Rauchverbot in Bayern: „Wir rauchen einfach weiter“
MÜNCHEN - Sonntag, 0 Uhr: Ab diesem Zeitpunkt sollten alle Kneipen qualmfrei sein. Doch beim Check durch die AZ zeigt sich: Die wenigsten halten sich daran, manche proben sogar den Aufstand
Es ist das strengste Rauchverbot der Republik, das seit Sonntag, 1. August, in ganz Bayern gilt. Egal ob in Kneipen, Bars oder Clubs – überall müssen die Gäste nun zum Qualmen vor die Tür.
Die Lage scheint klar, doch der Streit ist lange nicht beigelegt. Die Gegner des Rauchverbots geben keine Ruhe. So kündigt Heinrich Kohlhuber, Sprecher der Initiative „Fairness für Raucher“, eine Sammelklage an. Er verspricht: „Der Kampf geht weiter.“
Auf der anderen Seite setzt Sebastian Frankenberger auf Versöhnung. Der Passauer ÖDP-Politker hatte den Volksentscheid ins Rollen gebracht und ist dadurch zum Feindbild der Wirte geworden. Vielerorts hat er Hausverbot. Dabei ist er sich sicher: „Eine rauchfreie Gastronomie wird bald selbstverständlich sein.“ Die Wirte müssten den Willen des Volkes respektieren.
Die Wirte selbst sind sich noch nicht einig, ob der Wille des Volkes wirklich wichtiger ist als der ihrer Gäste. Bei der AZ-Tour durch Münchens erste rauchfreie Nacht gaben viele ihren Gästen noch eine Schonfrist, einige kündigten gar harten Widerstand an. Dafür müssen sie mit Strafen zwischen 5 und 1000 Euro rechnen, bei erneuten Verstößen droht sogar die Schließung. Allerdings waren Sonntagnacht nur „eine Handvoll“ Kontrolleure unterwegs, berichtet KVR-Sprecherin Daniela Schlegel. „Wir schicken keine Raucherpolizei los.“
Die meisten Wirte wollen sich an das strikte Rauchverbot halten, obwohl sie Angst vor den finanziellen Folgen haben. Zu recht? Bei der AZ-Tour durch Münchens Raucherlokale zeigt sich vor allem: Die letzten Zigaretten sind noch nicht abgebrannt.
Christian Pfaffinger
Wer, wo noch rauchte
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