Quidditch-Winterspiele in München: Kämpfen bis zum Schnatz
Mit rudernden Armen springen die blau-gelb gekleideten Spieler, die im weißen Schnee ganz besonders schön leuchten, im Kreis auf und ab. "Wir werfen uns warm", ruft der Trainer. "Ich hol den Quaffel." Er kommt mit einem Ball zurück, den sich die 13 der 15 Mitglieder des einzigen Münchner Quidditch-Teams "Münchner Wolpertinger" in verschiedenen Übungen zuwerfen. Bei einigen blitzt schon der neonfarbene Mundschutz auf.
Es ist ein ganz besonderes Turnier, das an diesem Wochenende auf den Hockeyfeldern des Sportparks Nymphenburg ausgetragen wird: die Deutschen Winterspiele im Quidditch. Jeder, der schon einmal mit der berühmten Harry-Potter-Reihe von J.K. Rowling in Berührung gekommen ist, kennt den Zauberersport, der im Buch auf fliegenden Besen gespielt wird. Seit 2005 gibt es ihn auch in der Muggelwelt – also der Welt der Nichtmagier. Und seit November 2015 auch in München.
"Als ich aus Toulouse her zog, konnte ich nicht fassen, dass es in der drittgrößten Stadt Deutschlands kein Quidditch-Team gibt", erzählt eine der Gründerinnen, die 24-jährige Apolline Tabourot. Sie hat die Position der "Jägerin". Von den Jägern gibt es drei, die versuchen, den "Quaffel" (einen Volleyball) durch die drei Ringe der gegnerischen Mannschaft zu befördern, um Punkte zu bekommen. Dazu gibt es einen "Hüter", der die Tore bewacht, zwei Treiber, die mit Dodgebällen die gegnerischen Spieler abwerfen können – und natürlich den Schnatz.
Siegerfoto: Das erste Spiel gewinnen die Wolpertinger souverän.
Erst wird belächelt, dann gestaunt
In der Harry-Potter-Welt ist das ein kleiner fliegender Ball, der gefangen werden muss, um das Spiel zu beenden. In der realen Welt ist es ein wendiger Spieler, dem man einen Tennisball abjagt. Ein Spiel dauert etwa 30 Minuten, als Besenersatz tragen die Spieler PVC-Stangen.
Das kann man komisch finden. "Erst wird gelacht oder verwundert geguckt", erzählt der 20-jährige Co-Trainer Oskar Paul. "Aber wer einmal zugesehen hat, merkt schnell, dass es ein tougher Sport ist."
Bei den Winterspielen treten die Wolpertinger gegen 17 Mannschaften aus ganz Deutschland an. Buben und Mädchen spielen gemeinsam, so sieht es der Deutsche Quidditchbund in seinem Regelwerk vor. Vor dem Spiel versammelt Paul alle zum Schlachtruf: "Wolper, wolper, wolper", ruft er, "tinger, tinger, tinger", schallt es im Chor zurück. Für das erste Spiel wirkt es, dann fällt das Team zurück. Am Ende reicht es leider nur für die untere Tabellenhälfte: Die Wolpertinger belegen am Ende den 13. Platz. Das Turnier gewinnen die Rheinos Bonn: Sie besiegen die Three River Dragons im Finale 80:40.
Doch für die Harry-Potter-Sportler geht es ohnehin um mehr: "Ich habe davor lange Fußball gespielt", erzählt Paul. "Quidditch hat eine ganz andere Atmosphäre. Auf dem Platz wird gekämpft, aber danach fallen sich alle in die Arme. Der Umgang ist viel respektvoller, liebevoller". Und Tabourot ergänzt: "Wir mögen ja vielleicht auf manche ein bisschen lächerlich wirken mit unseren Besen. Aber dafür halten wir zusammen."
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