Rentnerin half der Polizei

  Ihr sind 150 Euro gestohlen worden. Da beschließt sie, dass man „solchen Leuten das Handwerk legen“ müsse – und handelt.  
von  Nina Job
Marit O. spendet 150 Euro an Franz
Weß vom „Weißen Ring“.
Marit O. spendet 150 Euro an Franz Weß vom „Weißen Ring“. © Nina Job

Ihr sind 150 Euro gestohlen worden. Da beschließt sie, dass man „solchen Leuten das Handwerk legen“ müsse – und handelt.

München - Marit O. war mittags auf dem Wochenmarkt in Bogenhausen gewesen. Sie hatte zwei Einkaufstüten in der Hand, als sie am Prinzregentenplatz eine junge Frau ansprach. Ob sie netterweise einen Euro in Zehn- Cent-Stücke wechseln könne.

„Das Fräulein war sehr höflich und gut gekleidet. Sie sprach auch gut deutsch. Ich wollte natürlich helfen“, berichtet die Rentnerin. Sie öffnete ihreGeldbörse und wechselte die Münze - genau dabei entwendete ihr die junge Frau offenbar sehr geschickt drei 50-Euro-Scheine.

„Zu Hause merkte ich, dass das Geld fehlte. Ich hab’ mich wahnsinnig geärgert! Zuerst wollte ich die Polizei gar nicht rufen, ich dachte, die haben Wichtigeres zu tun. Aber nach einer Stunde entschloss ich mich, doch anzurufen. Solchen Leuten muss man das Handwerk legen!“, sagt Marit O. Also kam gleich eine Streife vorbei. Das war am26. August.

Zwar konnte die Betrügerin (22) zunächst entkommen, vier Wochen später aber wurde sie gefasst. Marit O. musste aufs Revier, auf einem Foto erkannte sie die Betrügerin wieder. Damit trug die Rentnerin dazu bei, dass die 22-Jährige wegen insgesamt vier Trickbetrügereien zu 18 Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt wurde.

Im Prozess zahlte die Täterin die 150 Euro zurück. Marit O. überlegte nicht lang, sie spendete das Geld an die Opferschutzorganisation „Weißer Ring“. Der Verein kümmert sich um Kriminalitätsopfer.

 


Mit der Geldwechsel-Masche  wurden 2009/10 außer Marit O. noch 126 weitere Münchner betrogen. Doch es gibt noch viel mehr Tricks. 400 Trickbetrügereien zählte die Polizei allein 2010. Die häufigsten Maschen:

 

Die Täter geben sich als Handwerker oder Stadtwerke-Mitarbeiter aus. In der Wohnung bitten sie die Rentner z. B. einen Wasserhahn aufzudrehen. Derweil lassen sie Komplizen ins Haus, suchen Wertvolles.

 

Den Opfern wird vorgemacht, sie bekämen eine Rückzahlung. Doch dann haben sie nur große Scheine dabei. Während die Opfer Wechselgeld suchen, beobachten die Gauner, wo das Geld aufbewahrt wird.

Angeblich um eine Nachricht zu hinterlassen bitten die Betrüger um Zettel und Stift. Schon ist die Tür offen, der Mieter abgelenkt.

 

Der Enkeltrick: Die Anrufer geben sich als Verwandte aus, bitten um Hilfe in angeblicher Not. Kurz klingelt ein Fremder, um das Geld abzuholen.

 

 

 

 

 

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