Raubmordprozess von Meiling: Frau tagelang mit ihrem Mann eingesperrt

Beim Raubmordprozess von Meiling erzählt das Opfer Irmgard K. (70), wie sie verprügelt wurde und tagelang eingesperrt war. Weiter in ihrem Haus wohnen? Unvorstellbar!
Sophie Anfang |
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Das Haus der Familie K. in Meiling. Das Opfer Irmgard K. hat das Haus an ihre Söhne weitergegeben.
job Das Haus der Familie K. in Meiling. Das Opfer Irmgard K. hat das Haus an ihre Söhne weitergegeben.

München - Irmgard K. sieht müde aus. Drei Jahre sind der Überfall auf ihr Haus in Meiling her, die schmerzhaften Minuten, in denen sie getreten wurde, die zähen Tage, an denen sie neben ihrem toten Mann in einer Kammer ausharren musste. "Meine Psyche leidet heute noch darunter", sagt die 70-Jährige. Auch wenn sie versuchen würde "das zur Seite zu schieben". Das gelingt schlecht – und ist an diesem Freitag schier unmöglich.

Denn Irmgard K. muss vor Gericht aussagen und sich an das erinnern, was am 4. September 2015 geschehen ist. Es war der Tag, an dem die sogenannte Froschbande das Haus von ihr und ihrem Mann Markus ( † 72) überfallen hat.

Das Gericht erspart es der 70-Jährigen, ihren Peinigern nahe sein zu müssen. Irmgard K. wird per Video vernommen.

Gerichtsmitarbeiter: "Wahnsinn, wie tapfer sie ist"

Auf der Leinwand des Hochsicherheitsgerichtssaals in Stadelheim sieht man eine zusammengesunkene Frau mit kurzen Haaren im rosa Polo-Hemd. Die Attacke auf sie hat neben den seelischen Wunden auch viele körperliche hinterlassen. Irmgard K. spricht mit fester, nur manchmal etwas kratziger Stimme.

"Wahnsinn, wie tapfer sie ist", raunen sich Gerichtsmitarbeiter in einer Pause auf dem Gang zu. Nur selten werden Irmgard K.s Augen feucht, etwa dann, als der Vorsitzende Richter Thomas Bott sie fragt, ob sie noch in ihrem Haus in Meiling wohnt: "Na, des schaff i ned."

Zu viel ist passiert in jener Nacht, weshalb sie auch heute nur mit eingeschaltetem Licht im Gang schlafen kann. Dabei habe sie sich noch nichts dabei gedacht, als an jenem Abend im September ein Unbekannter an ihrer Tür geklopft habe. Wegen einer Autopanne bräuchte er Wasser – ein Trick der Froschbande – ihr Mann habe ihm den Kanister aufgefüllt, erzählt Irmgard K.: "Vom Aussehen her hätte ich so einem Mann nie eine solche Brutalität zugetraut." Der Unbekannte ging wieder. Nachts schlug mehrmals der Hund an. "Gib a Ruah", habe sie gesagt, "is bloß da Igel ums Haus rum."

Räuber erbeuteten Geld und Schmuck

Sie habe sich dann ins Bett gelegt. "Und dann habe ich einen Faustschlag auf den Backenknochen bekommen." Drei Männer seien in ihrem Schlafzimmer gewesen. Sie habe bald darauf auf dem Boden gelegen, wie das passiert sei, wisse sie nicht mehr, nur, dass einer der Männer angefangen habe, sie zu treten. Danach habe er Geld gewollt, sie wieder auf die Beine gezerrt.

Irmgard K. gab dem Mann Geld und Schmuck, die Täter schubsten sie in ein Kammerl, stellten einen Tisch davor. Dass ihr Mann auch in dem kleinen Raum war, habe sie erst gesehen, als sie später das Licht in der Kammer einschaltete. Da waren die Täter schon weg.

Markus K. saß blutüberströmt auf dem Boden: "Ja Mo, wie schaugst du denn aus?", habe sie zu ihm gesagt. "Zu viert sans mit die Prügel auf mi losganga", habe ihr Mann zu ihr gesagt. Ob sie versuchen sollen, die Tür aufzustemmen? "I hab koa Kraft nimma", habe ihr Mann da geantwortet.

Raubfall von Meiling: Zeitungsbotin fand Opfer

Irmgard K. versuchte, die Wunden am Arm ihres Mannes mit Wasser aus einer Flasche zu reinigen, Pflaster auf sie zu kleben: "Aber es hat leise weitergeblutet." Wenig später sei er in sich zusammengesunken, Irmgard K. glaubte, er sei bewusstlos. Hätte sie gewusst, dass er tot war, wäre sie "verrückt geworden". 57 Stunden war Irmgard K. eingesperrt. Sie hatte nur eine Flasche Wasser, trank kleine Schlucke. Essen hatte sie keines. Immer wieder machte sie Lärm, schrie "Hilfe, Hilfe, Überfall".

Als schließlich eine Zeitungsbotin Irmgard K. fand, war ihre Stimme nurmehr ein Krächzen.

Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

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