Ramsauer: Besuch mit leeren Taschen

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer besichtigt den Isarring und findet den geplanten Tunnel „begeisterungswürdig“ – finanziell kann er aber nichts beisteuern.
von  Irene Kleber
Große Gesten und kein Geld: Minister Peter Ramsauer (rechts) mit den Tunnel-Initiatoren Hermann Grub und Petra Grub-Lejeune.
Große Gesten und kein Geld: Minister Peter Ramsauer (rechts) mit den Tunnel-Initiatoren Hermann Grub und Petra Grub-Lejeune. © Petra Schramek

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) besichtigt den Isarring, findet den geplanten Tunnel „begeisterungswürdig“ – finanziell kann er aber nichts beisteuern. Eine bizarre Stippvisite

MÜNCHEN Der Herr Bundesverkehrsminister schaut unfroh aus. Umringt von einem Pulk Fotografen und Fernsehleuten steht Peter Ramsauer (CSU) auf der Fußgängerbrücke über dem Isarring hinterm Seehaus. Unten donnern Autos und Lkws vorbei – er versteht sein eigenes Wort nicht.

Dabei hätte er jetzt schon gern was Visionäres gesagt über das 60-Millionen-Euro-Projekt „Ein Englischer Garten“. Den Isartunnel, der den hier so fürchterlich sechsspurig zerpflügten Park wieder zusammenfügen könnte (AZ berichtete), und den inzwischen alle so toll finden – die Roten, die Grünen und seine eigenen Leute im bayerischen Landtag. Drum ist er eingeflogen aus Berlin. Um den Bundes-Unterstützer zu geben für die Isartunnel-Erfinder, die Schwabinger Architekten Petra Lejeune und Hermann Grub.

„Dann gemma jetzt halt wieder runter“, sagt sein Parteispezl und CSU-MdB Johannes Singhammer (der ihn eingeladen hat), dirigiert den Pulk die Brücke wieder runter an die Plan-Stellwände vom Kleinhesseloher See.

Und dann kommt’s auch schon: Nein, sagt Ramsauer, er habe natürlich kein Geld mitgebracht aus seinem Milliarden-Topf für Verkehrsprojekte aus Berlin. Wie soll er denn auch? Wo doch dieser Tunnelbau eine rein kommunale Baulast sei, für die die Stadt München aufzukommen habe. „Das würde zur sofortigen Anklage durch den Bundesrechnungshof führen, ausnahmsweise mal zurecht.“ Ob man aus dem Sondertopf für Städtebau-Förderungsmittel „was machen“ kann, „da schau mer mal“.

Wobei, „begeisterungswürdig findet er die Idee ja schon: Die 375 Meter lange und sechsspurige Röhre würde die 109000 Autos, die jeden Tag durch den Englischen Garten brausen, verschwinden lassen. Einfahren würden sie in einem Trog gleich hinter dem Biedersteiner Tunnel und erst wieder bei der Gysslingstraße rauskommen – wo’s im Trog fast bis zur Isar weiterginge. Weil die Rampen bis zu sechs Meter unter Park-Niveau liegen, wären die Autos dann nicht mehr zu sehen und kaum noch zu hören.

Ob Ramsauer denn wenigstens für die zweite Stammstrecke bei der S-Bahn noch Geld lockermachen werde, wird er Minister gefragt. Und ist jetzt wirklich angefressen: „Ja, samma jetzt wegen dem Isartunnel hier, oder was? Das interessiert doch jetzt keinen!“ Hermann Grub, der weiter nach nach Geldquellen sucht, schnauft – und sagt tapfer: „Wir freuen uns über die ideelle Unterstützung aus Berlin.“ Und ehe noch irgendwer was wissen will, setzt seine Frau Petra einen Schlusspunkt: „Wir machen heiter weiter.“

 

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