Rentner sammelt illegal Spenden
MÜNCHEN Graues Haar, Schnauzer, Randlosbrille, Aktenkoffer – so kommt der Rentner Hans S. (66) ins Münchner Landgericht. Und murmelt vor sich hin: „Ich bin doch kein Betrüger...”
Das sieht die Staatsanwaltschaft München II allerdings anders. Mit einem falschen Polizeiausweis soll er 2003, 2005, 2009 und 2010 illegal Spenden für den Verein „Keine Macht den Drogen” und für seine Privat-Initiative „Paul und Paula” gesammelt und in die eigene Tasche gesteckt haben. Der Gesamtschaden beläuft sich auf zirka 2000 Euro.
Im Spenden-Skandal „Keine Macht den Drogen” ist der rüstige Rentner, der jetzt glücklich in dritter Ehe lebt, bereits vom Amtsgericht Rosenheim zu 1500 Euro Geldstrafe verurteilt worden.Gegen die sechs Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung im Fall „Paul und Paula” hatte der Angeklagte mit seinem Strafverteidiger Lutz Libbertz Berufung eingelegt.
Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Oliver Ottmann, was der Verein „Paul und Paula” denn tue, antwortet der Angeklagte: „Lebens- und Drogenberatung für Schüler!” Daraufhin meint der Richter: „Lebensberatung bekommt normal der Friseur.”
Die Artikel für die gedruckte Vereins-Lektüre habe sich Hans S. aus dem Internet runtergeladen und ohne Quellenangabe im Guttenberg-Stil abgedruckt.
Der Angeklagte legt Wert auf die Feststellung, dass der Polizeiausweis nicht gefälscht sei: „Den hatte ich als Mitarbeiter für den Polizeisportkurier erhalten. Für die Zeitung habe ich Anzeigen geworben.” Beim Spendensammeln habe er den Ausweis nie eingesetzt.
Der Prozess wird am 21. September fortgesetzt.