Rentner von sechs Kugeln getroffen

Die wirre Welt des Heinrich W. (73). Seit Jahren verfasste er Drohbriefe. Zuletzt kündigte er an, es wedre eine Leiche geben
Ralph Hub |
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Der Eingangsbereich der Polizeiinspektion in Starnberg.
Schilling Der Eingangsbereich der Polizeiinspektion in Starnberg.

Starnberg - Sechs Kugeln haben Heinrich W. in der Polizeiinspektion Starnberg niedergestreckt. Ein Projektil traf den 73-Jährigen in den Kopf.

Jahrelang hatte Heinrich W. immer wieder mit Gewalt gedroht. Seit den 80er Jahren lebte er in dem Wahn, es eines Tages der Welt heimzuzahlen. Dabei richteten sich sein Aggressionen nicht gezielt gegen bestimmte Personen oder Einrichtungen. Einmal wurde er in Starnberg gesehen, wie er mit einer Machete herumlief. Bei anderer Gelegenheit stieß er auf der Straße wirre Drohungen aus. „Es gab mehrere Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Störung des öffentlichen Friedens gegen ihn“, sagte gestern die Staatsanwaltschaft München II. Einer dieser Drohbriefe landete 2012 direkt bei der Münchner Ermittlungsbehörde.

Heinrich W. leidet an paranoider Schizophrenie. Mehrfach war er deshalb in psychiatrischen Kliniken. Zuletzt wurde er von November 2012 bis 30. April dieses Jahres auf einer geschlossenen Abteilung behandelt. Er schien psychisch wieder so weit stabil, dass er zurück durfte in sein Häuschen in Starnberg.

Heinrich W. war aber noch lange nicht über den Berg. Das merkten zunächst seine Nachbarn. „Er wirkte zunehmend verschlossen und mürrisch“, sagt einer aus der Straße. Kurz bevor er am Freitagnachmittag in der PI in Starnberg auftauchte, schrieb er wieder einmal einen seiner wirren Briefe. Heinrich W. deutet darin an, es werde eine Leiche geben. Wer der Tote sein sollte, präzisierte er nicht. Ob er selbst am Ende sterben wollte, oder jemand anderes, lässt sich aus den Formulierungen nicht erschließen. „Es ist kein Abschiedsbrief“, sagt Ken Heidenreich.

Der 73-Jährige kündigte an, er werde zur Polizei gehen. Die Starnberger PI war sein Ziel, vermutlich weil sie am nächsten lag. Streit oder einen konkreten Konflikt mit einem der Beamten hatte er laut Staatsanwaltschaft nicht.

Kurz nach 14 Uhr tauchte Heinrich W. mit einem 26-Zentimeter langen Messer im Vorraum der Wache auf. Heinrich W. stand zunächst einfach nur da, sagte kein Wort. Einer der Beamten ließ ihn in den Flur. Dort wollte er mit Hilfe zweier Kollegen den merkwürdigen Mann beruhigen und ihn entwaffnen.

Als sich die Holztür öffnete, drängte Heinrich W. sofort in den dahinter liegenden Flur. „Er ging auf einen der Beamten los“, erzählt ein Polizist. Die Polizisten redeten auf Heinrich W. ein, forderten ihn auf, das Messer weg zu legen. Keine Reaktion. Schließlich setzten sie Pfefferspray ein. Doch auch darauf reagierte der 73-Jährige nicht im geringsten. Dafür kam er mit dem Messer in der Hand immer näher.

Die Beamten schossen, insgesamt sieben Mal. Sechs Kugeln trafen ihn laut Obduktion in Arme, Beine, den Oberkörper und eine in den Kopf. Die Polizisten stehen unter Schock. Einer ist in psychologischer Betreuung, einer krank geschrieben, einer hat Urlaub eingereicht.

 

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