Radlhauptstadt? Vielleicht irgendwann mal
München - Bislang hat sich München gerne als Radlhauptstadt vermarktet. Dem Realitätscheck hält dieser Begriff jedoch kaum Stand. "Mini-München", sagt Stadträtin Sonja Haider (ödp), "wäre eigentlich die angemessenere Bezeichnung."
Zwar ist die Zahl der Radfahrer in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Geschätzt jeder fünfte Verkehrsteilnehmer in München schwingt sich mittlerweile auf den Sattel. Das aber, so Haider, nicht wegen der guten Infrastruktur, sondern obwohl diese so schlecht sei.
Selbst das Rathaus, quasi das Zentrum der vermeintlichen Radlhauptstadt, schimpft Haider, habe noch enormen Nachholbedarf. Im Innenhof gebe es viel zu wenige Stellplätze. Und die Pendlerdusche im 4. Stock, die habe sie auch noch nie gefunden.
Auch der Oberbürgermeister ist kritisch
Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist inzwischen skeptisch. Radlhauptstadt? Naja, vielleicht irgendwann einmal. Aber das Potenzial dazu, so der OB, das habe München schon. Tatsächlich hinkt München den großen Pedaleurs-Metropolen ein bisschen hinterher: Fahrradständer, Schnellwege, abmarkierte Seitenstreifen – Radlstädte wie Oslo, Kopenhagen oder Amsterdam sind da schon viel weiter.
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Die Stadt will diesen Rückstand in den kommenden Jahren aber aufholen. Noch diesen Herbst will der Stadtrat eine Machbarkeitsstudie für einen Radl-Schnellweg nach Garching und Unterschleißheim in Auftrag geben. Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) träumt sogar von einer Radl-Tiefgarage am Marienplatz.
Welche Ideen letztlich umgesetzt werden, ist derzeit noch vollkommen offen. Nun hat im Rathaus zumindest schon einmal ein sogenanntes Stadtratshearing zum Thema Radverkehr stattgefunden. Und da wurde auch schnell klar: So leicht wird man nicht Radlhauptstadt.
So ein Radlschnellweg zum Beispiel sollte den anwesenden Experten zufolge mindestens vier Meter breit sein. Und vier Meter mitten in München – die muss man erst mal herbringen.
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