Radarfallen in München: Wie Lizenzen zum Gelddrucken
MÜNCHEN - Prächtige Zeiten für Stadt- und Staatskasse. Auch wenn auf Münchens Straßen so viel geblitzt wird wie nie zuvor, die Autofahrer rasen trotzdem weiter.
Der im Februar deutlich verschärfte Busgeldkatalog hat zwar vorübergehend zu einem Rückgang der Tempoverstöße geführt – die Raser werden weiter aufs Gas drücken, prophezeit der ADAC. Eine Radarfalle ist wie eine Lizenz zum Gelddrucken: 5,58 Millionen Euro hat die Stadt München 2008 nach Angaben des KVR von Rasern kassiert.
Vor allem der Blitzer am McGraw-Graben entpuppte sich wegen der baustellenbedingten Tempo-30-Zone als wahrer Goldesel: 89 831 Autos wurden geblitzt (35145 waren es 2007). „Eine Sondersituation“, wie KVR-Sprecher Christopher Habel betont. Im laufenden Jahr dürften Einnahmen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro zusammen kommen.
Die Summe könnte aber auch deutlich höher liegen, wenn sich eine Prognose des ADAC bestätigen sollte. „Unsere jüngste Studie belegt“, so ADAC-Sprecherin Claudia Kronthaler, „dass Raser kaum vom Gas gehen, nur weil die Bußgelder erhöht wurden.“
Eis und Schnee zwangen zu vernünftiger Fahrweise
In München ist die Zahl der Tempoverstöße um 32 Prozent gesunken. 14 700 waren es im Februar und März. Zum Vergleich im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 21 600. „Der Rückgang könnte allerdings auch witterungsbedingt sein“, sagt Dieter Bauer, Vize-Chef der Verkehrsabteilung im Polizeipräsidium München. Dann hätten Eis und Schnee die Raser zu Raison gebracht und nicht die höheren Bußgelder.
124 237 Raser sind der Polizei im vergangenen Jahr in München ins Netz gegangen (plus 4,1 Prozent). Ab Juli dürften noch eine ganze Menge dazu kommen. Dann geht am Mittleren Ring der neue Richrad-Strauss-Tunnel in Betrieb. In ihm sind sechs sogenannte Geisterblitzer montiert – das sind Anlagen, die ohne den typischen roten Blitz funktionieren. Autofahrer merken nicht, dass es sie erwischt hat. Kosten: eine Million Euro.
Im Aubing Tunnel ist eine ähnliche Anlage bereits in Betrieb. Eine Goldgrube für den Freistaat. Binnen zwei Wochen wurden 2500 Raser erwischt. Als ziemlich erfolgreich haben sich auch die Doppelblitzer an der Dachauer-/Max-Bornstraße und an der Wasserburger Landstraße erwiesen. Die Blitzampeln schießen sowohl von Rotlichtsündern als auch Rasern gestochen scharfe Fotos.
rah, tg