Radl-Tiefgarage am Hauptbahnhof: 18.000 Euro pro Stellplatz
München - In Utrecht in den Niederlanden steht am Hauptbahnhof die größte Fahrradgarage der Welt: 12.500 Räder haben da auf drei Etagen Platz. Das Gebäude ist bewacht, es gibt Servicestellen für Reparaturen und Ersatzteile, Lastenräder kann man dort auch ausleihen.
In München hingegen können Radler froh sein, wenn sie irgendwo rund um den Hauptbahnhof eine Laterne finden, an die sie ihr Fahrrad anketten können.
Platz für 3.000 Räder: Münchner Hauptbahnhof soll Tiefgarage bekommen
Wenn der Hauptbahnhof neu gebaut wird, soll sich das ändern. Abstellanlagen für insgesamt 3.000 Räder soll es in Zukunft geben. Ein Teil davon soll für viel Geld im Untergrund entstehen. Allerdings ist von dem Vorschlag, den die Verwaltung am Mittwoch präsentierte, niemand so recht begeistert.
Für 20,8 Millionen Euro schlägt das Mobilitätsreferat eine Abstellanlage unter dem Bahnhofsvorplatz vor, wo sich momentan eine Tiefgarage befindet. Doch gerade mal 1.160 Räder hätten dort Platz. Für einen Fahrradstellplatz würde die Stadt also fast 18.000 Euro ausgeben.
Doch was viele Stadträte noch mehr stört: Dieser Plan ist nicht nur teuer, sondern auch unpraktisch: Auf dem Vorplatz müssten die Radler erst einmal absteigen, um über Rollsteige oder in einem Aufzug in das erste Untergeschoss zu kommen. Dann müssen sie sich wieder auf den Sattel schwingen. Denn von dort aus sollen sie über eine S-förmige Rampe in das zweite Untergeschoss fahren.
Radl-Tiefgarage: Stadtrat ist skeptisch
Allerdings ist die Rampe so steil und eng, dass sie Empfehlungen widerspricht, heißt es vom Mobilitätsreferat. Trotzdem spricht sich das Referat von allen untersuchten Varianten ausgerechnet für diese aus. Warum?
Die anderen brauchen mehr Platz. Auf dem Bahnhofsvorplatz gäbe es dann nicht mehr so viel Spielraum, ihn ansprechend zu gestalten. Außerdem müssen die Stadtwerke dort Liefervorgänge abwickeln. Auch vier Tramgleise wären laut Mobilitätsreferat im Weg.
Doch ist das tatsächlich die beste Idee? Da ist der Stadtrat skeptisch. "Am Ende wird das eine Luxusgarage, in die keiner reinfährt", sagte Stadträtin Sonja Haider von der ÖDP, die sich beim Bürgerbegehren Radentscheid engagierte. "Als Radfahrer kann ich schließlich stehenbleiben, wo ich will." Jörg Hoffmann von der FDP bezeichnete die Planung sogar als "Wahnsinn" und als "Armutszeugnis".
Aber selbst Grüne und SPD waren unzufrieden. Der SPD-Radexperte Andreas Schuster stellte zwar fest: "Die Fahrradtiefgarage ist eine unglaublich komplexe Ingenieurleistung", sagte er. Der Untergrund rund um den Hauptbahnhof sei von Schächten und Rohren zerlöchert wie ein Schweizer Käse. Es sei verständlich, dass eine Tiefgarage an dieser Stelle viel Geld kostet. Schließlich müsse die Stadt für einen Pkw-Stellplatz in der Regel auch bis zu 30.000 Euro bezahlen.
Parkautomat für Fahrräder als Alternative?
Allerdings wünscht sich Schuster eine praktischere Lösung. Er schlägt deshalb mit den Grünen einen Parkautomat für Fahrräder vor. In einen Container auf dem Vorplatz würde man sein Rad abstellen und es würde automatisch in den Untergrund befördert.
Schuster geht davon aus, dass dies ähnlich viel kostet wie die Tiefgarage, die die Verwaltung vorschlug. Allerdings hätten dort weniger Räder Platz. Doch auch Paul Bickelbacher von den Grünen vertritt die Meinung: "Lieber 900 komfortable Radparkplätze als 1.100, die schlecht zugänglich sind." Die Verwaltung soll diesen Vorschlag deshalb prüfen.
Kritik gab es außerdem an der Deutschen Bahn. Denn die Bahn will sich an der 20,8 Millionen Euro teuren Anlage nicht beteiligen. Andreas Schön vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) hätte sich zudem mehr Stellplätze gewünscht. Insgesamt sind rund um den Bahnhof 3.000 geplant. Nötig seien mindestens 10.000.
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