Radmiller: Polizei sucht in der Schwulenszene
Der Mord an dem Rentner Karl Radmiller (81) in einem Wald bei Ismaning: Polizei stößt auf eine „Mauer des Schweigens“. Rund um den Fundort der Leiche sind jetzt 250 Plakate aufgehängt
ISMANING Nichts. Keine einzige Spur führt bislang zum Mörder des Milbertshofener Rentners Karl Radmiller (†81), der – vermutlich nach einem Raubmord – wochenlang tot in einem Waldstück bei Ismaning lag (AZ berichtete). Polizeisprecher Wolfgang Wenger: „Wir stoßen auf eine Mauer des Schweigens.“ Jetzt sucht die Münchner Mordkommission gezielt in der Schwulenszene nach Zeugen. Gestern Mittag fuhren Beamte der Münchner Kripo erneut an den Waldparkplatz, einen bekannten Schwulentreff, in dessen Nähe die Leiche gefunden worden war und hängten dort 250 Plakate aus. „Mord zum Nachteil von Karl Heinz Radmiller“ heißt es da in roten Lettern.
Abgebildet ist ein Foto des Toten und sein schwarzer Rex-Motorroller (Kennzeichen 603 GHP), mit dem Radmiller zuletzt unterwegs gewesen sein soll. Für Hinweise sind 5000 Euro Belohnung ausgesetzt. Der schwule Rentner, der zurückgezogen in Milbertshofen lebte, war am 18. August zuletzt lebend gesehen worden. Zwei Monate später, am 24. Oktober, fanden Waldarbeiter seine Leiche in der Nähe des Waldparkplatzes an der B 471 bei Ismaning im dichten Gestrüpp – Karl Radmiller trug nur eine Unterhose und ein T-Shirt. Nach der Obduktion war für die Forensiker klar:
Karl Radmiller wurde getötet. Welche Verletzungen sein Körper genau aufweist, was womöglich die Todesursache war, mag die Kripo aus ermittlungstaktischen Gründen (noch) nicht nennen. Die Ermittler vermuten, dass Radmiller mit seinem Rex-Motorroller zum Schwulentreff auf den Waldparkplatz unter der B 471 gefahren ist, um sich dort mit anderen Homosexuellen zu treffen. Laut mehrerer Zeugen war der Rentner öfter dort. Was dann passierte, ist allerdings völlig unklar. Radmillers Leiche lag etwa einen Kilometer vom Parkplatz entfernt.
Hose, Schuhe, Schlüsselbund, Geldbeutel und Handy waren verschwunden. In Radmillers Wohnung hingegen fehlte nichts. Falls der Täter die Schlüssel an sich genommen hatte, hat er sie jedenfalls nicht benutzt. Die Münchner Schwulenszene hat den Fall mit Entsetzen aufgenommen – reagiert aber ratlos: „Ich kenne weder diesen Treff in Ismaning noch jemanden, der dort hinfährt“, erklärt Rosa-Liste-Stadtrat Thomas Niederbühl auf AZ-Anfrage. „Ich habe von diesem Schwulentreff in 25 Jahren noch nichts gehört“, sagt auch Christopher Knoll vom Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum „Sub“: „Wir gehen davon aus, dass sich dort nur Schwule aus dörflichen Gegenden treffen, die sich daheim nicht outen wollen.“
Münchner Homos – so sie denn so genannte „Cruising Areas“, also Schwulentreffs im Freien, aufsuchen, fahren eher die Szeneplätze am Sendlinger Tor, Nockherberg, Scheidplatz oder im Englischen Garten an. Die Polizei bittet Zeugen, die auffällige Beobachtungen gemacht haben oder Hinweise zu dem Mordfall geben können, sich mit dem Münchner Polizeipräsidium unter
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