Rasende Reporter: Die IAA ist auch eine Radlmesse
München - Eine Blechlawine wälzt sich durch die Schelling-straße, in der Barer Straße steht der Verkehr. Zwischen dem Odeonsplatz, der für die IAA blockiert wurde und der Ludwigstraße, die für den Auftritt der grünen Kanzlerkandidatin gesperrt wurde, ist kaum ein Durchkommen. Für uns der perfekte Tag, um die Autos der IAA hinter uns zu lassen und zwei E-Radl zu testen.
Heuer ist die IAA nämlich nicht nur eine Automesse: Im Fokus soll "Mobilität" stehen und so sind auch ziemlich viele Fahrradstände vertreten. Aus dem Stand ist die IAA so die drittgrößte Radlmesse Deutschlands geworden. Für unsere Probefahrt sehen wir uns bei den Radlständen am Hofgarten um.
Wir entscheiden uns für zwei Räder der Marke Specialized, eines recht sportlich (Vado SL), eines eher gemütlich (Como SL). Wir haben 30 Minuten zur Probefahrt, es muss also schnell gehen!
Schon beim Anfahren merkt man beim sportlichen Fahrrad gleich, wie der Elektromotor mitzieht. Kaum treten muss man, wenn der Motor in der höchsten Stufe läuft.
Uns treffen neidische Blicke, als wir locker an anderen vorbeiradeln
Wir brauchen zum Testen eine Radlstrecke, also geht es in den Englischen Garten. Der ein oder andere neidische Blick trifft uns schon auf dem Weg, als wir bei der Hitze mit unseren E-Fahrrädern gemütlich an schwitzenden Radfahrern vorbeizischen. Über 25 km/h kann man mit den Rädern fahren, wurde uns gesagt. Das wollen wir ausprobieren!
Die Busstraße, die durch den Englischen Garten führt, ist der perfekte Ort dafür. Die Gangschaltung im höchsten Gang, den Motor auf höchster Stufe und den sogenannten "Booster" eingeschaltet, der noch mal extra Motorenleistung gibt, geht es rasch an jedem Radfahrer vorbei, sogar den Bus holen wir fast ein. 25 km/h sind das locker. Ein bisschen mulmig wird es einem bei solchen Geschwindigkeiten auf dem Fahrrad schon.
Wir entscheiden uns, also etwas gemütlicher weiterzufahren. Ohne Anstrengung geht es zum Kleinhesseloher See, wo viele Münchner bei Bier oder einem Eis die letzten Momente des Sommers genießen.
Ins Schwitzen kommt man nur, wenn man es will
Hier drehen wir um. Beide Elektro-Räder fahren sich jetzt quasi wie von alleine, fast mit dem eigenen Gewicht der Beine, so fühlt es sich an, werden sie angetrieben. Ins Schwitzen kommt man nur, wenn man es will und die Unterstützung abschaltet. Aber sogar bei ausgeschaltetem Motor, lassen sich die Räder noch erstaunlich gut fahren.
Zurück am Hofgarten geben wir unsere Räder schweren Herzens wieder ab. Zwischen 3.500 und 4.500 Euro kosten sie etwa, erklärt uns Benjamin Dusek, von "Specialized". Doch wie bei allen Herstellern von E-Bikes, gibt es auch bei seiner Firma Zulieferschwierigkeiten. "Viele Häfen in Asien waren wegen Corona lange geschlossen, auch die Blockade auf dem Suezkanal hat man gemerkt", sagt er. Dazu käme eine sehr hohe Nachfrage.

Mit der IAA ist Dusek recht zufrieden. "Die Nachfrage ist ganz gut", sagt er. Gerade in der Stadt. "Wäre die IAA nur auf der Messe gewesen, wären wir nicht gekommen." Fahrräder gehörten nun mal in die Stadt. Schade findet Dusek nur, dass die Messestände eingezäunt seien. "Da hätten wir vielleicht schon ein paar mehr Kunden, wenn man hier ganz einfach hinspazieren könnte."
Auch sein Kollege Marc Melitopulos, ein paar Stände weiter, sieht das so. Dennoch ist er recht zufrieden mit der Messe. "Es kommt vor allem ein älteres Publikum", erklärt er. "Aber das ist natürlich eine gute Zielgruppe für uns!"

An seinem Stand (Pierer E-Bikes) gibt es Radl in allen Preisklassen, vom teuren Husqvarna E-Bike bis zum günstigeren Raymon Radl. Auch bei ihm seien die Fahrräder im Moment "alle ausverkauft", sagt er. Man müsse schon etwas flexibel sein oder warten können, wenn man jetzt ein E-Bike will. "Ich kann aber trotzdem jedem raten, kommen Sie hierher und fahren Sie Probe", sagt er. Wir können nur zustimmen.
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