Referentenwahl: Der mächtige KVR-Chef will noch nicht in Rente

MÜNCHEN - Für Blume-Beyerle ist mit 61 noch lange nicht Schluss: Er will im Herbst noch einmal kandidieren. Der Münchner Ordnungschef könnte auch über 65 Jahre hinaus im Job bleiben. Stadträtin Brigitte Meier (SPD) will Sozialreferentin werden und bewirbt sich um die Graffe-Nachfolge.
Arbeiten über 65 hinaus – das möchte die SPD für Bürgermeister und Landräte in Bayern zum Gesetz machen. Im Münchner Rathaus gibt es so manchen Beamten, der damit liebäugelt. Aktuell im KVR. Die Neuwahl der städtischen Referenten wirft da ihre langen Schatten voraus.
Acht der elf Stadtminister stehen zur (Wieder-)Wahl: Im Sommer wird der Stadtrat die Stellen ausschreiben, die Wahl soll im November sein, und Dienstantritt ist am 1. Juli 2010. Drei dieser Stellen sind von „Sechzgern“ mit klarem Blick aufs Rentenalter besetzt.
Einer davon ist KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle. Seit langem spricht der 60-jährige Ordnungschef gern davon, dass er eigentlich nicht ans Aufhören denken mag. Das Gesetz für Kommunale Wahlbeamte (das sind vom Stadtrat gewählte Referenten) ist auf seiner Seite: Die dürfen auch über 65 Jahre hinaus arbeiten. „Ich stelle mich gerne noch einmal zur Wiederwahl“, signalisiert Blume-Beyerle. Die Frage, ob er mit 65 Jahren aufhört, stelle sich jetzt nicht. Der KVR-Chef auf der Suche nach einem Hintertürchen...
Mit 65 Jahren muss ein Referent nicht in Pension geschickt werden
„Bisher hat der Stadtrat die Referentenverträge so ausgeschrieben, dass sie mit 65 Jahren enden“, so SPD-Fraktionschef Alexander Reissl.
Der Vize-Chef im KVR macht „65plus“ vor: Heute wird der Stadtrat darüber entscheiden, ob Blume-Beyerles Stellvertreter über 65 hinaus ein Jahr länger arbeitet. Offiziell heißt es, sein „Erfahrungsschatz“ sei für die Vorbereitung des Ökumenischen Kirchentags und den 200. Geburtstag der Wiesn im Jahre 2010 „unbedingt“ zu nutzen. Inoffiziell ist für den Stadtdirektor noch kein Nachfolger gefunden.
Im Sozialreferat macht es Frieder Graffe (61) anders: Er will aufhören und kann sich dann um seine Tochter (2) kümmern. Als Nachfolgerin bewirbt sich SPD-Stadträtin Brigitte Meier. Sie war 2005 mit einer Kandidatur für den Bundestag gescheitert und wurde 2007 (zum Ärger der SPD) nicht zur Jugendamtsleiterin gewählt. Seit 1996 ist die Sozialpolitikerin im Stadtrat.
Brigitte Meier startet einen neuen Karriere-Versuch
Jetzt der nächste Versuch. „Ich kümmere mich um mein berufliches Fortkommen“, sagt Brigitte Meier zur AZ. Nachdem sie Ausbilderin in der Altenpflege war, ist sie jetzt Geschäftsführerin der Awo-Tochter „Anderwerk“. In der SPD traut man ihr die Führungsqualitäten zu. Bei der Wahl hat die SPD das Vorschlagsrecht.
Die Nummer drei der 60er ist Stadtschulrätin Elisabeth Weiß-Söllner (62) – sie wird aufhören. Ihren Nachfolger müssen SPD und Grüne nach dem Bündnisvertrag gemeinsam aussuchen.
Willi Bock