RAF-Todeszelle im Freizeitpark

Gudrun Ensslin galt als Gründungsmitglied der RAF. Fünf Jahre saß sie im Gefängnis Stuttgart- Stammheim, bis sie sich am 18. Oktober 1977 erhängte. Jetzt wird ihre Todeszelle in der Bavaria Filmstadt ausagestellt.
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So sieht sie aus, die Todeszelle von Gudrun Ensslin in der Bavaria Filmstadt – mit Original-Gegenständen.
Sigi Müller So sieht sie aus, die Todeszelle von Gudrun Ensslin in der Bavaria Filmstadt – mit Original-Gegenständen.

Gudrun Ensslin galt als Gründungsmitglied der RAF. Fünf Jahre saß sie im Gefängnis Stuttgart- Stammheim, bis sie sich am 18. Oktober 1977 erhängte. Jetzt wird ihre Todeszelle in der Bavaria Filmstadt ausagestellt.

GEISELGASTEIG Der erste Eindruck: Es ist eng. Es ist trist. Es ist düster. Nur spärlich dringt Licht durch die vergitterten Fenster. Rechts steht die Toilettenschüssel, daneben ein kleines Waschbecken, darüber der schmucklose Seifenhalter. So sieht sie aus, die Zelle, in der sich Gudrun Ensslin am 18. Oktober 1977 mit Hilfe eines Lautsprecherkabels das Leben genommen hat – und die bald in der Bavaria-Filmstadt zu sehen sein wird.

Denn die Todeszelle aus Stammheim steht ab August in Geiselgasteig: Schon ab den Sommerferien wird ein Teil der Filmkulisse, die Bernd Eichinger in seiner neuen Produktion „Der Baader Meinhof Komplex“ verwendet hat, in dem Freizeitpark zu sehen sein. Nachgebaut wurde unter anderem der beklemmende Zellengang aus dem 7. Stock, in dem sich die RAF-Häftlinge Andreas Baader und Jan-Carl Raspe während ihrer Haft frei bewegen konnten. Die charakteristischen Glasbausteinwand wurde genauso nachgebaut wie die Lüftungsanlagen und die blauen Zellentüren.

Das Herzstück

Herzstück der neuen Bavaria-Attraktion wird aber die Zelle von Gudrun Ensslin sein. Der Clou: Sowohl die Kloschüssel, als auch das Waschbecken, der Seifenhalter, der Türgriff, Tisch und Stuhl sind Originalstücke aus ihrer Zelle. Jahrelang waren die Einrichtungsgegenstände nach dem Selbstmord der Gefangenen eingelagert. Erst für den Film, der am 25.September in die Kinos kommen wird, wurden sie wiedergefunden.

Derzeit sind die Aufbauarbeiten in Grünwald in vollem Gange. Die Beleuchtung muss noch angebracht werden. Außerdem fehlt das Regal und die Matratze, auf der die Pfarrerstochter geschlafen hat. Wenn der Gefängnis-Trakt in drei Wochen fertig gestellt sein wird, werden die Besucher direkt von der Filmkulisse von „Das Boot“ in den Zellengang von Stammheim gelangen. Im Anschluss wartet dann Fuchur aus der „Unendlichen Geschichte“ auf sie.

Beim Filmpark ist man sich der Brisanz der Todeszelle bewusst: „Wir denken, dass viele Schulklassen das Thema anlässlich des Kinofilms auch im Unterricht besprechen werden und dann auch mal den Original-Schauplätze anschauen wollen“, sagt Stefan Bryxi, der Leiter Operations.

Auf eine „Attraktion“ werden die Schüler dabei allerdings verzichten müssen: Davon, die erhängte Ensslin als Puppe in der Zelle zu zeigen, hat man in der Filmstadt lieber abgesehen.

Daniel Aschoff

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