Reptilienbefall am Großmarkt: Teufel Eidechslein
Der Großmarkt leidet unter Reptilienbefall. Und ein Käfer macht das Gleislager zum Biotop. Ein Großhändler musste ihretwegen schon ein anderes Baugrundstück nehmen.
München - Kleinvieh kann ganz gewaltigen Ärger machen – und die Stadt teuer zu stehen kommen. Damit haben die Kämmerer schon leidvolle Erfahrungen machen müssen.
So gibt es heute an der Großmarkthalle großen Verdruss: Denn im südwestlichen Bereich haben sich bei den alten Gleisen Mauereidechsen prächtig entfaltet. Die Anfangs kleine Kolonie schätzen Experten heute auf rund 1000 Tierchen – die zu den „streng zu schützenden Arten“ gehören. Sie dürfen nicht mutwillig vertrieben oder getötet werden, und man muss sie die meiste Zeit des Jahres in Ruhe lassen. Sie alle einzufangen, ist ohnehin aussichtslos.
Ein Großhändler musste ihretwegen schon ein anderes Baugrundstück nehmen. Die Zukunft des Großmarkts sei aber nicht gefährdet, schreibt das Kommunalreferat.
Doch es wird komplizierter, den Markt zu sanieren – und gleichzeitig die mobilen Tierchen nicht zu vertreiben. Kompliziert wie dieser Verwaltungssatz: „Die Erarbeitung eines zielführenden Umgangs mit der vorhandenen Eidechsenpopulation ist vielmehr integraler Bestandteil des gesamten Projektprozesses.“
Mit Kleintieren hatte die Stadt schon öfter Erfahrungen gemacht. So hatte sie 1986 von der Bahn das alte Gleislager in Neuaubing gekauft, und weil sie die 15 Hektar nicht sofort brauchte, es jahrelang vor sich hin vegetieren lassen. Im Wildwuchs blühten plötzlich seltene Pflänzchen – und Naturschützer entdeckten die blauflügelige Ödlandschrecke und den schon als vermisst gemeldeten Ufersand-Zwergahlenläufer. Sofort machte die Naturschutzbehörde daraus ein Biotop: 45 Millionen Mark (etwa 22 Millionen Euro) hatte das Areal gekostet, sechs Millionen Mark war es jetzt noch wert. Und 100 Millionen Mark wäre es wert gewesen, hätte man den Bebauungsplan durchsetzen können.
Da hatte es in der Stadtregierung zwischen den damals verantwortlichen Referenten heftig gescheppert.
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