Razzia bei „Gotteskrieger“

MÜNCHEN - Tobias W. hatte den Flughafen Verona lahmgelegt: Jetzt sucht die Steuerfahndung den Nachwuchs-Politiker. Die CSU wäre das „Bürschchen“, wie viele schimpfen, gerne los.
Der „Gotteskrieger“ aus der Lerchenau: Jetzt ist hinter dem windigen Tobias W. (27) auch die Steuerfahndung her. Nach Informationen der Abendzeitung haben die Fahnder am Mittwoch die Wohnung des CSU-Funktionärs, die Wohnung seiner Eltern und deren Firmenräume (alle in der Lerchenau) durchsucht. Außerdem haben die Fahnder am Mittwoch auch Geschäftspartner von ihm befragt, ob und welche Geschäftsbeziehungen sie zu ihm unterhalten.
Tobias W. wird bei den Ermittlungen als Beschuldigter geführt, so die Informationen der AZ. Er hat hektisch herumtelefoniert, als er von den Recherchen erfuhr. Dann rief er wütend an: „Wir sind alle seit gestern gesundheitlich angeschlagen.“ Die Razzia hat er bestätigt: „Ich sage dazu nichts. Von mir und meinen Eltern erfahren Sie garnichts.“ So wollte er sich auch nicht zu den Vorwürfen der Steuerfahnder äußern: „Ich weiß nicht, was mir vorgeworfen wird.“
Er ist auf unbestimmte Zeit in Malaysia
Nach Angaben seiner Mutter ist er „seit Wochen“ im Ausland. „Ich bin in Malaysia, ich kenne hier Leute, und ich werde hier die nächste Zeit bleiben“, sagte er der AZ.
Erst im Juni hatte der CSU-Funktionär (Ortsvorsitzender in der Lerchenau, stellvertretender CSU Kreisvorsitzender und JU-Kreischef im Münchner Norden und BA-Mitglied) für Schlagzeilen gesorgt: Er hatte mit einer fingierten Bombendrohung „im Namen Allahs“ den Flughafen von Verona lahmgelegt, weil er ein Flugzeug verpasst hatte. Das Ermittlungsverfahren in Verona wegen falschen Alarms und Störung des Verkehrs läuft nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch. „Das kann in Italien bis zu einem Jahr dauern“, so sein Anwalt Adalbert Hohenester.
Ermittlungen in Verona dauern an
Der 27-Jährige war bis zum Verona-Skandal Manager des Münchner Ironman Faris Al-Sultan (danach brach der Spitzensportler die Geschäftsbeziehung zu seinem Hausnachbarn ab), organisierte Sport-Trainingslager in den Arabischen Emiraten, er jobbte bei der Fußball-EM im Sommer als Fahrer. Und: Er hat eine Hausverwaltung am Gardasee. Auch seine Eltern haben dort eine Ferienwohnung.
„Er hat angekündigt, dass er seinen Berufsschwerpunkt ins Ausland verlegen wolle“, so sein Freund Alexander Dietrich. Wo wohnt er denn? „Das weiß keiner“ sagt lachend ein anderer Freund. Seit Verona ist er abgetaucht.
Die CSU wäre das „Bürschchen“, wie viele schimpfen, gerne los: „Er soll mit seinen ganzen Kohorten aus der CSU verschwinden!“ Tobias W. lässt alle Parteiämter ruhen und hat sein Mandat im BA Feldmoching-Hasenbergl zurückgegeben. Mancher CSUler ist froh über die Entwicklung beim „windigen Großmaul“: Mit seinen Spezln soll er versucht haben, den CSU-Kreisverband zwischen Neuhausen und Feldmoching zu erobern.
Willi Bock