Regenbogenfarben in der ganzen Stadt: München ist bunt!

München wird zur Regenbogen-Stadt! Nach dem Uefa-Verbot ist die Empörung groß, vor dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft werden überall in der Stadt und an der Arena Regenbogenfahnen geschwenkt.
von  Michael Schleicher
Mittwochvormittag am Marienplatz. Regenbogenflaggen am Münchner Rathaus.
Mittwochvormittag am Marienplatz. Regenbogenflaggen am Münchner Rathaus. © Ruth Frömmer

München - München ist bunt – und präsentiert sich am Mittwoch in Regenbogenfarben! Grund dafür ist die Uefa-Absage, die Allianz Arena während des EM-Spiels zwischen Deutschland und Ungarn bunt leuchten zu lassen. Fast alle Stadtratsfraktionen hatten sich für die Beleuchtung ausgesprochen, OB Dieter Reiter (SPD) hatte selbst noch einen Brief an die Uefa-Verantwortlichen geschrieben. Vergebens.

Das Regenbogen-Veto hat einen massiven Protest ausgelöst – in München, Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt. München will sich durch das Verbot nicht unterkriegen lassen und plante andere Aktionen in der Stadt.

Münchner Rathaus mit Regenbogenfahnen beflaggt

So wurde unter anderem das Rathaus am Marienplatz mit Regenbogenfahnen beflaggt, der entsprechende Beschluss musste am Mittwochvormittag erst noch in der Vollversammlung des Stadtrats gefasst werden. Damit dies möglichst schnell gelang, wurde das Thema auf Punkt eins der Tagesordnung gesetzt. Alle Stadtratsfraktionen - bis auf die AfD - stimmten zu.

Mittwochvormittag am Marienplatz. Regenbogenflaggen am Münchner Rathaus.
Mittwochvormittag am Marienplatz. Regenbogenflaggen am Münchner Rathaus. © Ruth Frömmer

Sechs zehn Meter lange Regenbogenflaggen hängen an den Fahnenmasten im vierten Stock. In der Resolution heißt es, die Aktion solle ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit der LGBTI-Community in Ungarn sein, die unter der aktuell verschärften homo- und transphoben Gesetzgebung der ungarischen Regierung leide.

Später wurden noch der Olympiaturm und das Windrad der Stadtwerke München (SWM), das sich ganz in der Nähe des Stadions befindet, bunt beleuchtet.

Von der Arena aus gut zu sehen: Das Stadtwerke-Windrad ist in Regenbogenfarben beleuchtet.
Von der Arena aus gut zu sehen: Das Stadtwerke-Windrad ist in Regenbogenfarben beleuchtet. © Matthias Balk/dpa

"Die Stadt München steht für eine bunte, vielfältige und tolerante Gesellschaft. Deshalb stellen wir uns an die Seite derjenigen Menschen, deren Recht auf eine freie Entfaltung der Persönlichkeit eingeschränkt wird. Im Land unserer EURO-Partnerstadt Budapest ist dies leider der Fall. Ich begrüße es deshalb sehr, dass der Münchner Stadtrat heute so deutlich seine Solidarität bekundet und ein starkes Bekenntnis für Toleranz und Gleichberechtigung abgegeben hat", wurde OB Reiter in einer Mitteilung zitiert.

Auch andere Städte zeigen sich solidarisch, viele Bundes- und Zweitligisten kündigten an, ihr Stadion am Mittwochabend bunt anzustrahlen: Unter anderem Köln, Berlin, Wolfsburg, Frankfurt, Augsburg Hannover, Düsseldorf und Dresden. Viele Vereine beteiligten sich mit anderen Regenbogen-Aktionen am Protest, denn oft ist es aus technischen Gründen nicht möglich, das Stadion (bunt) anzustrahlen. Aber auch an anderen Gebäuden in deutschen Städten hingen Regenbogenflaggen, wie zum Beispiel in Leipzig. 

Regenbogenfahnen mit HSV-Logo am Volksparkstadion.
Regenbogenfahnen mit HSV-Logo am Volksparkstadion. © Bodo Marks/dpa
Burkhard Jung (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, hisst die Regenbogenflagge vor dem Neuen Rathaus.
Burkhard Jung (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, hisst die Regenbogenflagge vor dem Neuen Rathaus. © Hendrik Schmidt (ZB)

In München fand zudem eine von der Partei Volt organisierte Demo statt. Ab 18 Uhr wollte man am Sendlinger Tor "in der Stadt ein Zeichen für Diversität und Toleranz zeigen" – die Demonstration war bis 21 Uhr angesetzt. "Kommt vorbei mit Regenbogen- und Europafahnen, Schildern und allem, was Kracht macht, auf die Situation aufmerksam machen", hieß es im Aufruf der Initiatoren.

