Radltour ins Diexieland
Jeden Freitag erzählt ein bekannter Münchner in der AZ von seinem Wochenende. Heute ist das der Schauspieler Henner Quest.
Ich bin ein eingefleischter Schwabinger. Meine Schule lag direkt am Englischen Garten. Da hat man als Lausbua in der Pause mal schnell verschwinden können, um heimlich das Rauchen auszuprobieren. Schon damals sind wir mit unseren Spezis viel mit dem Radl unterwegs gewesen. Das tolle an München ist ja, dass man in dieser Stadt fast überall durchs Grüne fahren kann. Da vergisst man glatt, dass man sich in einer Millionenstadt befindet.
Mein ganzes Leben lang habe ich ziemlich viel Sport getrieben, aber ab einem gewissen Alter muss man sich auf gemäßigtere Aktivitäten verlegen. Und so habe ich das Radlfahren für mich wieder neu entdeckt. Das ist ideal, um einigermaßen fit zu bleiben – was in meinem Beruf ungemein wichtig ist. Natürlich bin ich heute nicht mehr auf Rekorde aus. Aber wenn man gmüatlich durch München radelt, ist das fast wie Spazierengehen, bloß dass man viel weiter rumkommt.
Direkt vor meiner alten Schule gibt’s am
Eisbach die berühmte Welle. Da halte ich gerne mal an und schau den Surfern zu. Was die alles so anstellen, da wirst narrisch. Ein Stückerl weiter ist der Chinesische Turm mit seinem riesigen Biergarten. Und wenn man dann da unter den üppigen Kastanien sitzt und die Blechmusi spielt, ist es fast wieder so wie früher, als man den Turm noch hat besteigen können.
Den Kleinhesseloher See, auch ganz in der Nähe, darf ich auch nicht vergessen. Da sitze ich auch recht gern und denke an die Zeiten zurück, als ich im Winter da noch beim Schlittschuhlaufen oder Eisstockschießen war. Heute ist das leider verboten.
Der Aumeister ist auch so eine Anlaufstelle von mir, da gibt’s den besten Steckerlfisch. Nicht nur Renken, sondern auch Forellen und Saiblinge. Eins muss ich zwischendurch aber eingestehen, nicht dass ein falsches Bild entsteht: Eigentlich bin ich ein richtiger Stubenhocker. Meine Frau hat oft die größte Mühe, mich aus der Wohnung zu bekommen. Da ich beruflich viel unterwegs bin, ist es eben für mich meist zu Hause am schönsten. Wenn sie es aber geschafft hat, dass ich auf dem Radl sitze, macht es mir doch Spaß. Mittlerweile machen wir – ohne dass ich Muskelkater bekomme – schon Ausflüge bis nach Ruhpolding oder Pfarrkirchen. Das sind immerhin 120 Kilometer.
In der Waldwirtschaft bei Pullach schau ich auch immer gerne vorbei, vor allem, wenn da mal wieder eine Jazzband spielt. Als Schüler war ich Teil einer Combo. Der Dixie liegt mir immer noch im Blut. Und in München sitze ich bei schönem Wetter gerne am Odeonsplatz im Tambosi und trinke einen Cappo. Anschließend gehe ich in den Hofgarten und schaue den Boule-Spielern zu. Manchmal ist es auch schon passiert, dass ich zum mitspielen eingeladen wurde.
Nach der Arbeit gehe ich manchmal in die Rheinpfalz in der Kurfürstenstraße. Die gibt es schon seit meiner Uni-Zeit. Damals war das Lokal eine beliebte Studentenkneipe. Optisch hat sich nicht viel verändert, dafür ist die Rheinpfalz ein richtiger Künstlertreff geworden. Oder ich gehe ins Alfonso’s, einem Live-Musik-Club in der Franzstraße, kaum größer als ein Wohnzimmer – weshalb die Menschen dort meist wie in einer überfüllten U-Bahn stehen.
Auf der winzigen Bühne geht aber die Post ab. Das Gegröle, Gepfeife und Geklatsche erreicht oft eine respektable Lautstärke. Gott sei Dank darf man in Lokalen nicht mehr rauchen, denn sonst würde ich da bestimmt ersticken.
Protokoll: Florian Zick
- Themen:
- Odeonsplatz