Raumnot in Münchens Gymnasien
Raumnot: Münchens Gymnasiasten leiden unter dem Streit zwischen Freistaat und Stadt um die Verteilung von Lehrerkosten. In Fürstenried-West muss sogar in der Aula unterrichtet werden
MÜNCHEN Es ist ein Streit auf dem Rücken der Schüler: Die Stadt hat die Zahl der Eingangsklassen an den städtischen Gymnasien aus Finanzgründen auf 50 gedeckelt. Das Gymnasium Fürstenried-West hat dadurch wie andere staatliche Münchner Gymnasien ein großes Platzproblem bekommen. Wer bei den 14 städtischen Gymnasien nicht unterkommt, muss bei den 23 staatlichen Gymnasien untergebracht werden. Einige platzen schon aus den Nähten. Wie in Fürstenried – hier wird die 11b in der Aula unterrichtet.
„Das ist ein Notlösung mit drei Ausrufezeichen“, sagt Schulleiter Willi Eisele. „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und eine Containerlösung bei der Stadt beantragt“, berichtet er. Damit will er Platz für sechs bis acht weitere Klassenzimmer schaffen.
Claudia Bothe, Fürstenrieder Vorsitzende des Elternbeirates, fühlt sich von der Stadt „veräppelt“. „Wir haben mehr Schüler aufnehmen müssen, als sich bei uns angemeldet haben. Schon im Dezember 2008 haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass es eng wird. Jetzt sind wir sauer, dass die Stadt viel angekündigt und bisher nichts gemacht hat.“
4811 Schüler haben sich 2009 fürs Gymnasium angemeldet. Eine Steigerung von 4,1 Prozent zum Vorjahr. „Die Stadt ist nicht verpflichtet, Gymnasien zu betreiben. Der Stadtrat hat angesichts knapper Kassen entschieden, die Personalkosten für Lehrer zu deckeln“, erklärt Eva-Maria Volland vom Schulreferat der Stadt München.
Sie sieht nun den Freistaat in der Pflicht. „Wir sind laut Haushaltsordnung verpflichtet, dafür Kostenersatz zu fordern“, hält ein Pressesprecher des Kultusministeriums dagegen. Wenn zwei sich streiten, ist der Dritte der Dumme. In diesem Fall sind das Münchens Gymnasiasten.
Denn nicht nur Fürstenried kommt in Bedrängnis. Überall dort, wo staatliche Gymnasien Schüler städtischer Schulen aufnehmen müssen, wird es eng. Am Dantegymnasium in Sendling fehlen ebenfalls Klassenräume und Einrichtungen für den Fachunterricht, berichtet Schulleiter Bernhard Fanderl. Und er hat noch ein drittes Raumproblem: „Die Turnhallensituation ist katastrophal.“
„Wir verstehen den Wirbel nicht, den Fürstenrieds Schulleiter entfacht“, sagt Eva-Maria Volland. Es habe einen anderen möglichen Klassenraum als die Aula gegeben, doch der sei für andere Zwecke eingeplant worden.
Doch auch das Schulreferat erkennt die Raumnot in Fürstenried an und will jetzt reagieren. Volland: „Es werden Container aufgestellt, schon zu Beginn des nächsten Schuljahres. Zwei oder vier, in jedem können zwei Klassen untergebracht werden.“ Allein Standort und Zahl seien noch offen.
Elternvertreterin Claudia Bothe traut dem Frieden noch nicht so ganz: „Je eher, desto besser. Die Aula ist eine Katastrophe.“ John Schneider
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