Raserparadies Kunstareal: Stadt will Einbahnregelung aufheben

Die SPD ist dafür, die CSU bislang noch dagegen. Am Mittwoch kommt es im Stadtrat nach über 30 Jahren nun zum endgültigen Showdown.
von  Florian Zick
Schluss mit dem Raserparadies: Gabelsberger-, Türken- und Theresienstraße sollen künftig in Teilbereichen wieder in beide Richtungen befahren werden.
Schluss mit dem Raserparadies: Gabelsberger-, Türken- und Theresienstraße sollen künftig in Teilbereichen wieder in beide Richtungen befahren werden. © Maximilian Dörrbecker

Die SPD ist dafür, die CSU bislang noch dagegen. Am Mittwoch kommt es im Stadtrat nach über 30 Jahren nun zum endgültigen Showdown.

Maxvorstadt - Eigentlich hätte die Stadt die frohe Kunde schon beim Bürgerfest vor zwei Wochen in der Maxvorstadt verkünden wollen. Diese frohe Kunde hätte heißen sollen: Die berüchtigte Einbahnregelung im Kunstareal wird aufgehoben, das Pinakothekenviertel bekommt ein neues Verkehrskonzept. Aber daraus wurde dann nichts.

Der Stadtrat hat einen entsprechenden Beschluss in den vergangenen Wochen immer wieder aufgeschoben. Die Große Koalition an der Rathausspitze konnte sich schlicht nicht auf eine gemeinsame Haltung verständigen: Die CSU wollte den Autofahrern nicht wehtun, die SPD wollte die Position von Fußgängern und Radlern stärken. Das wollte irgendwie nicht zusammenpassen.

Die beiden großen Parteien sind deshalb noch einmal in sich gegangen. Wirklich geklärt haben sich die Fronten aber immer noch nicht. Vom „größten Kuriosum, das ich je gesehen habe“, sprach der CSU-Planungsexperte Walter Zöller gestern. Während Hans Dieter Kaplan, sein SPD-Gegenpart, noch einmal betonte, dass nun endlich mal eine Entscheidung her müsse.

Wenn am kommenden Mittwoch die Vollversammlung tagt, wird es im Stadtrat also zu einer Kampfabstimmung kommen. Und wie es aussieht, werden SPD und Grüne gemeinsam eine Neuregelung durchdrücken.

Der Beschluss ist 35 Jahre alt – wurde aber nie umgesetzt Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk schlägt vor, das Raserparadies rund um das Kunstareal auszuhebeln, indem die dortigen Einbahnregelungen aufgehoben werden. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat bereits im Mai 1980 gefasst, also vor über 35 Jahren. Umgesetzt wurde dieser allerdings nie.

Der Stadtrat konnte damals zwischen acht Varianten wählen. Weil er sich für die mittlerweile leicht abgeänderte Nummer fünf entschied, firmieren die Pläne nun unter dem Namen „Alternative 5 modifiziert“. Unter diesem kommen sie nun zu neuen Ehren.

Anders als 1980 vorgesehen, soll die Einbahnregelung allerdings nicht mehr auf ganzer Länge bis zur Dachauer Straße aufgehoben werden, sondern nur noch auf Teilstrecken: in der Gabelsbergerstraße zwischen Türken- und Arcisstraße, in der Theresienstraße zwischen Türken- und Luisenstraße, und bei der Türkenstraße geht es lediglich um den kurzen Abschnitt, der am Museum Brandhorst und an der Pinakothek der Moderne vorbeiführt.

Stadtbaurätin Merk verspricht sich von der Maßnahme vor allem eine Verkehrsberuhigung. Bisher treten in den mehrspurigen Einbahnstraßen viele Autofahrer nämlich einfach zu gerne aufs Gas.

Auch im vor anderthalb Jahren fertiggestellten Bürgergutachten zum Kunstareal wurde die Einbahnstraßenregelung als eines der Hauptprobleme identifiziert. Wie in dem Gutachten vorgeschlagen könnten bei einer Neuregelung in der Gabelsbergerstraße dann auch Radwege entstehen – dafür müssten dann allerdings 90 Stellplätze weichen.

Unsinn, findet die CSU. Ein richtiger Schritt, findet die SPD. Am Mittwoch kommt es nun zum Showdown.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.