Räuber flieht mit Kalaschnikow-Attrappe nach Kosovo

Ein 21-Jähriger raubt eine Tankstelle aus, um Schulden zu tilgen. Die Aktion gerät außer Kontrolle.
Sophie Anfang |
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München - Ein Tag im September, mitten am Nachmittag, 13.30 Uhr. Helllichter Tag also, als Taulant M. in Pähl bei Weilheim mit schwarzer Sturmhaube in die Avanti-Tankstelle stürmt. Er hält dem Angestellten Andreas O. eine silberfarbene Pistole ins Gesicht, sie ist nicht echt, doch das weiß O. nicht. Er lässt Geld in eine Plastiktüte packen, verschwindet.

Noch heute, sagt der Tankwart bei der gestern gestarteten Verhandlung vor dem Landgericht, verspüre er Panik, wenn Menschen mit Helm oder verdecktem Gesicht den Verkaufsraum betreten.

Ohne Maske, ohne Gewehr sieht Taulant M. recht zahm aus. 21 Jahre, Bubi-Gesicht, sanfte Locken. Er wollte Kfz-Mechatroniker werden, doch der Betrieb ging kurz vor seiner Abschlussprüfung pleite. Taulant M. ebenso. Er sei spielsüchtig gewesen, sagt er vor Gericht. An jenem Tag im September 2015 seien seine Schulden fällig gewesen, 800 Euro.

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Er brauchte schnell Geld. M. suchte die Tankstelle aus, weil er sie kennt. Er ist in der Gegend aufgewachsen, wusste, dass dort nur Wald und keine Wohnhäuser sind, dass er bequem mit dem Auto dorthin kommt und flüchten kann. Das erbeutete Geld, 920 Euro, nutzte er überwiegend, um seine Spielschulden zu begleichen. Damit sollte es eigentlich gut sein. Aber die Polizei war ihm auf den Fersen.

Taulant M., der vor Gericht so wirkt, als könne er selbst nicht so recht glauben, das alles wirklich getan zu haben, fasste den Entschluss zu fliehen – mit dem Auto seines Schwiegervaters in spe.

Fluchtziel: Kosovo. Dort wohnt sein Vater. Im Gepäck hatte M. die silberfarbene Schreckschusspistole und ein Luftgewehr im Stil einer Kalaschnikow – und nicht genug Geld, um zu tanken. Nahe Salzburg überfiel er also eine weitere Tankstelle. Erbeutete 1840 Euro. Er habe das so nicht geplant, beteuert er vor Gericht. „Mir ging’s selber übel dadurch, ich fand das nicht gut.“

Die Silberpistole warf er irgendwo zwischen Graz und der slowenischen Grenze in einen Container. Dann setzte er die Fahrt nach Kosovo fort, sein Fluchtauto, einen Opel Astra, verkaufte er dort für 250 Euro.

Das Luftgewehr behielt er übrigens während der gesamten Fahrt im Auto. „Sie sind mit einer Kalaschnikow-Attrappe nach Kosovo gefahren?“, fragt da der Staatsanwalt ungläubig. „Schon krass, gell?“, erwidert Taulant M. mit einem kurzen Lachen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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