Reifenstecher versetzt eine Stadt in Angst

Ein seelisch kranker Mann zersticht in Weilheim bei 43 Autos die Reifen: der Prozess.
von  John Schneider
43 Autos beschädigt: Der geständige Täter auf der Anklagebank im Justizzentrum.
43 Autos beschädigt: Der geständige Täter auf der Anklagebank im Justizzentrum. © jot

München Jeden Morgen ist Karl F. (Name geändert) mit sorgenvoller Miene um seinen Wagen geschlichen und hat die Räder besonders argwöhnisch geprüft. Der Grund: Ein Reifenstecher machte Weilheim zu der Zeit unsicher. 43 Autos wurden von dem Phantom offenbar wahllos Anfang 2012 ausgesucht, um dann die Reifen aufzuschlitzen. Allein Karl F. musste fünf Mal neue Reifen besorgen. Der Schaden bei ihm: über 500 Euro (die er von den Eltern des Täters bereits ersetzt bekommen hat). Insgesamt sollen es über 5000 Euro gewesen sein.

Das Opfer des Reifenstechers wurde beim Prozess am Landgericht gefragt, ob es denn auch mal gefährlich wurde. Ja, wurde es. Weil der Einstich durch die vom Täter benutzte Pinnwand-Nadel nur klein war, entwich die Luft nur langsam. Beim Losfahren war Karl F. daher einmal nichts aufgefallen. In einer Rechtskurve ist sein Opel Astra aber plötzlich ausgebrochen und aufs Bankett geraten. Karl F. konnte rechtzeitig gegenlenken.

Eine auf die Straße gerichtete Kamera wurde dem Serientäter dann doch zum Verhängnis. Als die Polizei ihren Ermittlungserfolg öffentlich machte, atmeten Weilheims Autofahrer auf.

Da der geständige Täter (33) an einer Psychose leidet, soll er – so will es der Antrag der Staatsanwaltschaft – untergebracht werden. Er erklärte vor Gericht, dass er Stimmen gehört habe, die ihm „Stich zu!“ befahlen.

Der Prozess dauert an.

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