Rentnerin (76) nimmt für Trickbetrüger Kredit bei Bank

Selbst für einen Trickbetrüger ist das unterste Schublade. Nicht genug, dass er seinem Opfer sämtliche Ersparnisse abschwatzt, bringt er die Rentnerin noch dazu, einen Kredit aufzunehmen.
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Was für eine miese Masche. Selbst für einen Trickbetrüger ist das die unterste Schublade. Nicht genug, dass er seinem Opfer sämtliche Ersparnisse abschwatzt, bringt er die Rentnerin auch noch dazu, einen Kredit aufzunehmen.

München - Die 76-Jährige aus der Fasanerie ist seit Jahren Witwe und Rentnerin. Sie erhält einen Anruf. Der Mann behauptet, er sei Mitarbeiter in der Rechtsabteilung der Deutschen Rentenversicherung. Der Mann klingt freundlich und kompetent. Doch was er am Telefon erzählt, versetzt der Frau einen Schock.

Gegen sie sei ein richterlicher Pfändungsbeschluss ergangen. Sie habe seit 2009 ihre monatlichen Beiträge nicht mehr bezahlt. Außerdem, so behauptet der Anrufer, habe die Rentnerin telefonisch in den Jahren 2007 bis 2009 Verträge mit einer Firma im Ausland abgeschlossen und gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen.

Der 76-Jährigen kommen Zweifel. Sie habe keinerlei schriftlichen Unterlagen. An der Sache könne etwas nicht stimmen, verteidigt sie sich. Doch der vermeintliche Mitarbeiter der Rentenversicherung ist aalglatt. Er beruft sich auf angebliche AGBs, die allgemeinen Geschäftsbedingungen, und behauptet zusätzlich, es lägen Mitschnitte von Telefonaten vor. Die habe man bereits gerichtlich geprüft. Gerissen bietet er der 76-Jährigen an, man könne die Sache durch einen Vergleich aus der Welt schaffen. Dadurch würde die Rentnerin Geld sparen.

Die Witwe lässt sich überzeugen. Sie überweist Geld. Im August 2014 hatte der Mann sie erstmals kontaktiert. Danach ließ er nicht mehr locker. Immer wieder rief er bei der Rentnerin an, erhöhte systematisch den Druck. Die Rufnummer des Täters war tatsächlich mit der der Rentenversicherung identisch. Die Gauner verwenden Internettelefonie. Dabei können sie ein Computerprogramm einsetzen, das beim Gesprächspartner jede beliebige Anrufer-Nummer anzeigen lässt. „Call-ID-Spoofing“ nennen Experten diese Telefonabzocke.

Die Frau überwies schließlich Geld ins Ausland. Erst über Western Union, später über Money Gram nach Thailand. Insgesamt 19 Überweisung machte sie. Ihre gesamten Ersparnisse gingen drauf. Als die Rentnerin anfing, nachzuhaken, wurde sie telefonisch an einen weiteren Gesprächspartner vermittelt. Der behauptet, er sei Mitarbeiter am Amtsgericht in Hamburg. Auch der Herr rät der Münchnerin, sie solle zahlen. Als die Rücklagen der Witwe schließlich erschöpft sind, redet ihr der vermeintliche Experte von der Rentenversicherung ein, sie solle zur Bank gehen und einen Kredit aufnehmen. Die 76-Jährige fühlte sich so in die Ecke gedrängt, dass sie tatsächlich Schulden macht, um die vermeintlichen Rückstände bei der Rentenkasse zu begleichen.

Insgesamt überwies sie den Gaunern über die Monate knapp 80.000 Euro. Viel zu spät kommt das Opfer auf die Idee, sich an die Rentenkasse zu wenden. Dort sagt man ihr, dass alles in Ordnung sei. Der Schwindel ist aufgeflogen. Doch ihr Geld ist futsch. Die Trickbetrüger hatten alles sofort abgeholt. Wohin die 80.000 Euro flossen, lässt sich nicht zurückverfolgen.

 

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