Quaki unterm Messer
München – Im Teddybärkrankenhaus können Kinder ihre Kuscheltiere verarzten lassen – und von der Untersuchung bis zum OP dabei sein. So sollen sie lernen, dass der Arztbesuch nichts Schlimmes ist.
Quaki geht es gar nicht gut. Er ist vom Hochbett gestürzt und hat nun ein großes Loch im Kopf, erzählt sein besorgter Besitzer Emil. Die kleine Schildkröte kommt sofort auf den Behandlungstisch und wird genauestens untersucht. Die Diagnose: Sofort in den OP! Ausgestattet mit Mundschutz und Narkosegerät hilft Emil der Chirurgin, den kleinen Patienten wieder zusammenzuflicken.
Notfälle wie diesen gibt es zum Glück selten im Teddybärkrankenhaus. Gebrochene Knochen dagegen sind bei den Kuscheltierpatienten sehr verbreitet und werden genau wie beim richtigen Arztbesuch versorgt. Nachdem die kranken Tierchen und Puppen mit ihren Begleitern aus dem Wartezimmer aufgerufen werden, geht es zuerst an den Untersuchungstisch: Wie groß ist der Patient? Wie schwer? Welche Symptome konnten beobachtet werden?
Die angehenden Mediziner und Medizinerinnen, die an der LMU und TU München studieren und sich freiwillig für das Projekt gemeldet haben, tragen alles sorgsam in das vorgedruckte Formular ein. Wenn Bruchgefahr besteht, müssen Teddy, Hund und Co. unter den Röntgenstrahl. Dann wird der gebrochene Knochen endlich verarztet. Stoffigel Alessio traf es besonders schwer: Nach einem Flugzeugabsturz hat er sich alle vier Beine gebrochen. Wie gut, dass seine behandelnde Ärztin sofort alles verbindet, natürlich mit tatkräftiger Unterstützung von Alessios Begleiter. Sie rät zu einer Woche Bettruhe und ausgiebigen Kuschelstunden.
Die Behandlung ihrer liebsten Schmusetiere soll den 1100 Kindern im Vorschulalter, welche die Teddybärklinik vom 8. bis 10. Juni besuchen, vor allem zeigen, dass ein Arzt da ist, um zu helfen. „Das Wichtigste ist, die Schmerzen ernst zu nehmen“, erklärt der angehende Humanmediziner Matthias Börschel. Das gilt für die Kuscheltierpatienten, aber natürlich auch dann, wenn die Kinder selbst einmal krank sind.
Oftmals fürchten sich kleine Kinder vor dem Arztbesuch, umgekehrt sind auch die Studenten dankbar, wenn sie hier schon einmal den Umgang mit den kleinen Patienten üben können. „Man muss lernen, die Distanz abzubauen. Dabei darf man den Kindern nichts verheimlichen. Wenn etwas weh tun wird, sollte man es auch sagen. Dann reagieren Kinder oft tapferer als die Erwachsenen“, erzählt Börschel.
Die Angst vorm Arzt nehmen will auch die Station Zahnmedizin. Hier gibt es erste Hilfe für Puppe Lena, die ihre Zähne nicht richtig geputzt hat und jetzt unter Karies leidet. Aber wie putzt man denn nun richtig? An einem Gebiss können die Kinder ihre Technik demonstrieren, die Studentinnen geben Tipps, Zahnbürsten und Zahnpasta.
Wenn das nicht reicht, geht es zur Apotheke: Jedes Kind bekommt ein Rezept ausgestellt, mit dem es hier die richtigen Tropfen für das jeweilige Wehwehchen abholen kann. Anschließend können die Kinder noch raten, wie viel Zucker in verschiedenen Leckereien wie Nutella, Keksen oder Cola ist. Zur Belohnung gibt es ein Geschenk und zum Schluss noch eine Tapferkeitsurkunde.
Viel wichtiger ist den kleinen Tierbegleitern aber, dass ihre Lieblinge endlich wieder auf dem Weg der Besserung sind – den Ärzten des Teddybärkrankenhauses sei dank.