Pussy Riot in den Kammerspielen: Putin omnipräsent

München - Im Vorfeld machte insbesondere die Reise von Pussy Riot-Gründungsmitglied "Mascha" Aljochina Schlagzeilen, die, so wird es an dem Abend gerne betont, keine Flucht aus Russland gewesen sei, sie habe vielmehr "einen Wunderweg" gefunden. Als Essenslieferantin verkleidet konnte sie ihrem Hausarrest entkommen und ist nun seit ein paar Tagen mit Pussy Riot auf Tour. Am Dienstagabend stand sie auf der Bühne des Schauspielhauses der Kammerspiele, gemeinsam mit Olga Bordisova (Gesang), Diana Burkot (Musik) und Anton Ponomarev (Saxophon).
Pussy Riot in München: Putin überall
Mit im Saal: Wladimir Putin, wenn auch nur als Papp-Aufsteller in der Ecke, in Gefängnisklamotten und mit eindeutigen Sprüchen verziert. Die Show, eine Mischung aus Electroclash-Konzert und Spoken-Word-Performance, zeichnet in einer gnadenlosen Stunde die Geschichte von Pussy Riot nach: Die erste medienwirksame Aktion auf dem Roten Platz in Moskau, dann das weltweit rezipierte Punk-Gebet in der Erlöser-Kirche 2012 und der darauf folgende Kampf mit dem Staatsapparat Wladimir Putins, der Pussy Riot aus der Öffentlichkeit verbannen will. Sie erzählen lautstark Absurditäten aus den Gerichtsprozessen nach, schildern bedrückende Szenen aus dem Straflager und zeigen zum Ende hin auch ganz aktuelle Bilder aus dem Ukrainekrieg.
Pussy Riot: Wut, Frustration, Spott
All das passiert mit einer Mischung aus blanker Wut, tiefer Frustration, aber auch Spott und Verachtung für diesen maskulinen Machtapparat, der so lange schon in Russland operiert. Sie nennen einen ganz einfachen Grund, warum sie das machen: um den Menschen in der Ukraine zu helfen. Sie rufen dazu auf, Geld zu spenden, geflüchtete Ukrainer bei sich aufzunehmen oder sich anderweitig zu engagieren.
Wer redet da eigentlich?
Was Pussy Riot mit ihrer Performance aber auch zeigen, und das mehr als eindrücklich an diesem Dienstagabend an den Kammerspielen: Wie wichtig es ist, dass diese Geschichten erzählt werden, die ein Staatsapparat mit aller Macht zu unterdrücken versucht. Und dass sie gehört werden. Von möglichst vielen Leuten.