereich gibt's eine kleine Bar mit Theke und Bistro-Tischen. Ein paar Stufen weiter ist ein Speisesaal mit 65 Plätzen. Außerdem gibt's einen kleinen Weinkeller für 16 Gäste. Auf der Karte steht eine besonders attraktive Auswahl an europäischen Weinen im Allgemeinen und französischen Weinen im Besonderen.
Menü für 37 Euro: Pochiertes Ei, grüner Spargel und Parmesancrème / Bretonisches Kabeljaurückenfilet, paniert mit Mandeln auf Schrobenhausener Spargel / Erdbeeren-Balsamico mit Rhabarbersorbet. Passend zum Menü als Weinbegleitung: die Flasche Sauvignon Blanc 2016 vom Weingut Christian Cousin für 26 Euro.
Infos: Le Barestovino, Thierschstr. 35. Tel: 23 70 83 55. Di. bis Sa. 18 bis 23 Uhr
Die Tipps der AZ-Redaktion
Thomas Müller, Vize-Chefredakteur: Allein wegen des Biergartens sollte man einmal in die Schwalbe, Schwanthalerstraße 149 (Tel 23 23 96 65), schauen. Da hockt man im ruhigen Hinterhof im Westend, umgeben von bunten Wänden im Schatten ausladender Bäume. Chefkoch Karl Ederer schaut gerne persönlich am Tisch vorbei, wischt sich an der Schürze herum und ratscht über seine Produkte: lokal, saisonal, eh klar. Ein Menü gibt's hier nicht. Dafür Ochsenschwanzsuppe (7 Euro), Bayerwald-Zicklein gebacken mit Kartoffelsalat (21 Euro) und zum Schluss vielleicht noch eine Crème brûlée Hagebutte mit Quitten-Granatapfelkompott. Wer weniger Hunger hat, isst halt ein Leberwurstbrot. Auch nicht schlecht.
Sophie Anfang, Vize-Lokalchefin: Georgisch essen gehen? Vertrauen Sie mir, es lohnt sich. In Georgien verschmelzen Einflüsse aus der europäischen und asiatischen Küche, Seidenstraße sei Dank. Außerdem gilt das Land als die Wiege des Weins, mit Sorten, die man hier kaum bekommt: Kindzmarauli oder Mukuzani. Ausprobieren geht gut im Iveria (Tel 22 84 39 93), direkt neben dem KVR, Poccistraße. Meine Empfehlungen: Steigen Sie mit gemischten Vorspeisen ein (Auberginen, Spinatcreme und Salat aus gebackenem Hähnchen, 9,40 Euro), danach Lamm-Chinkali (georgische Ravioli, 8,50 Euro). Zum Hauptgericht: "Ostri" (Schmorgericht mit Rindfleisch und Koriander, 13,90 Euro). Wer dann noch Hunger hat, isst einen kleinen Walnusskuchen (4,50 Euro).
Florian Zick, Rathaus-Reporter: Mei, wann kommt man schon mal nach Milbertshofen? Zu selten. Leider. Ein richtig guter Grund für einen Ausflug nach außerhalb des Mittleren Rings ist nämlich das Rabiang Thai in der Georgenschwaigstraße 25 (Tel 35 07 304). Als sich das Betreiberpärchen vor ein paar Jahren in der Stadt niedergelassen hat, hatte es nicht wirklich Ahnung von der Münchner Geografie. So kommt's, dass einer der besten Thailänder der Stadt nun deutlich abseits des Zentrums zu finden ist. Ein bisschen pendeln muss man also schon, dafür lassen sich die Preise sehen: Garnelenküchlein vorneweg (8,50 Euro), dann die Entenbrust (17,50 Euro) und zum Schluss Banane in süßer Kokosmilch (5,50 Euro) – das passt.
Jasmin Menrad, Gastro-Reporterin: Im Tian wird der Gast überrascht – immer angenehm. Sicher ist nur, dass das Sauerteigbrot auf schwarzen Steinen liegt und der Gast Grünen Veltliner oder Riesling trinkt. Auf der Karte des vegetarisch-veganen Restaurants mit dem grünen Chic in der Frauenstr. 4 (Tel 88 56 56 712) stehen nur die Zutaten, die immer schön anzuschauen und noch schöner zu essen sind. Jeden Samstag von 12 bis 14.30 Uhr gibt's hier ein Drei-Gang-Menü für 37 Euro. Das klingt dann so: Vorspeise: Karotte, Mais, Pumpernickel, Sauerklee. Hauptspeise: Spargel, Sauerampfer, Spitzmorchel, Dicke Bohnen. Dessert: Felchlin Arriba, Ananas, Kokos, Brunnenkresse. Lassen Sie sich überraschen.