René Siegel-Sorell: Trauer um den Krimi-Prinzipal
René Siegel-Sorell vom Blutenburgtheater war mehr als ein Intendant. Am vergangenen Donnerstag ist er gestorben. Die AZ-Autorin hat mit ihm gearbeitet und weiß, wie es weitergeht.
München - Er wurde als Papst entführt, hinterrücks ermordet und hat gemordet: René Siegel-Sorell – Schauspieler, Regisseur, Intendant und Gründer des Blutenburgtheaters. Am Donnerstag ist er nach langer Krankheit gestorben. René Siegel-Sorell wurde 77 Jahre alt.
Er lebte für das Theater: Ausgebildet wurde der Tölzer an der Gautinger Schauspielschule von Ruth von Zerboni, er spielte am Residenztheater und am Theater am Dom in Köln. 1983 eröffnete er mit seiner Frau Anne-Beate Engelke im ehemaligen Kino Scala Münchens erste und einzige Kriminalbühne: Das Blutenburgtheater, in dem Stücke von Agatha Christie und Edgar Wallace, aber auch unbekannte Krimiautoren gespielt werden.
Ich lernte das Paar 2008 als Studentin kennen, als ich Praktikantin beim Stück „Lauter Lügen um eine Leiche“ war. Damals noch gepierct, wollte ich nicht so recht zum Retro-Theater mit seinen klassischen Krimi-Stücken passen. Doch als das Intendanten-Ehepaar erfuhr, dass ich – wie sie – mit Katzen zusammenlebe, hatte ich das bezahlte Praktikum. Was umso erstaunlicher ist, weil die Krimibühne keine Subventionen erhält.
Ich erinnere mich an René Siegel-Sorell als einen Mann, der alle Aufgaben in seinem Theater übernahm: Am Wochenende fuhren wir mit dem Transporter ins Lager, um Möbel und Accessoires für das Bühnenbild zusammenzusuchen. Er schaute täglich bei den Proben vorbei, bestätigte Reservierungen und schenkte seinen Schauspielern Kaffee aus. Vor allem war er ein Mann, der großzügig mit seiner Theatererfahrung und seinen Geschichten war. Familiär beschreibt die Atmosphäre am treffendsten. Mit vielen Schauspielern ist das Intendanten-Ehepaar seit Jahrzehnten befreundet.
„Wir sind sehr traurig, aber wir werden sein Haus in seinem Sinne weiterführen – ganz so, wie es sich René gewünscht hat“, sagt Anne-Beate Engelke. Derzeit wird „Sherlock Holmes jagt Jack The Ripper“ gespielt, viele Vorstellungen sind ausverkauft. Auch das ist üblich in dem kleinen Theater mit 95 Sitzplätzen. Am 4. März hat „Die Falle“ Premiere. Eine Frau verschwindet spurlos. Als sie wieder auftaucht, glaubt niemand dem Mann, dass diese Frau nicht seine Frau ist.
Bald wird es eine Trauerfeier in dem kleinen Theater mit der großen Theaterfamilie geben.
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