Rentner angefahren: Wer hat das getan?

John G. (85) ist noch immer fassungslos. „Das soll ich sein?“, fragt er den Polizisten vom Unfallkommando, der ihm am Krankenbett die Fotos seiner klaffenden Kopfwunden vor Augen hält. An das Unfassbare, was am Dienstagabend im Dunkeln passiert ist, kann sich der Rentner mit dem Schädel-Hirn-Trauma einen Tag nach dem Unglück nur noch bruchstückhaft erinnern. In etwa wird das alles so rekonstruiert:
Im Industriegebiet zwischen Moosach und Allacher Forst war John G. gegen 19.45 Uhr zu Fuß unterwegs. An der Ludwigsfelder Straße ging er stadtauswärts entlang eines Grünstreifens am linken Fahrbahnrand. Zuvor hatte der Rentner in einer Einfahrt ganz in der Nähe sein Auto, einen Toyota Avensis, geparkt. Einen Gehsteig gibt es an der viel befahrenen Straße nicht. Dem Mann blieb darum nur der Gang entlang der Straße. Genau dabei ist es passiert: Ein bislang unbekannter Autofahrer hat den alten Mann, der eine Jeans und eine dunkle Jacke trug, im Dunkeln offenbar nicht gesehen.
Das Auto – die Münchner Polizei vermutet, dass es sich um einen Lastwagen oder Kleinbus gehandelt hat – streifte den Fußgänger seitlich. John G., ein gebürtiger Münchner mit deutsch-kanadischer Staatsbürgerschaft, wurde auf den Grünstreifen geschleudert. Der Unfallfahrer fuhr einfach weiter.
G. kämpfte ums Überleben: Obwohl der Mann nach dem Unfall benommen und schwer verletzt war, konnte er mit den Armen winken. Und so wurde eine Autofahrerin auf den Rentner aufmerksam. Sie fuhr rechts ran und rief sofort die Polizei. Nun suchen die Beamten nach dem unbekannten Fahrer. Dass ein Laster oder Kleinbus in den Unfall verwickelt war, liegt laut Unfallfluchtfahnder Harald Eichstetter nahe. Nur so lasse sich der sichelförmige „Skalpierschnitt“ an der Stirn des Unfallopfers erklären, sagt Eichstetter. John G. ist etwa 1,65 Meter groß, wahrscheinlich wurde er vom Außenspiegel eines Lkws gestreift. Eichstetter: „Bei Tempo 50 muss das wie ein Peitscheneffekt gewirkt haben.“ Aus John G.s Stirn strömte Blut, seine Augen sind noch blutunterlaufen. Die gute Nachricht: Gestern war John G. bereits außer Lebensgefahr.
Die Polizei bittet Augenzeugen, die etwas Auffälliges gesehen haben, sich mit dem Unfallkommando in der Tegernseer Landstraße in Verbindung zu setzen, unter der Telefonnummer 089-6216 3322.