Raucher können endlich jubeln

Das bayerische Kippen-Verbot kippt: Szene-Gänger und Gäste im Glockenbachviertel freuen sich schon, dass ihr Dasein draußen vor der Tür endlich vorüber ist. Es gibt aber auch kritische Stimmen.
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Ein voller Aschenbecher vor einem Lokal - das wird es bald kaum noch geben.
dpa Ein voller Aschenbecher vor einem Lokal - das wird es bald kaum noch geben.

MÜNCHEN - Das bayerische Kippen-Verbot kippt: Szene-Gänger und Gäste im Glockenbachviertel freuen sich schon, dass ihr Dasein draußen vor der Tür endlich vorüber ist. Es gibt aber auch kritische Stimmen.

Florian Lech überlegt, ob er die Schilder jetzt sofort abhängen soll. In die Fensterscheiben der Cocktail-Bar hat der 28-Jährige Din-A4-Zettel geklebt, mit schwarzem Edding steht darauf geschrieben: „Zum Rauchen bitte vor die Tür treten“. Wie lange noch?

Das Rauchverbot - ein Stimmungskiller

Florian Lech sitzt draußen, vor den Eingangsstufen, und schaut in die Nacht. Seit dreieinhalb Jahren ist er Geschäftsführer der kleinen Bar in der Reichenbachstraße, und jetzt sieht es so aus, als könne es wieder so viel Spaß machen wie damals. Am Anfang. „Das Rauchverbot war ein Stimmungskiller“, sagt er. „Wenn es jetzt gekippt wird, ist das ein Grund zum Jubeln.“

Das sagen viele rund um den Gärtnerplatz. Gerade hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eingestanden, dass man beim Rauchergesetz „Fehler“ gemacht habe, es nun liberalisieren wolle. Denkbar ist die so genannte „spanische Lösung“, nach der Wirte von Kneipen mit einer Fläche unter 100 Quadratmetern selbst entscheiden, ob bei ihnen gequalmt werden darf. Oder halt nicht.

Was stört, ist die Bevormundung des Staates

Jetzt, am Abend, stehen junges Szenevolk, verliebte Pärchen und Jugendliche vor den Kneipen am Gärtnerplatz, ziehen an einer Zigarette oder auch nicht, und sind sich einig in der Bewertung des bayerischen Qualm-Verbotes – das jetzt wohl vor dem Aus steht.

„Das Rauchergesetz ist umständlich, lästig und bürokratisch“, sagt Barbara Themann, und Wolfgang Kisker nickt dazu. Sie sitzen vor dem Cafe „Interview“, vor ihnen steht Apfelschorle, zwischen ihren Fingern klemmt eine Kippe. „Genussraucher“ seien sie, hätten nichts dagegen, nicht überall rauchen zu dürfen – aber sie möchten eben nicht vom Staat bevormundet werden.

"Wir mögen auch keine verqualmten Restaurants"

Ein paar Meter weiter, vor den Treppen des Theaters am Gärtnerplatz, stehen Klaus und Gisela Hartmann, rauchen eine eilige Zigarette während der Pause der Oper „Fra Diavolo“ und sagen dasselbe: „Wir mögen auch keine verqualmten Restaurants, aber jeder sollte selbst entscheiden, wo er hingeht und ob er dort rauchen möchte“.

Die eigene Entscheidungsfreiheit, das ist es, was die meisten Raucher fordern – egal, wie sie nun zu dem Gesetz stehen. Dani Mühlberger zum Beispiel, obwohl selbst Raucherin, findet das strikte Qualmverbot sehr gut. „Ich arbeite am Wochenende in einer Bar“, sagt die Studentin, „seitdem da nicht mehr geraucht werden darf, geht es mir besser.“ Das Gesetz habe bewirkt, dass die Luft in den Bars besser geworden ist.

Nichtraucher können ja auch mit rauskommen

„Aber das geht doch auf Kosten der Stimmung“, widerspricht Doreen Turek. Wenn die 25-Jährige mit Freundinnen unterwegs ist, dann wird der Abend immer wieder unterbrochen. Die Raucher gehen vor die Tür, die Nichtraucher bleiben drinnen im Lokal zurück. „Die Nichtraucher können ja auch mit rauskommen“, sagt Dani. „Aber vielleicht ist das bald gar nicht mehr nötig.“

Jan Chaberny

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