Reiter gegen Schmid: Duell um Udes Erbe
Der Nachfolger des langjährigen Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude wird erst in zwei Wochen feststehen. Dann kommt es zum Showdown zwischen Dieter Reiter (SPD) und Josef Schmid (CSU). Die beiden Kontrahenten im Porträt.
München - Die Oberbürgermeisterwahl in München hat im ersten Wahlgang am Sonntag noch keinen Sieger hervorgebracht, keiner der Kandidaten holte auf Anhieb mehr als 50 Prozent der Stimmen. Entschieden wird der Kampf um das Erbe des langjährigen Oberbürgermeisters Christian Ude (SPD) nun am übernächsten Sonntag – in einem Duell zwischen Dieter Reiter (SPD) und Josef Schmid (CSU).
Reiter und Schmid im Kurzporträt
DIETER REITER:
Der 55-Jährige ist der Wunschnachfolger Udes. Reiter ist derzeit Wirtschaftsreferent in München – und ein Politiker, dem man seine klassische Verwaltungskarriere durchaus anmerkt. Seit 1981 ist der Diplom-Verwaltungswirt in der Stadtverwaltung tätig, er war stellvertretender Kämmerer und rückte 2009 zum Referenten für Arbeit und Wirtschaft auf. Wirtschaftskompetenz und finanzpolitische Erfahrung kann er deshalb vorweisen, und er kennt sich in der Münchner Unternehmenslandschaft bestens aus.
Ein politisches Alpha-Tier aber ist er bislang nicht. Wohl aber einer, der gerne direkt auf die Menschen zugeht, hemdsärmlig und bodenständig. Etwas mehr Bekanntheit erlangte Reiter – abgesehen von der OB-Kandidatur – durch sein neues Amt als Chef des Oktoberfestes.
In die Schlagzeilen kam er im vergangenen Jahr zudem durch eine umstrittene London-Reise auf Kosten des FC Bayern München: Er war zum Champions-League-Finale ins Wembley-Stadion eingeladen worden – der Verein bezahlte Flug, Eintrittsticket, Bankett und Hotel. Sogar die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein – sah aber dann keine Anhaltspunkte für eine mögliche Vorteilsnahme. Rechtlich war die Reise also einwandfrei, aber an Reiter blieb der Vorwurf mangelnden politischen Fingerspitzengefühls hängen.
Sollte der SPD-Mann die OB-Wahl gewinnen, will er vor allem eines sein: nah beim Bürger.
JOSEF SCHMID:
Vor sechs Jahren war der 44-Jährige gegen Ude völlig chancenlos. Nun aber ist Josef Schmid durch einen engagierten Wahlkampf dem SPD-Kandidaten Reiter einigermaßen auf den Fersen. Vor allem deshalb, weil er die Probleme der Landeshauptstadt – marode Schulbauten, fehlende Krippenplätze, überteuerte Mieten – geschickt ins Zentrum seiner Kampagne gerückt hat.
Und auch weil er kein typischer CSU-Politiker ist: Schmid ist kein Konservativer alter Schule, sondern ein liberaler Großstadtpolitiker. Inzwischen zumindest: Im OB-Wahlkampf 2008 hatte er noch mit einem Plakat für eine Welle der Empörung gesorgt, das zwei U-Bahn-Schläger zeigte, und daneben den Spruch: „... damit Sie nicht der nächste sind“.
Einen solchen Fehltritt hat er sich seit damals nicht mehr erlaubt. Schmid ist – wie sein SPD-Konkurrent auch – kein vor Charisma sprühender Politiker. Er traut sich allerdings, seine Meinung zu sagen, selbst wenn es gegen den CSU-Parteivorsitzenden Horst Seehofer geht. Als der zuletzt vorschlug, die staatlichen Zuschüsse an die Landeshauptstadt zurückzufahren, legte Schmid Protest ein. Und Schmid geißelte die „Wer betrügt, der fliegt“-Parole der CSU.
Schmid ist Diplom-Kaufmann und Jurist – und Partner in einer mittelständischen Rechtsanwaltskanzlei. Seit 2007 ist er Chef der CSU-Stadtratsfraktion im Rathaus. Nun will er der neue OB werden.