Razzia in Großhadern: 30 Fahnder durchsuchen Großbaustelle
ROSSHADERN - Razzia im Münchner Süden: Am Dienstag überprüften 25 Zollbeamte eine private Großbaustelle in Großhadern. Der Verdacht: Eine bosnische Firma zahlt ihren Arbeitern nicht den Mindestlohn von 12,50 Euro pro Stunde.
Unterstützung erhält der Zoll von 30 Polizisten, die das Gelände rund um die vier Mehrfamilienhäuser absperren. „Solche Razzien finden in München fast wöchentlich statt“, erzählt Sachgebietsleiter René Matschke. „Das Team ist eingespielt, alles funktioniert reibungslos.“ Drei Gruppen hat der Zoll im Visier: Ausländer, die nicht den geforderten Mindestlohn bekommen, Scheinselbstständige und Hartz-IV-Empfänger.
Polizei und Zoll treffen sich morgens auf einem Parkplatz, ein paar hundert Meter von der Baustelle entfernt. Um 8.50 Uhr umstellen Beamte in Zivil den Rohbau. „Eine taktische Maßnahme, damit kein Arbeiter flüchten kann, während die Polizei auftaucht“, sagt Matschke. Dann rollen die grün-weißen Busse aufs Gelände. Polizisten blockieren die Zufahrten. „Erst jetzt, wenn die äußere Sicherheit gewährleistet ist, kommt der Zoll dazu“, sagt Matschke. Damit bei dem Einsatz nichts schief geht, haben die Zollbeamten die ganze Operation vorher minutiös durchgeplant. „Es ist genau festgelegt, wer wohin fährt und wer welche Ausgänge sichert. Das ist bei diesem Einsatz noch einfacher, schwierig wird es mit 200 Mann.“
Der Zoll versammelt alle Bauarbeiter an einer Stelle. Mit Spürhunden und Lampen durchsuchen weitere Beamte den Rohbau – und sie werden fündig. Katrin Hopmann von der Fahndungskontrollgruppe entdeckt in der Tiefgarage einen osteuropäischen Arbeiter. „Ich weiß nicht, was der da unten zu suchen hat. Irgendwas könnte da nicht passen“, sagt sie. Hopmann, Expertin für Dokumentenfälschung und Ausländerrecht, begleitet den Mann zu dem Container, in dem seine Ausweispapiere liegen. Alles in Ordnung. „Es flüchten eigentlich nur illegale Einwanderer oder Hartz-IV-Empfänger“, sagt René Matschke.
Dann beginnt die Überprüfung: Die Zollbeamten kontrollieren die Ausweise und Dokumente und führen mithilfe von Dolmetscherinnen Verhöre. Es erhärtet sich der Verdacht der Ermittler: „Der Bauleiter der bosnischen Firma hat das Stundenbuch nicht richtig geführt, die Anfangszeiten sind unterschiedlich. Obwohl die Firmen aussagen, dass die Arbeiter alle gleichzeitig beginnen.“ Und auch die 26 Bosnier packen aus: „Sie haben zugegeben, dass sie unter dem Mindestlohn bezahlt werden“, sagt Matschke. Der Netto-Stundenlohn der Bosnier betrüge 6,50 Euro – „bei einem Mindestlohn von 12,50 Euro müsste er eigentlich zwischen 8,10 und 8,20 Euro liegen“.
Nach ein paar Stunden verlassen die Beamten die Baustelle. Die richtige Arbeit beginnt jetzt: „Zwei Wochen dauert es“, sagt Matschke. Dann ist das Gröbste ausgewertet.
Christoph Landsgesell