Radarfallen: Reibach mit den Rasern
MÜNCHEN - Bald blitzt es wieder im McGraw-Graben: Die Anlage hat in einem Jahr 90 000 Autofahrer erwischt - das hat der Stadt zwei Millionen gebracht. Jetzt soll der Blitzer wieder kommen. Stadträte sprechen von "Raubrittertum".
Bald rollt der Rubel wieder: Ende August stellt das KVR im McGraw-Graben wieder ihre gefürchtete Radarfalle auf. Voriges Jahr haben dort zwei Blitzgeräte den McGraw-Graben für die Stadt zur Goldgrube gemacht: 89 409 zu schnelle Autofahrer wurden geblitzt. Das war fast die Hälfte aller in München erwischten 191 886 Raser. Die Stadt machte damit insgesamt einen satten Reibach von 5,56 Millionen Euro, wie das Kreisverwaltungsreferat einräumt. So viel wie noch nie.
Im Juni vorigen Jahres begann die hohe Zeit: Da wurde der MacGraw-Graben zur Bauststelle mit Tempo 30. Ende Dezember wurden die Blitzer abgestellt. Die Bilanz: Rund 56 000 Autofahrer waren bis 20 Stundenkilometer zu schnell und bekamen ein Bußgeld zwischen 15 und 35 Euro. Rund 23 000 waren bis zu 25 Stundenkilometer zu flott (ein bis drei Punkte und 80 bis 100 Euro Bußgeld). Etwa 7000 Autofahrer fuhren mehr als 31 Stundenkilometer zu forsch (ein Monat ohne Führerschein plus 160 bis 680 Euro Geldbuße).
Vor der Baustelle wurden dort im Jahre 2007 nach Angaben des KVR „nur“ 35 145 Raser gezählt. Da gab es auch nur ein Blitzgerät. Mit der Baustelle und zwei Blitzgeräten knapp 90 000. So nahm die Stadt im Jahre 2007 auch „nur“ 3,52 Millionen Euro an Blitz-Bußgeldern ein. 2008 dagegen 5,56 Millionen Euro.
"Raubrittertum auf dem Rücken der Autofahrer"
Die FDP-Stadträte Michael Mattar und Nadja Hirsch hatten diese Aktion voriges Jahr als „Raubrittertum auf dem Rücken der Autofahrer“ kritisiert. CSU-Stadtrat Hans Podiuk ist geschockt von der Höhe der Summe: „Die Stadt plündert die Autofahrer aus wirtschaftlichen Gründen aus.“ KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle konterte: „Jeder Kraftfahrer hat es selbst in der Hand oder im Fuß, Übertretungen zu unterlassen.“
Die Stadt setzt ihre Blitztruppe ganz bewusst zum Geldverdienen ein. Deshalb wurde vor einigen Jahren extra ein neuer Radarwagen gekauft.
Die Stadt hat neben diesem einen festen Blitzgerät fünf Radarwagen, die am Tag etwa 30 Straßen kontrollieren, so das KVR: „Die Wagen werden bei Schulen, Kindertagesstätten oder Altenheimen eingesetzt.“ Und nur in Tempo-30-Zonen. Im Rest der Stadt blitzt und kassiert die Polizei.
Willi Bock