Razzia: Münchner Ermittler jagen SMS-Betrüger
MÜNCHEN - Das miese Geschäft mit der Liebe – SMS-Flirt-Betrügern im großen Stil ist die Münchner Staatsanwaltschaft auf der Spur. 14 Objekte wurden bereits durchsucht, es gab bereits zwei Festnahmen. Auch der Fernsehsender RTL 2 bekam Besuch von den Ermittlern.
Das miese Geschäft mit der Liebe – SMS-Flirt-Betrügern im großen Stil ist die Münchner Staatsanwaltschaft auf der Spur. In der vergangenen Woche wurden in München, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Wolfsburg und Oberhausen 14 Objekte - Geschäftsräume und Wohnungen - durchsucht und dabei umfangreiches Material sichergestellt. Auch der Fernsehsender RTL 2 bekam Besuch von den Ermittlern.
Der Münchner Projekt Manager eines SMS-Anbieters und ein Düsseldorfer Geschäftsführer eines Anbieters von Operatorendiensten wurden wegen Fluchtgefahr festgenommen, erklärte der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft München I, Anton Winkler. Bei dem Düsseldorfer bestehe zudem Verdunkelungsgefahr. „Wir ermitteln wegen des Verdachtes auf betrügerische SMS-Angebote.“
So funktioniert der betrügerische Trick
Der betrügerische Trick mit den einsamen Herzen funktioniert so: Wer sich auf die Werbung des SMS-Flirt-Anbieters - der unter anderem auch bei RTL 2 seine Dienste anbot – hin meldet, bekommt eine SMS und wird nach seinen Vorlieben beim Flirt-Partner gefragt.
Und siehe da: Es melden sich bald darauf Frauen per SMS, die genau auf das Wunschprofil passen und nicht weit entfernt wohnen. Nur dass sich hinter der SMS keine reale „Daniela“ oder „Petra“ verbirgt, sondern die betrügerischen Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Die übernehmen je nach Tageszeit und Schicht die Rolle von „Daniela“ und „Petra“. Die alten Chart-Protokolle hat der Mitarbeiter vorliegen, kann also nach Belieben auf Beziehungs-Details zurückgreifen.
„Das kann im Einzelfall in die Tausende gehen“
Kommunikation mit dem Objekt der Begierde ist leider nur per SMS möglich. Email oder Telefon-Kontakt lehnt „Daniela“ unter fadenscheinigen Gründen ab. Der liebeshungrige SMS-Schreiber aber muss 1,99 Euro pro Kontakt hinlegen. „Das kann im Einzelfall in die Tausende gehen“, berichtet Winkler. Auch Verbraucherschützer prangern seit Jahren das üble Geschäft mit den SMS-Flirtlines an. Der Schaden belaufe sich allein bis Oktober 2006 auf eine Million Euro. 13500 Geschädigte hatten bis zu diesem Zeitpunkt eine halbe Million SMS in ihr Handy eingetippt. Der Schaden kann sich aber leicht noch verdoppeln oder verdreifachen. Das beschlagnahmte Material wird jetzt ausgewertet.
John Schneider
- Themen:
- RTL II
- RTL
- Staatsanwaltschaft München