Reiter macht sich an die Kleinen ran

Die SPD beginnt mit Gesprächen. Bis Ostern soll klar sein, wie ein neues Bündnis aussieht. „Irgendwann brauchen auch wir mal Ferien.“
von  Julia Lenders

Die SPD beginnt mit Gesprächen. Bis Ostern soll klar sein, wie ein neues Bündnis aussieht. „Irgendwann brauchen auch wir mal Ferien.“

München -  Am Vormittag nach seinem Wahlsieg hat Dieter Reiter ganz kleine Augen. Der neue Münchner OB wirkt nach nur drei Stunden Schlaf doch ein wenig mitgenommen. Müde sinniert er: „Man macht zwei Jahre Wahlkampf intensivst, und dann ist man irgendwann fertig und hat sein Ziel erreicht – und dann beginnt die Arbeit erst.“

Der Weg in die SPD-Zentrale am Oberanger dauerte für Reiter dank vieler Gratulanten gestern „ungewohnt lange“. In der U-Bahn hätten ihn die Menschen um eine Unterschrift auf Terminplanern, Fahrscheinen und Monatskarten gebeten. „Ich habe gesagt, ich weiß nicht, ob das die Gültigkeit beeinflusst“, erzählt er scherzhaft von seinen ersten Autogrammen als OB. Jenseits solcher Anekdoten ging es gestern vor allem um eine Frage: Wie geht es jetzt im Rathaus weiter?

DER ZEITPLAN

Die SPD startet umgehend mit Gesprächen über ein zukünftiges Bündnis. Der Münchner SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann schickt vorweg: „Wir wollen eine rot-grüne Koalition weiterführen, da sind wir wild entschlossen.“ Doch das allein reicht nicht aus. Mit der Rosa Liste und der OB-Stimme zusammen hat das Bündnis nur 39 Stimmen – 41 werden aber gebraucht.

Jetzt kommt es für die SPD darauf an, kleine Mitstreiter zu gewinnen. „Morgen ist mein letzter Wirtschaftsausschuss“, sagte Reiter, der jetzt als Wirtschaftsreferent ausscheidet, gestern. „Dann geht’s darum, Koalitionen zu schmieden.“ Und Genosse Pfaffmann kündigt an: „Wir wollen versuchen, bis zu den Osterferien so weit zu sein, dass wir konkret wissen, was geht. Irgendwann brauchen auch wir mal Ferien.“ Am 2. Mai wird der neue Stadtrat vereidigt.

DIE PARTNER

Was die Kooperation mit den Grünen angeht, ist Reiter gelassen – obwohl diese selbstbewusst in die Verhandlungen ziehen. „Ich mache mir keine wirklichen Sorgen, dass wir auf No-Gos stoßen könnten, die einen Koalitionsvertrag unmöglich machen würden.“

An mögliche kleine Partner richteten die Genossen gestern Appelle. Wer sich verweigere, so Hans-Uli Pfaffmann, „verweigert sich auch der Gestaltung der Stadt für die nächsten sechs Jahre.“ Das gelte auch für die einzelnen Stadträte. Konkret ließ Pfaffmann den Namen des „Hut“-Vertreters Wolfgang Zeilnhofer-Rath fallen.

Mit welchem Zusatz-Partner würde Reiter am liebsten zusammengehen? „Da gibt’s keine Präferenz“, sagt er. Er werde mit allen sprechen außer Rechten und AfD. Es gebe aber Wahrscheinlichkeiten. Mit FDP und Freien Wählern lasse sich sozial-ökologische Politik wohl eher nicht durchsetzen. „Aber ich will es nicht ausschließen.“

DIE REIHENFOLGE

Mit wem wird zuerst verhandelt? Reiters pragmatische Antwort: „Wer wann Zeit hat, so einfach ist das.“ Klar sei aber: „Die CSU steht nicht in der vorderen Reihe der Gesprächskandidaten.“ Auch über ein Bündnis unterschiedlicher Intensität – eng mit den Grünen, lockerer mit Kleinen – hat er schon nachgedacht.

DIE POSTEN

Was wird aus SPD-Fraktionschef Alexander Reissl? Dass er und Reiter keine Freunde sind, ist bekannt. Jetzt aber hält der neue OB sich zurück. Reissl habe den Job „durchaus gut gemacht“. Ob er bleibe, sei eine Entscheidung der Fraktion.

Bedeckt hält sich Reiter auch bei der Frage, wer zweite Bürgermeisterin werden solle. Die Interessentinnen: Amtsträgerin Christine Strobl (SPD) und die Grüne Sabine Nallinger. Wer ihm lieber wäre? Reiter: „Selbstverständlich habe ich eine Präferenz, aber die werde ich Ihnen nicht sagen.“

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.