Rassismus in der S-Bahn: Die Reaktionen
Der S-Bahn-Fahrer, der einen Schwarzen als „Neger” beleidigte, löst eine Debatte aus. Was Schauspieler Charles Huber und AZ-Leser meinen.
München - Üble Entgleisung auf dem Gleis: Als sich ein junger Mann aus Guinea in die Lichtschranke einer S-Bahn stellte, damit seine Freundin es noch in den Wagen schafft, beleidigte ihn der S-Bahn-Fahrer mit den Worten „Wenn de Tür kaputt is’, zahlt’s der Neger!“ Und das über Lautsprecher, für alle anderen Fahrgäste hörbar (AZ berichtete). Ein Vorfall, der gestern viele Diskussionen ausgelöst hat.
Einige Auszüge aus den Kommentaren:
- „Es gibt keinen Grund warum man Kunden – in diesem Fall: Fahrgäste – beschimpfen müsste. Ein Profi bleibt auch in schwierigen Situationen gelassen. Ein sachlicher Hinweis ohne beleidigende Worte wäre sicher auch zielführend gewesen. Dem S-Bahn-Fahrer sei dringend eine Schulung zu empfehlen, bei der er lernt, respektvoll mit anderen Menschen umzugehen."
- „Eine Maßregelung über den Lautsprecher wäre noch angebracht gewesen, aber offener Rassismus in Verbindung mit Gewalttätigkeit kann nicht geduldet werden.“
- „Lassen wir doch mal die Kirche im Dorf. Warum wird eigentlich so ein Vorfall so hochgespielt? Wir haben 30 Grad im Schatten und die Menschen sind alle überreizt.“
Einer, der ebenfalls rassistische Beleidigungen erlebt hat, ist Schauspieler Charles Huber. Als ihn ein Produktionsleiter beschimpft, hört er 1997 als Assistent des „Alten“ Rolf Schimpf auf – nach elf Jahren. Zum aktuellen Fall meint er:
„Wenn der Bahnangestellte so denkt, was schlimm genug ist, muss er sich zumindest unter Kontrolle haben, so etwas nicht laut zu äußern. Solche Fälle beschädigen den Ruf der Stadt, die ja auch von ausländischen Touristen lebt.“
Charles Huber betont jedoch: „München ist eine der weltoffensten Städte, die ich kenne. Überall auf der Welt gibt es dumme Menschen. Dieser Fall ist aber nicht repräsentativ für das integrative Klima in unserer Stadt . Das zu behaupten, wäre schädlich für die Integration. München ist ein Kleinod an kultureller Offenheit. Dass wir solche Diskurse öffentlich führen, zeigt, dass die Entwicklung positiv ist.“
Der S-Bahn-Fahrer beschimpfte den Mann aus Guinea als „Neger“. Ein Wort, das laut Dudenredaktion „häufig als diskriminierend empfunden wird“. Alternative Bezeichnungen seien etwa „Schwarzafrikaner“, „Afroamerikaner“ „Afrodeutscher“ oder „Schwarzer“. Letzteres sieht auch die „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ als geeignet an. „Farbiger“ ist eher verpönt. Schließlich sind’s ja auch eher die Weißen, die bei Hitze, Kälte oder Übelkeit ständig die Farben wechseln.