Randale am Grünwalder Stadion

Randalierende Fußballfans haben sich am Samstagnachmittag am Grünwalder Stadion Jagdszenen mit der Polizei geliefert. Die Beamten musste Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen - fünf Polizisten wurden leicht verletzt. Polizeisprecher Gröbner: „Eine neue Dimension der Gewalt.“
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Randalierende Fußballfans haben sich am Samstagnachmittag am Grünwalder Stadion Jagdszenen mit der Polizei geliefert. Die Beamten musste Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen - fünf Polizisten wurden leicht verletzt. Polizeisprecher Gröbner: „Eine neue Dimension der Gewalt.“

Begräbt die Polizei bald endgültig den Traum der Löwen-Fans von einer Rückkehr ins Sechzger Stadion?

Die Beamten scheinen nach den neuesten Zwischenfällen am Samstagnachmittag im Grünwalder Stadion am Rande des 1:4-Debakels der 1860-Reserve gegen Mannheim mächtig genervt von den oft kräftezehrenden Einsätzen bei den Regionalligaspielen der Löwen. „So kann es nicht weitergehen mit dem Grünwalder Stadion“, sagte Polizeisprecher Dieter Gröbner, „wir können nicht zu jedem Viertligaspiel 400 Beamte ins Stadion schicken.“

Tatsächlich waren am Samstag 250 Polizeibeamte im Einsatz, und die hatten alle Hände voll zu tun, um eine Massenschlägerei zu verhindern. Rund 300 Problemfans der Löwen hatten laut Polizeiangaben nach dem Spiel versucht, sich mit dem Mannheimer Anhang zu prügeln. Da die Polizei aber die beiden Lager zwischen Grünwalder Straße und Tegernseer Landstraße getrennt hatte und sich dazwischen postiert hatte, kam es zu teilweise heftigen Handgemengen zwischen Chaoten und Polizeibeamten.

Dabei wurden fünf Polizisten leicht verletzt. Dass nur vier Chaoten festgenommen werden konnten, zeige laut Polizeiangaben, wie sehr die Einsatzkräfte damit beschäftigt gewesen seien, die Gruppierungen auseinander halten.

Trotz des glimpflichen Ausgangs sprach Polizeisprecher Gröbner von einer „neuen Dimension der Gewalt“. So etwas hätte man in München noch nicht erlebt. Unter den rund 300 Anhängern aus Mannheim befanden sich rund 60 Hooligans. „Da waren eindeutig Rachegelüste im Spiel“, so Gröbner. Beim Hinrundenspiel in Mannheim hatten Sechzger-Chaoten Leuchtraketen aufs Spielfeld geworfen und beinahe einen Spielabbruch provoziert. Am Samstag wollten sich die Mannheimer offenbar revanchieren – man hatte sie erwartet.

Ebenfalls rund 60 Münchner Hooligans hatten bereits seit den Morgenstunden im Wienerwald an der Tegernseer Landstraße auf die Mannheimer Rivalen gewartet. Unter ihnen waren laut Klaus Röschinger, dem Chef der sogenannten szenekundigen Beamten Münchens, auch 20 Hooligans des FC Bayern. Ein blau-rotes Bündnis für Randale?

Dass sich Problemfans der Löwen und Bayern zusammenschließen, um sich mit Hooligans aus anderen Städten zu prügeln, ist ungewöhnlich, aber nicht neu. Laut Röschinger habe es sich bei den Münchner Hooligans um Mitglieder der „Service Crew“ gehandelt. Dieser lose Zusammenschluss, dem gewaltbereite Anhänger der Löwen und des FC Bayern angehören, besteht bereits seit 1986. Da die Mannheimer Busse später in München ankamen als erwartet, versuchten die Rowdies die Auseinandersetzungen zunächst ins Stadion zu verlegen. Als die Polizei allerdings in der zweiten Halbzeit die gegenseitige Blockstürmung verhinderte, liefen die Chaoten auf die Straße. Die Mannheimer Busse mussten schließlich per Polizeieskorte aus München geleitet werden. „Die Vereine sind nicht konsequent genug mit ihren Problemfans“, kritisierte Gröbner. So würden nicht genügend Stadionverbote ausgesprochen.

Es bleibt aber das generelle Problem Grünwalder Stadion. Durch die städtische Lage und die schwierige Trennung der Fans sei dieses prädestiniert für Gewaltfans. Und für massive Polizeieinsätze der Soko Grünwalder. Für die Befürworter des Sechzgers wird dies bei der gerade hitzig geführten Debatte um die Allianz Arena kaum von Vorteil sein. Die 1860-Offiziellen, also Präsident Rainer Beeck oder Geschäftsführer Stefan Reuter, waren am Sonntag übrigens für Stellungnahmen nicht zu erreichen.

F. Cataldo, R. Hub

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