Rauchverbot in den Zelten: Bier ohne Kippe – das geht

An der Qualmfront ist es friedlich: Die meisten Raucher halten sich an das Verbot und gehen raus. Vereinzelte Revoluzzer werden großzügig übersehen oder friedlich ermahnt
von  Abendzeitung
Draußen wird auf der Wiesn 2010 gequalmt
Draußen wird auf der Wiesn 2010 gequalmt © dpa

MÜNCHEN - An der Qualmfront ist es friedlich: Die meisten Raucher halten sich an das Verbot und gehen raus. Vereinzelte Revoluzzer werden großzügig übersehen oder friedlich ermahnt

Auf ihre eigene bayerische Art haben die Münchner das Rauchproblem auf der Wiesn gelöst. Am Wochenende wurde zwar in den Zelten gequalmt, doch so vereinzelt, dass die Sicherheitsleute oft nicht aufmerksam wurden – Banknachbarn gaben dann Sichtschutz.

„Es lief besser als erwartet“, sagt auch Michael P. Schottenhamel, Juniorchef vom gleichnamigen Zelt. Ab und an hätten die Sicherheitsleute einzelne Gruppe aufgefordert, zu gehen, aber zu Aggressionen oder gar Schlägereien sei es nicht gekommen – die meisten hatten Verständnis.

Ein Sicherheitsmann aus dem Winzerer Fähndl sagt: „Du kannst nicht überall im Festzelt schauen, ob einer gerade raucht. Das lässt sich nicht völlig unterbinden.“ Das größte Problem sei, dass viele Raucher Angst hätten, nicht mehr ins Zelt zu kommen, wenn sie davor eine rauchen. „Das ist ja verständlich. Denn eine Garantie zum Wiederreinkommen kann es ja nicht geben, wenn die Zelte wirklich überfüllt sind“, sagt der Sicherheitsmann.

Schottenhamel sieht das anders: „Wer sitzen geblieben ist, war einfach zu bequem.“ Im Zelt seiner Familie war der Wiedereinlass durch Kärtchen geregelt. In anderen Zelten bekamen die Gäste einen Stempel oder wurden wie im Hippodrom, bei der Fischer Vroni oder im Weinzelt auf die Balkone oder in die Gärten umgeleitet. „Das war manchmal schon anstrengend“, sagt Stephan Kuffler vom Weinzelt, „nächstes Jahr müssen wir eine andere Lösung finden.“

Bei ihm war oft kein Durchkommen zum Balkon im ersten Stock, die Raucher wurden beim Warten nervös – und hielten doch durch. Auch Wirtschaftsreferent Dieter Reiter glaubt, dass die rauchfreie Wiesn funktioniert. „Ich bin guter Dinge, dass das durch die Vernunft der Gäste schon geregelt wird. Viele ausländische Gäste sind das eh von daheim gewöhnt.“ Reiter selbst hat übrigens mit Nein gestimmt beim Volksentscheid. „Wir haben so viele Regeln in Deutschland“, sagt er.

Die allermeisten haben brav draußen geraucht – eine fröhliche Gruppe Australier dampfte Zigarren vor dem Hofbräuzelt – die dicken Stinker würde in den Zelten sofort auffallen, denn jetzt riecht man den Rauch umso mehr.

Zahnarzthelferin Monika und ihre Freundin Bettina rauchen im Biergarten vom Glöckle-Wirt. „Rauchen ist doch so gut, um Kontakt aufzunehmen“, finden sie. „Flirten oder gegenseitiges Kennenlernen geht doch einfacher mit Zigarette. Da fragt man einfach: haste mal Feuer?“ Ihnen wären Raucher- und Nichtraucherzelte lieber gewesen. „Die Diskriminierung von Rauchern geht inzwischen wirklich zu weit.“

Gefreut haben sich nicht nur die Nichtraucher unter den Gästen, auch die Musiker und Sänger der Kapellen gaben sich erleichtert. „Das ist so viel angenehmer von der Luft her, da hält die Stimme gute 17 Tage“, sagt Alois Altmann, Dirigent der Plattlinger Isarspatzen. Allerdings merke er, dass viele Tische nur halb besetzt sind. „Gruppen werden zerrissen, weil ein paar immer zum Rauchen draußen stehen“, sagt Altmann. „Und bei dem schönen Wetter bleiben einige wohl auch dort. Dass ist dann natürlich für die Bedienungen schwer zu überschauen.“

Von Anfang an im Käfer-Biergarten platziert haben sich auch Daniela und Abraham, weil sie dort ungestört rauchen können. Sie finden das Rauchverbot unsinnig. „Ohne Zigarette geht die Gemütlichkeit verloren, die Maß und das Rauchen gehören zusammen.“ Trotzdem halten sie sich an die Regeln – noch: „Solange das Wetter gut ist, können wir schon draußen rauchen – nur was, wenn es kälter wird?“ Anne Kathrin Koophamel,

Julia Lenders,

Daniel von Loeper

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.