Hunderte Ungarn-Fans in München

Die politische Debatte um Homosexualität und Akzeptanz von Vielfalt hat auch die Stimmung unter den Fans beeinflusst. Auf dem Wiener Platz, wo für die ungarischen Fans eine Teststation eingerichtet worden war, skandierten und feierten am frühen Mittwochabend mehrere Hundert ungarische Fans. Vereinzelt waren "schwul schwul Deutschland schwul"-Rufe zu hören. Journalisten wurde der Mittelfinger gezeigt, ebenso Demonstranten, die sich mit Regenschirmen und Flaggen in Regenbogenfarben versammelt hatten.

Ungarische Fans am Mittwochnachmittag am Wiener Platz in München.
Ungarische Fans am Mittwochnachmittag am Wiener Platz in München. © Tobias Hase/dpa
Eindeutige Botschaft an die homophoben Gesänge einiger ungarischer Fans am Wiener Platz.
Eindeutige Botschaft an die homophoben Gesänge einiger ungarischer Fans am Wiener Platz. © Tobias Hase/dpa

Viele Regenbogen auf Twitter

Solidarität gab es natürlich auch online: Am Mittwochmorgen trendete "#MuenchenMachEsTrotzdem" auf Twitter. Ein Szenario, das der DFB in Hinblick auf die bevorstehende EM 2024 allerdings nicht riskierte. Indes wurde der offizielle Instagram-Account der Uefa mit Regenbogen-Emojis geflutet. Beinahe unter jedem Post finden sich unzählige davon, der Protest weitete sich immer weiter aus.

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Nach dem Verbot durch die Uefa haben auch zahlreiche Institutionen und Unternehmen bei Twitter Farbe bekannt. Das Profilbild der Münchner Feuerwehr leuchtete am Dienstagabend in Regenbogenfarben, wie auch das der Messe München, die das als Zeichen "aus einer Stadt der Lebensfreude, der Toleranz und Weltoffenheit" beschrieb.

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Auch der offizielle Twitter-Account der Stadt München änderte das Bild: Nun ist das Münchner Kindl vor einem Regenbogen zu sehen. Die Deutsche Bahn veröffentlichte ein Bild eines bunten Zuges mit bunten Herzen.

Bereits am Montag hatte die Polizei München ein buntes Bild gepostet. "Für Solidarität, Toleranz und Akzeptanz, nicht nur heute", schrieben die Beamten dazu. Das ZDF postete am Dienstagabend ein Mainzelmännchen, das einen Regenbogen an eine Fensterscheibe malt. Zuvor hatte der Sender ProSieben angekündigt, sein Logo in den Regenbogenfarben strahlen zu lassen.

Online-Petition hat über 300.000 Unterschriften

Die Online-Petition für ein Beleuchten der Arena, die am vergangenen Donnerstag gestartet wurde, bekommt mittlerweile immer mehr Unterstützer. Inzwischen haben bereits über 317.000 Menschen unterschrieben (Stand: 23.06., 21 Uhr), damit wurde die Unterschriftensammlung laut Website-Angaben zu einer der "meist gezeichneten Petitionen auf change.org".

Seit Dienstag wurde die Kampagne auch von der Initiative SportPride mitgetragen, die sich nun mit einem neuen Antrag an die Uefa richtet. Die Forderung: "Gebt alle Stadien für Regenbogenbeleuchtung frei, auch die Allianz Arena". Die SportPride ist eine digitale Demonstration, die sich für die bessere Sichtbarkeit und Unterstützung der LGBTI-Community im Sport einsetzt und am 26. Juni stattfindet.

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Uefa verteidigt Regenbogen-Entscheidung

Die Europäische Fußball-Union hat ihre Entscheidung gegen die Regenbogenbeleuchtung an der Münchner EM-Arena verteidigt. "Einige" hätten diese "als politisch" interpretiert, teilte der Dachverband am Mittwoch mit. "Im Gegenteil, die Anfrage selbst war politisch und verbunden mit der Anwesenheit der ungarischen Nationalmannschaft im Stadion für das Spiel am Abend gegen Deutschland." Der Regenbogen sei für die Uefa "kein politisches Symbol, sondern ein Zeichen unseres Engagements für eine vielfältigere und integrativere Gesellschaft".

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