„Reden hat mir heftig geholfen“
Papas in Krisensituationen? Ziehen sich lang zurück. Wenn’s nicht mehr geht, finden sie bei der „Väterinitiative“ Beratung und Zuspruch.
Es lief“, sagt Adi rückblickend, damals, als seine Frau sich von ihm getrennt hatte, „einfach ein bisschen in die falsche Richtung“. Er war eifersüchtig auf ihren neuen Partner und „reagierte über“. Sie entzog ihm die Kinder. Dann? Ging er zur Väterinitiative, um endlich einmal über seine Probleme reden zu können. Heute sagt er: „Ich bin fast schon ein Glückspilz, so, wie’s bei mir gelaufen ist“.
Die „Väterinitiative für engagierte Elternschaft“ ist 1999 gegründet worden bzw. hat sich die Initiative vom „Bundesverband Väteraufbruch“ abgespalten. Ziel war, „sich einerseits gegenseitig zu beraten und zu stützen“. Andererseits sollte auch „politische Arbeit“ geleistet werden – in Richtung „Gleichstellung“ von Vätern und Müttern vor dem Gesetz und im Lebensalltag in der Familie.
Dabei versteht sich das Väterbüro nicht als reine Männerlobby und berät im gar nicht so seltenen Zweifelsfall auch Mütter, die, wenn sie etwa unterhaltspflichtig sind, ja auch Väterprobleme haben können.
Allerdings ist, spätestens, seit die Stadt 2003 die Subventionen gestrichen hat, die Zeit der ehrenamtlich Ratgebenden wertvoll; für die Ratsuchenden heißt das, dass sie in der Regel erstmal an einem der offenen, von einem erfahrenen Mitarbeiter geleiteten Abende jeden zweiten Mittwoch teilnehmen, ehe sie bei Bedarf noch psychosoziale Einzelberatung durch Sozialpädagogen und Familientherapeuten in Anspruch nehmen. Für diese Einzelgespräche wird ein Obulus erhoben – wobei mehr zahlt, wer mehr zahlen kann. Darüber hinaus werden jeweils donnerstags am Nachmittag kostenlose Kurzberatungen angeboten.
Die Achse Vater-Kind in Schwung bringen
Seit 2000 ist die Väterinitiative in der Ligsalzstraße 24 eingemietet, hat einen Gruppenraum, Nebenräume und eine kleine Küche zur Verfügung. Auf dem Fensterbrett liegen etliche Flyer und die letzten Ausgaben der von der Initiative herausgegebenen, eher kindlich benannten Zeitschrift „Münchner Paps“. Im schmucklosen Büro vom Väterbüro erzählt Peter Eckardt, einer der drei Vorstände, außerdem ehrenamtlicher Arbeitsrichter, zweifacher Vater, teilzeitbeschäftigt in der Jugendhilfe, dass er liebend gern mehr mit Vätern bei ihren jeweiligen Arbeitgebern um Teilzeitjobs kämpfen oder sonstwie die Achse Vater-Kind in Schwung bringen würde. Tatsächlich aber berät er fast nur getrennt lebende Papas, die ihr/e Kind/er nicht so oft – manchmal sogar gar nicht – sehen können, wie sie sie sehen wollen – und darunter „hundserbärmlich leiden“. Männer, sagt Peter Eckhardt, ziehen sich, solang wie möglich, zurück. In die Ligsalzstraße kommen sie, „wenn’s den Bach schon runter gegangen ist“.
Politische Anliegen? Gibt’s noch einige, auch nach der Novellierung des Unterhaltsrechts, das die Frau als arbeitsfähiges Wesen behandelt und den Mann vor überzogenen Unterhaltsansprüchen bewahrt. Zum Beispiel dürfen Männer, die für ein Kind aus früherer Beziehung zahlen müssen, nicht in Elternzeit gehen, wenn sie mit einer neuen Partnerin wieder ein Kind haben. Und, ja, unverheiratete Väter bekommen immer noch nicht automatisch das Sorgerecht.
Adi war, sagt er, während des Gerangels mit seiner Frau um die Kinder „seelisch kaputt und sehr depressiv“. Am Ende haben sie ihm, u.a. wegen Alkoholproblemen der Frau, das Aufenthaltsbestimmungsrecht über die Kinder zugesprochen. Die drei Buben leben jetzt bei ihm, die Mama, die mit ihrem neuen Partner wieder ein Kind hat, sehen sie alle 14 Tage von Donnerstag bis Samstag. „Mich auszusprechen hat mir heftig geholfen“.
Andrea Kästle
Väterinitiative für engagierte Elternschaft, Ligsalzstraße 24, Tel. 50009595, Bürozeiten: Mittwoch 20 bis 22 Uhr, Donnerstag 14 bis 18 Uhr. www.vaeterinitiative-muenchen.de.
Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat ist offenes Väter-Treffen, nächster Termin: 12. November, 20 bis 22 Uhr. Das Väter-Forum trifft sich einmal im Monat, wieder am 5. November.
- Themen: