Radler sollen ruhiger werden!

Der Trend geht hin zum Radfahren. Auf den Straßen führt dies immer wieder zu Konflikten. Deshalb ruft der Allgemeine Deutsche-Fahrrad-Club in Bayern zu mehr Rücksichtnahme auf.
von  AZ
Eine prima Sache - wenn alle Beteiligten entspannt bleiben: Radlfahren in München.
Eine prima Sache - wenn alle Beteiligten entspannt bleiben: Radlfahren in München. © Martha Schlüter

MÜNCHEN Zum Start in die Radlsaison hat der Allgemeine
Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Bayern zu mehr Gelassenheit im
Straßenverkehr aufgerufen. „Wir Deutschen sind ein bisschen stur und
pochen gerne auf unsere Rechte. Auf den Straßen führt das häufig zu
gefährlichen Konflikten und Unfällen„, sagte der ADFC-Landesgeschäftsführer Markus Schildhauer. Er appelliert daher sowohl an Autofahrer als
auch an Radfahrer und Fußgänger, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen
und freundlicher miteinander umzugehen. „Ein Lächeln ist besser als
der Stinkefinger. Wenn sich das jeder von uns für diese Saison
vornimmt, könnten viele Unfälle vermieden werden.“

   Mit Freude registriert der Fahrrad-Club, dass es immer mehr
Radfahrer auf Bayerns Straßen gibt. „Der Trend geht hin zum
Radfahren. Da arbeitet der Benzinpreis gegen die Automobilindustrie“,
sagte Schildhauer. Um ein gesundes Miteinander im Straßenverkehr zu
erreichen, müsse es jedoch ein Umdenken in der Gesellschaft geben.
„Wir brauchen nicht nur die Energie-, sondern auch die
Verkehrswende.“ Diese müsse damit anfangen, dass Politiker Verkehr
nicht mehr nur mit Autoverkehr gleichsetzen, meinte der Rad-Experte.

   Neben einer einheitlichen Radwegebeschilderung und der Fortführung
des Radwegeausbaus fordert der ADFC, der sich am Samstag zur
Landesversammlung in Memmingen traf, mehr Tempo-30-Zonen in
Innenstädten. „Dadurch gäbe es weitaus weniger Konflikte zwischen
Autofahrern und Radfahrern“, ist Schildhauer überzeugt. Ein gängiges
Problem sei nämlich, dass Radfahrer von überholenden Autofahrern von
der Straße abgedrängt würden. „Radfahrer können sich nicht in Luft
auflösen. Wir empfehlen ihnen daher zum eigenen Schutz, nicht zu weit
am rechten Rand, sondern mehr in der Straßenmitte zu fahren.“ Die
meisten Unfälle unter Beteiligung von Radlern und Autofahrern
passieren nach Angaben des Experten beim Abbiegen. Häufig sei die
Radwegeführung das Problem – etwa wenn der Radweg durch eine Hecke
abgetrennt ist.

   Zur Verbesserung der Sicherheit auf den Straßen wünscht sich der
Fahrrad-Club, dass konsequenter kontrolliert und geahndet wird. „Das
gilt natürlich für alle Verkehrsteilnehmer. Es gibt auch Radfahrer
und Fußgänger, die sich unbedacht verhalten und zum Beispiel eine
rote Ampel ignorieren.“ Da Regelmissachtungen wie diese früher nicht
bestraft wurden, würden sie heute noch häufig verharmlost, sagte
Schildhauer.

   Handlungsbedarf sieht der ADFC auch beim Thema Verkehrserziehung
für alle Verkehrsteilnehmer. „Die letzte Verkehrsschulung liegt bei
den meisten Jahre zurück. Nach der Führerscheinprüfung werden die
Regeln nie mehr in Erinnerung gerufen. Da bleiben Unsicherheiten
nicht aus“, bemängelt Schildhauer. Der ADFC plädiere daher dafür, den
Fernseh-Verkehrsratgeber „Der 7. Sinn“ wieder einzuführen. „Durch
diese Sendung wurde man früher kurz und knapp an bestimmte Regeln der
Straßenverkehrsordnung erinnert. Besser geht es doch gar nicht.“

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