Rabbi Henry Brandt beigesetzt: Ein großer Münchner kehrt heim

Rabbi Henry Brandt ist am Donnerstag in seiner geliebten Heimat beigesetzt worden.
von  Paul Nöllke
Am Donnerstag fand die Beisetzung von Henry Brandt statt.
Am Donnerstag fand die Beisetzung von Henry Brandt statt. © picture alliance / dpa

Als Henry Brandt am 25. September 1927 in München geboren wurde, stand am Lenbachplatz noch die Alte Hauptsynagoge. "Ein Teil meines Lebens", wie der Rabbi das, 1938 von den Nazis zerstörte, Gebäude liebevoll nannte.

Henry Brandt, der am Montag im Alter von 94 Jahren in Zürich starb, und am Donnerstag in München beigesetzt wurde, liebte seine Heimat sein Leben lang innig - und das, obwohl er von hier 1939 mit seinen Eltern vor den Nazis nach Tel Aviv fliehen musste. Es sei für ihn dennoch keine "nur beschwerte Kindheit" gewesen.

Die Alte Hauptsynagoge am Lenbachplatz.
Die Alte Hauptsynagoge am Lenbachplatz. © dpa/Stadtarchiv

Nachdem er im israelischen Unabhängigkeitskrieg als Marineoffizier gedient hatte, zog er nach Belfast, um Wirtschaft zu studieren. Eigentlich war sein Lebensweg klar - doch er entschied sich anders: Brandt wollte Rabbiner werden.

Henry Brandt setzte sich für liberale Gemeinden ein

Nach der Ausbildung in London kam er in den 80ern nach Deutschland zurück. Keine leichte Entscheidung. Er, ein Angehöriger "des alten deutschen liberalen Judentums", setzte sich hier für liberale Gemeinden ein - gründete sogar neue, zum Beispiel in Bielefeld, und wurde, neben vielen anderen Verdiensten, Landesrabbiner in Niedersachsen.

Für viele war Brandt ein Brückenbauer, jemand der Menschen verband, mit ihnen sprach. "Wenn er sprach, dann hörte man zu", erklärte Charlotte Knobloch, die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, gestern. Und auch die Bürgermeisterin von Augsburg, Eva Weber (CSU), beschrieb emotional seine herzliche Art.

Nun ist Brandt in seine Heimat zurückgekehrt. Er, der besonders stolz auf seinen Bayerischen Verdienstorden war, wurde unter weiß-blauem Himmel auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in Schwabing beigesetzt. Er hinterlässt vier Kinder, Enkel und Urenkel.

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