Rekord-Sommer in München: Auf Stadt und Menschen kommen große Herausforderungen zu

München - Es wird kein gewöhnlicher Sommer, damit rechnet auch Malte Wiedemeyer. Aber Sorgen über einen großen Ansturm macht er sich nicht. Er ist Direktor von drei Münchner Hotels, darunter das Hotel Opera im Lehel: klein, schick, 25 Zimmer. "Wir sind ja sonst im Sommer auch voll belegt, aber durch die Groß-Events können andere Zimmerpreise abgerufen werden." Also etwa gleicher Einsatz bei höherem Ertrag.
Es wird voll in der Stadt in den nächsten drei Monaten. Aber nicht, weil 2024 auf einmal alle lieber Städtereisen unternehmen, als sich an Seen, Stränden oder auf Bergwiesen zu erholen. Der Grund ist die Ballung an Groß-Events: Da ist die Heim-Fußball-EM mit Eröffnungsspiel in München, eine Konzertreihe von Superstar Adele und riesige Konzerte im Olympiastadion, von Metallica, Taylor Swift, AC/ DC oder Coldplay.
Keine Verschnaufpause vor der Wiesn 2024
Für Münchner Hotelbetreiberinnen und Hoteliers bedeutet das ein kräftiges Umsatzhoch. Mit Zimmerpreisen, die doppelt so hoch, teilweise aber auch vierfach so hoch sind wie in ruhigen Zeiten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die Betriebe den Ansturm trotz der allgemeinen Personalnot stemmen können. Zumal es keine Verschnaufpause gibt, denn nach dem Event-Sommer stehen 16 Tage Wiesn an. Und in Gastgewerbe und Gastronomie ist der Fachkräftemangel bekanntlich besonders hoch.
Der Event-Sommer soll München in diesem Jahr einen neuen Touristenrekord bescheren. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) kündigte bereits im April seine Prognose von 20 Millionen Übernachtungen in diesem Jahr an. Das wären noch einmal über 1,3 Millionen Menschen mehr als im vergangenen Jahr.
Hotels in München nicht unbedingt ausreserviert
"Events wie Adele schaffen in München nicht nur Arbeitsplätze, sie bringen vor allem einen Werbeeffekt für die Stadt, den wir uns sonst niemals leisten können. München ist in diesem Sommer weltweit die Hauptstadt der Konzerte, besser geht es nicht!", so Baumgärtner zur AZ.
"Durch die Events kommen vermehrt ausländische Gäste, die höhere Preise gewöhnt sind", sagt indes Hoteldirektor Malte Wiedemeyer. Die Reservierungen für die Sommermonate im Hotel Opera liefen sehr gut, "aber ganz ausreserviert bis Ende August sind wir auch nicht". Die Leute buchten seit der Pandemie spontaner und mit weniger Vorlauf.
Konzerte und Events: "Die Leute entscheiden spontaner"

Das fällt auch dem Hotel- und Gaststätten Verband (Dehoga) Bayern auf. "Gerade wenn so viel los ist, entscheiden die Leute spontaner, zu welchen Events sie gehen und buchen auch ihre Konzerttickets spontaner", sagt Christian Schottenhamel, Dehoga-Kreisvorsitzender. Er glaubt daran, dass München den Rekord von 20 Millionen Übernachtungen knacken kann.
Die erhöhten Preise in den Sommermonaten seien wichtig für die Hotellerie. Denn die niedrigeren Preise in ruhigeren Zeiten seien subventioniert, sagt Schottenhamel, und deckten häufig nicht die Zimmerkosten. "Strom-, Lebensmittel- und Personalkosten sind in den letzten drei Jahren explodiert", sagt er.

Mega-Events "extrem wichtig" für die Münchner Hotellerie und das Gastgewerbe
Trotz der Preiserhöhungen seien die Erlöse pro einzelnem Zimmer im Vergleich zu vor der Pandemie heute um rund sieben Euro geringer. Die Mega-Events seien daher "extrem wichtig" für die Münchner Hotellerie und das Gastgewerbe.
Aber sind die Münchner Betriebe auf diesen Ansturm auch vorbereitet? "Die größte Herausforderung dabei sind Mitarbeiter, Mitarbeiter, Mitarbeiter", sagt Schottenhamel. Am meisten fehlten dem Gastgewerbe Köche und Mitarbeiter im Zimmerservice.
Das größte Problem: Fehlendes Personal
Auch in seinen Häusern sei es mühsam, alle Schichten abzudecken. Für den Sommer gebe es bereits jetzt eine Urlaubssperre: "Klar, eine Woche Sommerurlaub musst du jedem gewähren. Aber drei Wochen am Stück - so etwas geht in diesem Jahr einfach nicht."
Schottenhamel sieht im fehlenden bezahlbaren Wohnraum den größten Hemmschuh. Die Lage auf dem hiesigen Wohnungsmarkt mache es den Münchner Hotelbetrieben zusätzlich schwer im Wettbewerb um Personal. "Da hast du Leute, die fangen bei dir an, kommen dazu für ein paar Wochen bei Freunden unter, aber dann kannst du sie nicht halten", sagt Schottenhamel. "Die gehen dann wieder zurück in die Heimat, weil sie hier einfach nichts finden."
Unter den größeren Betrieben würden jetzt viele Ein-Zimmer-Appartments kaufen, um ihrem Personal Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Das sei keine Seltenheit, aber kleinere Betriebe könnten sich das schlicht nicht leisten.
Für den Münchner Event-Sommer könnte das für Zimmerservicekräfte, Köchinnen und Bartender viele Überstunden und anstrengende Schichten bedeuten - und ein forderndes Publikum. Denn wer 400 Euro die Nacht, anstelle von 150 Euro bezahlt hat, der will dafür auch etwas geboten bekommen.