Raucher-Balkone auf dem Oktoberfest

Das Rauchverbot in Bayerns Gastronomie gilt auch für die Bierzelte auf dem Münchner Oktoberfest. Doch die Wiesn-Wirte suchen nach Auswegen. Jetzt planen sie extra Balkone und überdachte Flächen im Freien, damit die Raucher nicht zu sehr leiden müssen.
München – Die Wirte auf dem Münchner Oktoberfest haben ein Herz für die Raucher. Auch für ihre Bierzelte gilt das absolute Rauchverbot in Bayerns Gastronomie. Mit Extra-Balkonen an den Bierzelten und überdachten Flächen im Freien sollen heuer aber Ausweichmöglichkeiten für Gäste mit Nikotinbedarf geschaffen werden. Die Stadt München gab am Dienstag grünes Licht für die entsprechenden baulichen Veränderungen an den Zelten, wie „Wiesn-Stadtrat“ Helmut Schmid (SPD) nach der Sitzung des Ausschusses sagte.
Der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft des Münchner Stadtrats erteilte in nicht-öffentlicher Sitzung zudem den Wirten die Zulassungsbescheide für die Wiesn 2011. Schmid rechnet auf der Wiesn nicht mit Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Rauchverbots. „Es wird keine große Aufregung geben“, sagte er. „Einzelne, die meinen, sie hätten ein Sonderrecht, wird es immer geben.“
Das absolute Rauchverbot in der Gastronomie wird heuer auch auf dem größten Volksfest der Welt mit voller Härte durchgesetzt. Im vergangenen Jahr herrschte auf der Wiesn noch eine Art Schonzeit: Die Stadt sah von einer strengen Ahnung bei Verstößen noch ab. Dennoch hielten sich die allermeisten Gäste erstaunlich gut an das Rauchverbot. In Einzelfällen hatten die Wirte besonders uneinsichtigen Rauchern kein Bier mehr serviert oder sie vor die Türe gesetzt.
In den neuen Raucherbereichen, die vom Zelt abgetrennt sein müssen, dürfen keine Stühle und Tische stehen, und die Raucher sollen dort auch nicht ihre Maß trinken. Denn mit den neuen Raucherzonen dürfen nicht schleichend zusätzliche Bewirtungsflächen entstehen.
Eine Zulassung bekam trotz nicht abschließend geklärter Körperverletzungsvorwürfe auch der Wiesn-Wirt Sepp Krätz. Dieser habe deshalb bereits eine Abmahnung bekommen, sagte Schmid. „Wegen desselben Sachverhalts kann man ja nicht zweimal tätig werden.“ Krätz soll einen Studenten, der in seinem Zelt arbeitete, zwei Mal getreten haben. Er hat den Vorwurf bestritten, der Student hat laut Krätz seine Klage inzwischen zurückgezogen. Möglicherweise muss Krätz sich aber am 26. Mai vor dem Münchner Amtsgericht verantworten, da er gegen einen Strafbefehl Einspruch eingelegt hat. Die Staatsanwaltschaft kann das Verfahren noch gegen eine Geldauflage einstellen.
Eine grundsätzliche Verlängerung des Festes um einen Tag lehnte der Wirtschaftsausschuss ab. Der Chef der CSU-Rathausfraktion, Josef Schmid, hatte vorgeschlagen, die Wiesn grundsätzlich um einen Tag zu verlängern; dafür sollten die Wirte den Bierpreis nicht anheben. Heuer dauert die Wiesn, die am 17. September beginnt, ohnehin einen Tag länger, da der 3. Oktober als Feiertag am Montag angehängt wird. „Wir haben nicht gehört, dass der Bierpreis deshalb stabil bleibt“, kommentierte SPD-Mann Schmid den Vorschlag seines CSU-Namensvetters.
Schon jetzt dürfte klar sein, dass der Preis für die Maß die Marke von 9 Euro überspringt. Denn schon im vergangenen Jahr zum 200-jährigen Bestehen des Volksfestes hatte die Maß zwischen 8,30 Euro und 8,90 Euro gekostet. Allerdings können die Wirte erst jetzt nach dem Zulassungsbeschluss der Stadt ihre Preise mitteilen. Die Stadt wird Ende Mai oder Anfang Juni mitteilen, wie die Preise der Wirte lauten – oder ob sie als Wucher ablehnt werden müssen.
In einer früheren Sitzung war beschlossen worden, dass der zum Jubiläum 2010 erstmals installierte historische Teil des Oktoberfests nicht nur bis 20.00 Uhr, sondern bis 22.00 Uhr geöffnet bleibt. Erleichterung für Eltern haben bereits die Schausteller angekündigt: An Karussells und Fahrgeschäften gilt künftig bei Fehlen des Kinderausweises schlicht die Messlatte: Kinder, die unter 1,40 Meter groß sind, bekommen eine ermäßigte Fahrkarte.