Radioaktiver Flieger landet in München

Bei einer Maschine aus Tokio wird an der Außenhaut erhöhte Strahlung gemessen. In einem anderen Fall weigert sich das besorgte Bodenpersonal, den Frachtraum zu leeren.
von  Timo Lokoschat, Rudolf Huber, Kimberly Hoppe

Bei einer Maschine aus Tokio wird an der Außenhaut erhöhte Strahlung gemessen. In einem anderen Fall weigert sich das besorgte Bodenpersonal, den Frachtraum zu leeren.

Flughafen München- Eigentlich kann keine radioaktive Strahlung aus Tokio in München vorhanden sein. Eigentlich. Dass es zwischen Theorie und Praxis kleine oder gewaltige Unterschiede geben kann, wird jetzt auch in dieser Sache deutlich: Am Mittwoch ist am Münchner Flughafen ein Flieger aus Japan gelandet, bei dem erhöhte Strahlenwerte an der Außenhaut gemessen wurden.

Gegen 16 Uhr schlugen die Messgeräte bei einem Flugzeug vom Typ Boeing 777 der „All Nippon Airways“ aus (Flugnummer NH 207). Die stählerne Außenhaut strahlte radioaktiv. „Leicht erhöht“ seien die Werte gegenüber der Umgebung, gab der Flughafen später bekannt – ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Experten testeten daraufhin Kabine und Frachtraum. Dabei habe es keine Auffälligkeiten gegeben. Die Gesundheitsbehörden wurden über die Ergebnisse informiert. Am Abend gaben sie die Maschine für den Rückflug nach Tokio frei.

Die Strahlung wurde nicht zufällig festgestellt: Die Flughafenfeuerwehr führt inzwischen regelmäßige Messungen bei allen aus Japan eintreffenden Flugzeugen durch. „Auf Wunsch der Airlines“, wie Flughafen-Sprecher Ingo Anspach erklärt.

Dass die Nerven beim Flughafenpersonal verständlicherweise strapaziert sind, ist bei einem anderen Zwischenfall deutlich geworden: Bei einem aus Japan kommenden Lufthansa- Flugzeug hat sich das Bodenpersonal zunächst geweigert, das Gepäck auszuladen.

Vorher, so die Forderung der Arbeiter, müsse der Frachtraum durch die Flughafenfeuerwehr auf Radioaktivität untersucht werden. Dem Bodenpersonal, das den statt aus Tokio aus Osaka angereisten Flieger entladen sollte, war die Überprüfung der Maschine offenbar nicht weit genug gegangen.

Die eingeteilte Mannschaft lehnte es ab, die Koffer auszuladen, solange eine mögliche Belastung nicht ausgeschlossen sei. Als „Irritation“ und „Kommunikationsproblem“ beschreibt Airport-Sprecher Ingo Anspach den Zwischenfall.

Das Personal sei „erst mal nicht reingegangen“. Inzwischen sei das Thema jedoch vom Tisch. Die Koffer aus der Maschine sind offenbar in Ordnung. Die Passagiere aus den Japan- Direktfliegern werden nach Angaben des Flughafens im Moment noch nicht auf Radioaktivität untersucht.

 

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